Als wir alle gegen 7:00 Uhr morgens aufstehen, ist es bewölkt und trotzdem schon extrem heiß und schwül.
Wir frühstücken, packen alles zusammen
und füllen die beiden inzwischen leer getrunkenen 25-Liter-Wasserkanister
mit dem ziemlich salzig schmeckenden Wasser, das hier aus dem Hahn tröpfelt
auf. (Das Befüllen jedes der beiden Kanister dauert auf Grund des
mangelnden Drucks jeweils ca. 30 min.!) und verlassen das Save The Rhino-Camp
in Richtung Süden, bzw. Westen.
Zusätzlich gibt es noch ein weiteres
Problem: Der 3. Gang springt in regelmäßigen Abständen
raus.
Erst beim 4. oder 5. Nachgucken hat Ansgar
das Problem gefunden. (Dass er es überhaupt findet, finde ich aber
schon überaus beachtlich!): Aus absolut unerklärlichen Gründen
sind zwei massive Gummipuffer, die den Motorblock auf beiden Seite abfedern
und in Position halten, durchgebrochen! Eines der beiden Hälften berührt
dadurch jetzt den heißen Auspuff, schmilzt langsam vor sich hin und
verursacht so den Gestank!
Und dadurch, dass diese beiden Puffer den
Motor jetzt nicht mehr in Position halten können, ist der gesamt Motorblock
nach unten weggesackt und hat das Getriebe verzogen, was wiederum dazu
führt, dass der 3. Gang so sehr unter Spannung steht, dass er von
selbst rausspringt!
Da hätte wir es also mit einem ziemlich
substantiellen Problem zu tun, denn dass der Motor nicht komplett rausgefallen
ist, liegt nur an der Konstruktionen des Chassis!
So möchte Ansgar auf keinen Fall weiter fahren. Er fährt Roda von der Straße und wir bauen das als erstes das Sonnendach auf, denn es ist Mittag und glühend heiß, es gibt in dieser Gegend keinen einzigen Schatten spendenden Baum und bevor der Motor nicht abgekühlt ist, kann Ansgar eh nichts unternehmen.
Es gibt drei Möglichkeiten:
Entweder wir warten hier und hoffen, dass
heute, morgen oder übermorgen jemand vorbei kommt, der uns bis nach
Uis abschleppen kann. Dass jemand, der hier vorbei kommt, uns diese 50
oder 60 km bis nach Uis abschleppen würde, wäre ziemlich wahrscheinlich,
denn in einem Land, das so einsam ist, hilft man sich in aller Regel gegenseitig.
Voraussetzung dafür wäre lediglich, dass jemand vorbei kommt.
Und genau das ist wiederum ziemlich unwahrscheinlich, denn die Straße,
neben der wir jetzt stehen führt eigentlich ausschließlich zum
Save The Rhino-Camp und dort herrscht nun wirklich kein großer Betrieb.
Die zweite Möglichkeit wäre, dass einer von uns (im Zweifelsfall Ansgar) mit viel Wasser, Essen und allem möglichen anderen ausgerüstet zu Fuß in Richtung Uis geht und Hilfe holt. Bei 50 oder 60 km ist das aber auch keine verlockende Idee...
Also bleibt als dritte Möglichkeit nur
der Versuch der Selbsthilfe und des Versuches, den Roda wieder fahrtüchtig
zu machen und den nimmt Ansgar mit ein bißchen Assistenz von Heike
und mir jetzt in Angriff:
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Zuerst bockt er das Auto, bzw. den Motor
auf. Schon dazu bedarf es einer Konstruktion von 2 Holzbrettern und einem
flachen Stein, auf dem der bis zu 4 Tonnen hebende Wagenheber angesetzt
wird, um überhaupt die nötige Höhe zum Anheben des Motorblocks
zu schaffen.
Dann baut Ansgar von unten her einen der
beiden Puffer aus. Wie gesagt ist er durchgebrochen und die Hälfte,
an der noch das Gummi hängt ist schon bis auf ca. die Hälfte
runter geschmolzen. Jetzt gilt es, aus den durchaus begrenzten, uns zur
Verfügung stehenden Mitteln ein Ersatzteil zu basteln und ich komme
mir plötzlich wie einer der Astronauten von Apollo 13 vor!
Aber gemeinsam sind wir wirklich erfinderisch:
Zunächst kratzen wir das, was von den
Gummipuffern noch übrig geblieben ist, von den beiden Metallscheiben,
auf die sie aufvulkanisiert waren, ab.
Mit dem Taschenmesser sägen wir dann
ein ca. 6 cm x 6 cm großes Stück Holz aus unserem Frühstücksbrett
und schneiden aus einer Gummifußmatte zwei ebenfalls ca. 6 cm x 6
cm große Stücke Gummi aus. (Von den zwei Stücken benutzt
Ansgar schließlich aber doch nur eins, weil der selbstgebastelte
Puffer sonst zu dick geworden wäre.)
Diese Konstruktion wird im Motorraum in
die dafür vorgesehene Stelle geschoben und mit Draht und Gaffatape
fixiert. Und das unglaublich ist: Es funktioniert und hält!!!
Und damit hat sich ein alte Landrover-Weisheit
bestätigt:
Landrover gehen zwar alle Nase lang kaputt,
sie lassen sich aber immer mit relativ geringem Aufwand und selbst durch
einen Nicht-Mechaniker reparieren und bringen einen garantiert immer nach
Hause!
Auf der anderen Seite des Motors gibt es
ja eigentlich genau das gleiche Problem, aber dadurch, dass der Motorblock
jetzt auf einer Seite fixiert ist, kann Ansgar sich die Reparatur der anderen
Seite vorerst sparen.
Und so fahren wir nach keinen zwei Stunden
wieder los. In langsamen Tempo und ganz vorsichtig so viele Bodenwelle
wie möglich umfahrend, holpern wir über das Wellblechmuster der
Schotterstraße Richtung Uis.
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Bis nach Uis zu fahren macht aber wenig Sinn,
denn es ist ja Samstag nachmittag und vor Montag würden wir für
Roda eh nichts tun können. Und selbst am Montag könnte das noch
schwierig werden, denn viele Geschäfte haben gleich bis zum 10. Januar
geschlossen. Und selbst nur bis Montag im langweiligen Uis rumzuhängen
tut nicht wirklich Not, also biegen wir irgendwann links von der Straße
ab und suchen uns an einem kleinen Felsmassiv mit herrlichem Blick auf
den Brandberg einen guten Übernachtungsplatz.
Zu Feier, dass wir so gut hier angekommen
sind, trinken wir erst mal den restlichen Rotwein auf.
Wir vertrödeln noch ein wenig Zeit
mit ditt unn datt und nichts besonderem und fangen dann ziemlich früh
mit Kochen an. Es gibt Nudeln mit Thunfisch, Zwiebeln und Mais und dazu
Weißkohlsalat. Sehr lecker!
Leider ist durch den relativ starken Wind,
der heute den ganzen Tag geweht hat, die Luft mit Staub erfüllt und
wir sehen den Brandberg wie durch eine Dunstschicht. Sonst hätte uns
die Abendsonne gezeigt, woher der Brandberg seinen Namen hat...
Dann sitzen wir noch ein wenig zusammen,
gehen aber zu unserer normalen Zeit gegen 21:00 Uhr schlafen.
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