SAMSTAG, 1. JANUAR 2005

Als wir alle gegen 7:00 Uhr morgens aufstehen, ist es bewölkt und trotzdem schon extrem heiß und schwül.

Wir frühstücken, packen alles zusammen und füllen die beiden inzwischen leer getrunkenen 25-Liter-Wasserkanister mit dem ziemlich salzig schmeckenden Wasser, das hier aus dem Hahn tröpfelt auf. (Das Befüllen jedes der beiden Kanister dauert auf Grund des mangelnden Drucks jeweils ca. 30 min.!) und verlassen das Save The Rhino-Camp in Richtung Süden, bzw. Westen.
 
Ein erster Blick auf
den Brandberg
Wir sind auf dem Weg südlich am Brandberg entlang Richtung Uis, als der Motor an zu stinken fängt. Wir halten mehrmals an und Ansgar guckt unter die Motorhaube um den Grund des Gestankes ausfindig zu machen. Aber er kann nicht herausfinden, woran es liegt. Handbremse und Bremsbacken sind OK, Kühler und all die diversen Öle, die dieser Motor braucht, auch.

Zusätzlich gibt es noch ein weiteres Problem: Der 3. Gang springt in regelmäßigen Abständen raus.
Erst beim 4. oder 5. Nachgucken hat Ansgar das Problem gefunden. (Dass er es überhaupt findet, finde ich aber schon überaus beachtlich!): Aus absolut unerklärlichen Gründen sind zwei massive Gummipuffer, die den Motorblock auf beiden Seite abfedern und in Position halten, durchgebrochen! Eines der beiden Hälften berührt dadurch jetzt den heißen Auspuff, schmilzt langsam vor sich hin und verursacht so den Gestank!
Und dadurch, dass diese beiden Puffer den Motor jetzt nicht mehr in Position halten können, ist der gesamt Motorblock nach unten weggesackt und hat das Getriebe verzogen, was wiederum dazu führt, dass der 3. Gang so sehr unter Spannung steht, dass er von selbst rausspringt!
Da hätte wir es also mit einem ziemlich substantiellen Problem zu tun, denn dass der Motor nicht komplett rausgefallen ist, liegt nur an der Konstruktionen des Chassis!

So möchte Ansgar auf keinen Fall weiter fahren. Er fährt Roda von der Straße und wir bauen das als erstes das Sonnendach auf, denn es ist Mittag und glühend heiß, es gibt in dieser Gegend keinen einzigen Schatten spendenden Baum und bevor der Motor nicht abgekühlt ist, kann Ansgar eh nichts unternehmen.

Es gibt drei Möglichkeiten:
Entweder wir warten hier und hoffen, dass heute, morgen oder übermorgen jemand vorbei kommt, der uns bis nach Uis abschleppen kann. Dass jemand, der hier vorbei kommt, uns diese 50 oder 60 km bis nach Uis abschleppen würde, wäre ziemlich wahrscheinlich, denn in einem Land, das so einsam ist, hilft man sich in aller Regel gegenseitig. Voraussetzung dafür wäre lediglich, dass jemand vorbei kommt. Und genau das ist wiederum ziemlich unwahrscheinlich, denn die Straße, neben der wir jetzt stehen führt eigentlich ausschließlich zum Save The Rhino-Camp und dort herrscht nun wirklich kein großer Betrieb.

Die zweite Möglichkeit wäre, dass einer von uns (im Zweifelsfall Ansgar) mit viel Wasser, Essen und allem möglichen anderen ausgerüstet zu Fuß in Richtung Uis geht und Hilfe holt. Bei 50 oder 60 km ist das aber auch keine verlockende Idee...

Also bleibt als dritte Möglichkeit nur der Versuch der Selbsthilfe und des Versuches, den Roda wieder fahrtüchtig zu machen und den nimmt Ansgar mit ein bißchen Assistenz von Heike und mir jetzt in Angriff:
 

Der Motor wird aufgebockt, ...


 

... aus dem Frühstücksbrett wird ein Stück herausgesägt...

 

... und mit Hilfe zweier Fußmattenstücke und Draht zu einer neuen Motor-Aufhängung verarbeitet!

Zuerst bockt er das Auto, bzw. den Motor auf. Schon dazu bedarf es einer Konstruktion von 2 Holzbrettern und einem flachen Stein, auf dem der bis zu 4 Tonnen hebende Wagenheber angesetzt wird, um überhaupt die nötige Höhe zum Anheben des Motorblocks zu schaffen.
Dann baut Ansgar von unten her einen der beiden Puffer aus. Wie gesagt ist er durchgebrochen und die Hälfte, an der noch das Gummi hängt ist schon bis auf ca. die Hälfte runter geschmolzen. Jetzt gilt es, aus den durchaus begrenzten, uns zur Verfügung stehenden Mitteln ein Ersatzteil zu basteln und ich komme mir plötzlich wie einer der Astronauten von Apollo 13 vor!

Aber gemeinsam sind wir wirklich erfinderisch:
Zunächst kratzen wir das, was von den Gummipuffern noch übrig geblieben ist, von den beiden Metallscheiben, auf die sie aufvulkanisiert waren, ab.
Mit dem Taschenmesser sägen wir dann ein ca. 6 cm x 6 cm großes Stück Holz aus unserem Frühstücksbrett und schneiden aus einer Gummifußmatte zwei ebenfalls ca. 6 cm x 6 cm große Stücke Gummi aus. (Von den zwei Stücken benutzt Ansgar schließlich aber doch nur eins, weil der selbstgebastelte Puffer sonst zu dick geworden wäre.)
Diese Konstruktion wird im Motorraum in die dafür vorgesehene Stelle geschoben und mit Draht und Gaffatape fixiert. Und das unglaublich ist: Es funktioniert und hält!!!

Und damit hat sich ein alte Landrover-Weisheit bestätigt:
Landrover gehen zwar alle Nase lang kaputt, sie lassen sich aber immer mit relativ geringem Aufwand und selbst durch einen Nicht-Mechaniker reparieren und bringen einen garantiert immer nach Hause!

Auf der anderen Seite des Motors gibt es ja eigentlich genau das gleiche Problem, aber dadurch, dass der Motorblock jetzt auf einer Seite fixiert ist, kann Ansgar sich die Reparatur der anderen Seite vorerst sparen.
Und so fahren wir nach keinen zwei Stunden wieder los. In langsamen Tempo und ganz vorsichtig so viele Bodenwelle wie möglich umfahrend, holpern wir über das Wellblechmuster der Schotterstraße Richtung Uis.
 

Romantischer Zeltplatz in der Nähe des Brandbergs
Wir sehen doch wirklich nach Safari aus, oder?
Eine ziemlich interessant aussehende Pflanze!

Bis nach Uis zu fahren macht aber wenig Sinn, denn es ist ja Samstag nachmittag und vor Montag würden wir für Roda eh nichts tun können. Und selbst am Montag könnte das noch schwierig werden, denn viele Geschäfte haben gleich bis zum 10. Januar geschlossen. Und selbst nur bis Montag im langweiligen Uis rumzuhängen tut nicht wirklich Not, also biegen wir irgendwann links von der Straße ab und suchen uns an einem kleinen Felsmassiv mit herrlichem Blick auf den Brandberg einen guten Übernachtungsplatz.
Zu Feier, dass wir so gut hier angekommen sind, trinken wir erst mal den restlichen Rotwein auf.
Wir vertrödeln noch ein wenig Zeit mit ditt unn datt und nichts besonderem und fangen dann ziemlich früh mit Kochen an. Es gibt Nudeln mit Thunfisch, Zwiebeln und Mais und dazu Weißkohlsalat. Sehr lecker!
Leider ist durch den relativ starken Wind, der heute den ganzen Tag geweht hat, die Luft mit Staub erfüllt und wir sehen den Brandberg wie durch eine Dunstschicht. Sonst hätte uns die Abendsonne gezeigt, woher der Brandberg seinen Namen hat...
Dann sitzen wir noch ein wenig zusammen, gehen aber zu unserer normalen Zeit gegen 21:00 Uhr schlafen.
 

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