MITTWOCH, 29. DEZEMBER 2004

Auch wenn es hier in den Ausläufern des Etendekerplateaus merklich kühler als in der Kalahari ist, habe ich in meinem Zelt ganz gut geschwitzt. Heike, Ansgar und Daan hatten es auf ihrer Matratze von der Temperatur her wohl angenehmen, aber da es hier vermutlich jede Menge Skorpione und auch die eine oder andere Schlange gibt, war mir die Zeltlösung doch lieber.
 

Die karge Landschaft 
der Farm Krone
Nachdem wir gestern doch auch wieder ziemlich lange im Auto gesessen haben, steht der Beschluß fest, dass wir heute den ganzen Tag hier bleiben wollen. Die nach Norden ausgerichtete „Halb-Höhle“ wird uns den ganzen Tag den nötigen Schatten spenden können.

Und so verbringen wir den Tag ganz gemütlich: Ich schreibe viel und suche ein paar hübsche Steine, Heike entdeckt beim Feuerholzsuchen eine ungiftige Peitschenviper und vertieft sich daraufhin in Ansgars neues Schlangenbuch und Ansgar kriecht mal wieder unter den Roda und stellt fest, dass die Kardanwelle einen Schlag hat, kann aber nicht sagen, ob das durch unser gestriges Aufsetzen passiert ist oder schon immer so war oder vielleicht sogar so sein muß.

Heike und Ansgar überlegen, ob sie bei ihrem nächsten längeren Namibiaaufenthalt (der möglicherweise schon nächsten Winter ansteht) um ein wenig Geld zu verdienen vielleicht eine halb-wissenschaftliche Exkursion in dieses Gebiet anbieten sollen, bei der Ansgar die hier so wunderbar sichtbare Geologie der Gegend erklären könnte.
 

Lebendige Geologie:
Die versteinerte Düne unter der wir unser Lager aufgeschlagen haben.
Erkaltete Lava hat die versteinerte Düne überlagert.
Der Wind hat ein Loch in den weichen Sandstein geblasen.

Das wir hier unter einer versteinerten Düne sitzen, habe ich ja gestern schon erfahren, aber jetzt erklärt Ansgar mir noch einiges mehr: Die deutlich zu erkennende oberste Schicht des Berges ist nicht – wie der Rest des Berges – sandfarben, sondern besteht aus dunklem Gestein. Das ist erkaltete Lava, die hier vor ca. 132 Millionen Jahren an die Oberfläche getreten ist. Um diese Zeit driftete der eine große, Gondwana genannte Kontinent, den es damals gab, auseinander und bildete das heutige Süd-Amerika und das heutige Afrika. Es war eine Zeit in der die Erde sehr aktiv war; es gab jede Menge Erdbeben und Vulkanausbrüche und viele der „Landschaften“, die wir heute kennen, bildeten sich in dieser Zeit.
In dieser kargen Landschaft, in der auf Grund des mangelnden Regens so wenig Verwitterung statt findet und in der der Mensch kaum merklich Spuren hinterlassen hat, kann man die Geologie wie aus einem offenen Buch ablesen – jedenfalls, wenn man Geologe ist!
Ansgar kann mir auch noch Stellen zeigen, an denen die flüssige Lava an die Erdoberfläche gedrängt und schließlich in ihrem eigenen Schlot erkaltet ist, zeigen und er erzählt mir, dass es hier in der Gegend noch jede Menge anderer interessanter geologischer Dinge zu sehen gibt.
Und all das könnte er ja genau so gut eine Gruppe von an Geologie interessierten Stundenten und / oder Touristen erklären. Vielleicht ist das also wirklich eine Idee für die Zukunft?!?
 
Wir lümmeln wirklich konsequent den ganzen Tag in der Gegend rum: Heike und Daan machen einen ausführlichen Mittagsschlaf, Ansgar liegt noch eine zweite Runde unter Roda, bestreitet mit Kehrblech und Schaufel bewaffnet den täglichen Sisyphuskampf gegen den Sand (...), futtert eine Schneise durch unsere Brotvorräte und ich lese den SAS Survival Guide und lerne alles mögliche über Fallenstellen, eßbare und giftige Pflanzen, internationale Notrufsignale, und, und, und...

Während Heike und Daan schlafen, beobachten Ansgar und ich eine aus ca. 20 Tieren bestehende Herde Paviane, die einen Berghang überquert und dann die Wasserstelle neben dem Farmhaus ansteuert und dort auf einem der Bäume verschwindet.
 

Das ehemalige Farmhaus der Farm Krone.

 

Wenn man den Blick aus dem Fenster sieht, kann man am ehesten verstehen, warum jemand in dieser Gegend wohnen möchte.
Die Überreste der Dach-Konstruktion. Alles Brauchbara ist von den Damaras entfernt worden.
Die zu dem Farmhaus gehörende Wasserstelle

 

Fast schon ein romantisches Plätzchen...

 

Aus Stöcken und Ästen ist ein Kral gebaut, in dem man eine Herde Tiere zusammen halten kann.

Gegen Abend, als es etwas kühler geworden ist, machen wir einen kurzen Spaziergang zu dem verlassenen Farmhaus und der Quelle. Von den Festern des Hauses aus hat man einen wirklich fantastischen Blick über das Huabtal (fast so schön wie von der Düne aus und man kann schon nachvollziehen, warum jemand sein Haus ausgerechnet hier hin gestellt hat – zumindest vom Ausblick her. Die Landschaft selbst ist und bleibt ungastlich und lädt nicht wirklich zum dauerhaften Verweilen ein.

Zum Abendessen gibt es eine leckere Lauch-Mais-Kartoffel-Suppe und wir trinken den leckeren Rotwein, den wir in einem 5-Liter-Kanister in Outjo gekauft haben.
Wir werden alle recht fröhlich und redselig und sitzen noch verhältnismäßig lange – bis nach 21:00 Uhr!!! – zusammen und klönen.

PS:
Daan redet sich für gewöhnlich selbst in den Schlaf. Er scheint dabei alles am Tag erlebte zu verdauen. Und dabei kommen dann Sätze wie der folgende heraus:
Papa – Rinna [= Corinna]– Papa – Rinna – Papa – Rinna – Roda.
Mama – Mütze – heiß – Papa – Rinna – Papa – Rinna – Papa – Rinna – Roda.
Heiß – Ana [= Anhänger] – Mama – Papa – Mütze – heiß – Roda.
 

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