Aus der gestern kurz andiskutierten Idee,
heute schon mit der Sonne aufzustehen und mit der ersten Toröffnung
um 6:15 Uhr zu einem morgendlichen Game Drive aufzubrechen, wird nichts.
(In Etoscha werden die Tore der Camps aus Sicherheitsgründen für
Mensch und Tier über Nacht geschlossen und man darf sich auf keinen
Fall jenseits der Tore aufhalten!)
Im Gegenteil: Ich wache später als
gewöhnlich auf. Da die meisten Tiere nun aber mal am Morgen und an
Abend unterwegs sind, beeilen wir uns mit dem Frühstücken und
Zusammenpacken der Ausrüstung, so dass wir gegen 7:15 Uhr an den lustigen
Mangusten, die es auf den Rasenflächen des Camps gibt, vorbei fahren
und Namutoni verlassen.
Schon auf dem Weg nach Chudop sehen wir
ganze Herden von Giraffen,
die in aller Ruhe vor uns über die Straße laufen. |
Das erste Wasserloch, das heut morgen auf
unserer Strecke liegt, heißt Chudop und ist gleich ein voller Erfolg:
Von den diversen Raubkatzen einmal abgesehen sind die einzigen Tiere, die
wir bisher noch nicht gesehen haben und die ich ganz besonders gerne mag,
die Giraffen. Und von denen bekommen wir hier gleich eine ganze Überdosis
präsentiert! Schon auf dem Weg zum dem kleinen, in einer Mulde gelegenen
nicht besonders frisch riechende, kleine Wasserloch mit der Schilfinsel
in der Mitte sehen wir die ersten vier Giraffen.
Als wir das Loch erreichen, erwartet uns
dort eine Herde von 13 Tiere und nach dem diese Familie einige Zeit später
die Tränke wieder verlassen hat, kommt gleich eine neue, diesmal sogar
aus 17 Tieren bestehende Herde / Familie, in der auffallend viele Jungtiere
mitlaufen. Ein wunderbarer Anblick!
Aber auch abgesehen von den Giraffen wird
uns hier eine reichhaltige Fauna geboten. Oryx-Antilopen, Elans und Kudus,
Springböcke und die kleinen grazilen Impalas, ein Schakal und natürlich
jede Menge Zebras.
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Zebras scheint es hier wirklich im Überfluß
zu geben. Überall, auch weit ab der Wasserlöcher sieht man Herden
– die meisten aufgereiht wie Perlen auf einer Kette – über die weiten
Grasebenen ziehen.
Dass wir in Khaudum und im Nyae Nyae Conservancy
keine Zebras gesehen haben ist, laut Heike, übrigens kein Wunder,
denn im ganzen Nyae Nyae Conservancy solle es nur (noch) ein einziges Zebra
geben, das mit einer Herde Wilderbeests mitläuft. Seinerzeit war im
Nyae Nyae wohl mal eine ganze Herde Zebras ausgewildert worden, aber die
Tiere hatten sich dort nicht gehalten... wenn es auch vor vier Jahren schon
nur noch dieses eine Zebra gab, können wir stolz behaupten, es gesehen
zu haben!
Nachdem wir uns in Chudop ja schon über
den Geruch des Wasser gewundert hatten, sind wir auch hier über den
Zustand des Wasserlochs überrascht: Das Wasser steht so tief, dass
die Zebras in die Betonrinne hinein springen müssen um vernünftig
trinken zu können! Heike erinnert daran, dass gerade Weihnachten war
und die meisten Parkranger vermutlich frei haben und zu Hause bei ihren
Familien sind, aber ich finde schon, dass es auch – und gerade zu
den Feiertagen, wenn besonders viele Touristen hier sind, möglich
sein sollte, die wenigen Wasserlöcher, die es in Etoscha gibt, in
Ordnung zu halten...
Er hat nur noch einen Stoßzahn und
das sollte ein Zeichen dafür sein, dass wir es hier eigentlich mit
einem ziemlich aggressiven Exemplar zu tun haben, denn ein fehlender Stoßzahn
ist in der Regel ein Zeichen für einen heftigen Kampf.
Und außerdem bemerkte Robin ganz richtig,
dass so ein ausgeschlagener Stoßzahn ja auch gewaltige Zahnschmerzen
verursachen kann. Und dass 30 Jahren Zahnschmerzen einen Elefanten etwas
griesgrämig werden lassen können, kann man doch absolut nachvollziehen...
Aber trotz ausgeschlagenem Stoßzahn
ist unser Elefant die Ruhe selbst!
Und dann – einige Kilometer weiter – entdeckt
Ansgar doch tatsächlich ein weißes-, bzw. Breitmaulnashorn (die
etwas weniger aggressivere Sorte), das ca. 80 m neben der Straße
steht. Das ist etwas ganz besonderes, denn normalerweise verschwinden die
paar Nashörner, die es hier gibt, tagsüber im tiefen Busch und
das Touristen in Etoscha ein Nashorn sehen, passiert so gut wie nie. Dieses
Nashorn aber hat es nicht wirklich eilig, im Busch zu verschwinden! Es
ist für uns zwar durch ein paar Büsche halb verdeckt, aber doch
absolut nah genug, dass wir es in Ruhe fotografieren können.
Die Mittagsstunden verbringen wir dann in
Halali. (Die meisten sprechen diesen Ort Haláli aus, obwohl
das am Eingangstor angebrachte Posthorn meiner Meinung nach eher auf die
Aussparche Halalí deutet.) Halali ist das mittlere der drei Etoscha-Camps
und diente mit seinen zwei kleinen Hügeln in der sonst komplett flachen
Umgebung den deutschen Endeckern und Kolonialisten als Übermittlungspunkt
für telegrafische Depeschen.
Auf dem Parkplatz vor dem Hauptgebäude
basteln wir uns Sandwiche, trinken kaltes Mineralwasser und essen Eis!
Dann gehen Heike und ich mit Daan in den wunderschönen großen
Pool. Das Wasser ist klar, nicht so doll gechlort und hat die perfekte
Temperatur! Hier könnte ich mich tagelang aufhalten!
Bevor wir wieder aufbrechen kommen wir noch
mit einem Potsdamer Geographen ins Gespräch: Nach Beendigung seines
Studiums ist er mir seiner Freundin zusammen aufgebrochen und hat seit
dem die gesamte afrikanische Westküste bereits. Jetzt hat er für
ein paar Monate einen Job im Youth Hostel in Tsumeb angenommen, bevor es
ab März auf die auf ca. acht Monate angesetzte Rückreise entlang
der Ostküste Afrikas gehen soll. Schon faszinierend! Sein Erfolgskonzept
lautet: Ruhe bewahren; und wenn ihm ein Grenzbeamter nur gegen eine Bestechungsgebühr
passieren lassen will, dann hat er des öfteren auch schon sein Zelt
vor dem Grenzbaum mitten auf der Straße aufgeschlagen, um die lokale
Bevölkerung auf die unlauteren Machenschaften ihres Landsmannes aufmerksam
zu machen. Das behauptet er jedenfalls...
Heike und Ansgar bezeichnen ihn später
als typischen Geographen. Da ich nicht weiß, wie Geographen typischerweise
sind, nehme ich das einfach mal so hin und gehe ab jetzt davon aus, dass
Geolgraphen schon eine ordentlich Portion Phantasie und möglicherweise
auch eine Rolle Seemannsgarn mit ins Leben tragen... :)
Den zweiten Teil der Etoscha-Strecke – von
Halali nach Okaukuejo – fahren wir etwas zügiger, denn wir haben beschlossen,
dass wir nicht noch eine zweite Nacht im Park verbringen wollen. Ersten
weil wir N$ 240,- + 110,- = N$ 350,- doch eine ganze Menge Geld finden
und zweitens weil weder in Halali noch in Okaukuejo die Zeltplätze
wirklich attraktiv sind.
Statt dessen willen wir noch bis in die
Nähe von Outjo, ca. 100 km südlich des Parks fahren.
Also geben wir ein wenig Gas. Jetzt, wo es am heißesten ist, hat man eh die wenigsten Chancen, Tiere zu sehen. Trotzdem sehen wir an einem Wasserloch noch einmal einen Elefantenbullen, der seine Männlichkeit so deutlich zur Schau stellt, dass es aussieht, als stünde er auf sechs Beinen! (4 Beine + Rüssel + Penis). Dafür fehlt von seinem anderen Schwanz ein Stück! Der erste kupierte Elefant, den wir sehen!
Jetzt fehlen uns zu unserem kompletten (Tier-)Glück nur noch irgendwelche Großkatzen, aber die finden wir nicht. Weit entfernt können sie allerdings nicht sein, denn an einer Stelle riechen wir ganz deutlich, dass hier vor kurzem ein Löwe, ein Leopard oder ein Gepard seine Markierung hinterlassen haben muß!
In Okaukuejo halten wir noch einmal kurz
an. Wir werfen einen Blick auf das dortige Wasserloch, wo außer einem
Zebra und einigen Vögeln, die entweder Störche oder Sekretärsvögel
sind, rein gar nichts zu sehen ist. Lediglich in einem Baum neben der Wasserstelle
macht eine Kolonie Webervögel ganz unglaublich viel Krach!
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Buschmann-Hütte |
Kavango-Hütte |
Owambo-Hütte |
Wir verlassen Etoscha Richtung Süden
und fahren eine gute Stunde bis Outjo. Heike erinnert sich, dass ein paar
Kilometer vor der kleinen Stadt ein sehr nettes Camp war; aber als wir
vor dem Tor stehen hängt dort ein Zettel, der uns mitteilt, dass das
Camp bis Anfang Januar geschlossen. Ist...
Auch Ansgar hat hier in der Gegend schon
einmal nett übernachtet, aber auch seine Adresse – einige Kilometer
hinter Outjo gelegen – erweist sich als Fehlgriff. Das Camp gibt es zur
Zeit gar nicht.
Schließlich probieren wir es auf der
„Jannie + Mimi Linde“ gehörenden Farm Oppi Klippe. Auch hier sind
die Farmbesitzer nicht zu Hause, aber ein Zettel besagt, dass man den Campingplatz
trotzdem gerne nutzen kann. Man möchte bitte vorher nur mit dem „Telefon
auf dem Vogelkäfig“ Bescheid sagen. Und richtig: Über einem riesigen
Vogelkäfig, in dem unzählige bunte Wellensittiche hin und her
flattern, steht ein Telefon, auf dem Käfig selbst steht mit Edding
die Telefonnummer, die man anrufen soll!
Das probiere ich, lande aber nur auf einer
Handy-Mailbox. Ein einigermaßen gut Deutsch sprechender Schwarzer
meint aber, dass wir auf jeden Fall trotzdem hier campen können. Wir
folgen dem ausgeschilderten Weg und landen nach kurzer Fahrt sozusagen
am Ende der Welt: Vor uns türmt sich eine ca. 20 – 30 m hohe Felswand
auf: Das ehemalige Flußbett des hier vor Urzeiten geflossenen Ugabs.
Auf einem Motorrad und in einem Auto kommen
drei Männer, eine Frau und drei oder vier Kinder angefahren. Es sind
Verwandte der Oppi Klippe-Farmer und sie sind gekommen um das Geld für
die Übernachtung (N$ 20,- pro Person) zu kassieren. Sie erzählen
eine ganze Menge, von dem ich aber nicht viel mitbekomme, weil ich noch
so mit dem Aufbau des großen Zeltes beschäftigt bin.
Ich selbst werde heute mal das Dachzelt
des Rodas ausprobieren und nachdem das große Zelt aufgebaut ist und
die Farmer wieder verschwunden sind, zeigt Heike mir, wie diese ausgeklügelte
Konstruktion funktioniert.
Wir sind erst nach 18:30 Uhr hier angekommen
und bis zur Dunkelheit bleibt uns nicht mehr viel Zeit. Nach Einbruch
der Nacht muß man zwar noch nicht sofort schlafen gehen, aber ohne
Licht ist alles gleich viel mühsamer.
Zum Abendessen gibt es Nudeln mit einer
Zwiebel-Dosen-Champignon-Tomatenmark-Soße (Zwiebeln anbraten, Tomatenmark
mit anbraten, Wasser dazu, Pilze rein – alles bei sehr großer Hitze
noch kurz weiter kochen lassen. Fertig!)
Danach schmieden wir noch ein paar vage
Pläne für die nächste Woche aber bevor Ansgar sich morgen
nicht noch mal in seine Karten vertieft hat, Benzin- & Wasserbedarf
und die Befahrbarkeit der avisierten Strecke überprüft hat, kann
eh noch nichts entschieden werden.
Also bleibt es bei einigen groben Ideen
und gegen 21:15 Uhr liegen wir alle schon wieder im Bett.
Ich schreibe noch ca. eine Stunde.
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