Nick Cave – And The Ass Saw The Angle

Wohl das einzige Buch, das ich mir jemals selbst laut vorgelesen habe!
Warum? Der Sprache wegen!
Um dieses Buch zu schreiben hat Nick Cave sich mehrere Monate lang in einem Berliner Loft eingebunkert, und dort alle Lexikaas und Wörterbücher, die in den diversen Bibliotheken der Stadt finden konnte, um sich herum gestapelt. Ca. 1/3 der Worte, die in diesem Buch stehen, werden heute nicht mehr oder nur noch selten benutzt. Das macht das Lesen des Buches und das Verstehen des Inhaltes nicht gerade einfach; vor allem, wenn man das Buch auf Englisch liest, und die Geschichte komplett verworren, äußerst skurril und ziemlich eklig ist.
Den Reiz des Buches machte für mich aber wie gesagt die Sprache aus. Nick Cave kann mit Worten Bilder malen, und das schreibe ich jetzt nicht, weil es toll klingt, sondern weil es wirklich so ist:

[Kleiner Tip, auch wenn ihr über manche der Worte stolpern mögt: Lest es laut!]

The air had turned tactile and tinted red – it stuffed the valley thickly and there was an electricness about it that crackled inside my* head like paper. It kinda oozed – this air – oozed into my lungs, soupy across every crag and crack, every knurl and knoll, every ridge, every ditch, every hill and hole, through groves of cottonwood, each knotted chine, the knitted boles of the killing vine, each impressed dent and darksome hollow, even glen, gully, gulch, gorge, gill, glade, gallow – even this very fen, and I* expect this bog – yes, this suck, this darkling quag. There is the very blood of the air I could sense the most hell-born forecast, hear the murky thymes beneath its breath-bombinations, hexes and muttered spells – hear the beat if its breath – the first tremors, distant and faint, but coming, coming – feel its plodding pulse, now fuller still, its pounding! This special evil – Coming! Drumming! – and this special air tensed
to received it.

Oder auch:

Every dog has its day.
I am having mine now. My time is night. You’re too late Mister Hay-Rake, Mister Spade. I said, hey boss, take up that cross and put on your walking shoes. Yes, you loose, Mister Noose. Today belongs to me! Not thee! Me! Me! Me! This day is mine! Into the ranks of the elite I climb, saying, ‘This is the last day! This is the last day! This last day is mine!’ There are plenty others, brothers. Take your pick. Take your hoe. Take your goddamm gallow. Leave this day alone. Sift through all your yesterdays. Don’t count on your tomorrows. I can see them coming and it’s not a pretty sight. The fear is here. The fright. Here is the night.

*) ich habe mir hier die Freiheit genommen das umgangsprachliche “mah” durch das sprachlich korrekte “my” zu ersetzen, genau wie ic “ah” zu “I” bereinigt habe.
 

Wer also mal was völlig abgedrehte lesen möchte – und sich nicht all zu sehr vor Ekligem gruselt, der sollte sich dieses Buch mal vorknöpfen!
 
 

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Der große grüne PONS

Die Liste meiner Lieblings-Bücher wäre nun wirklich nicht komplett, wenn darin nicht auch das Buch, das ich unter Garantie am aller-häufigsten in die Hand nähme, enthalten wäre: Der große grüne PONS!
Auf schlappen 1.769 Seiten, präsentiert dieses Wunderwerk des modernen Lebens, ordentlich gebunden und makellos sortiert, fast alle englischen Worte, die ein suchender Mensch sich nur wünschen kann!
Liebevoll am altbewährten festhaltend, ignoriert er die neue deutsche Rechtschreibung komplett, klärt uns statt dessen aber über die Tücken jedes noch so unregelmäßigen englischen oder deutschen Verbs auf.
Der große grüne PONS wiegt 2,8 kg, hat ein alphabetisches Daumenregister, das kein Mensch braucht, kostet fast hundert Mark und hilf immer!

Eine Leseprobe spare ich mir.
 
 

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Susanna Tamaro – Geh, wohin dein Herz dich trägt
Mein schönstes Liebes-Geschichtenbuch – Teil 1

Dieser Roman von Susanna Tamaro hat, so erzählte man mir, lange Wochen in den deutschen Bestsellerlisten gebracht, und mag daher vielleicht einigen von Euch bekannt sein.
Ich habe mich noch nie um diese Listen gekümmert, und hielt dieses Buch für meine eigene gelungene Entdeckung, bis ich eben eines anderen belehrt wurde...

Sei es drum – das Lesen lohnt sich trotzdem!

Geh, wohin Dein Herz dich trägt, ist die Geschichte einer Großmutter, die in Briefen an ihre Enkelin ihr das Verhältnis zu ihrer Tochter – der Mutter, der Enkelin – zu erklären versucht.

„Drei Generationen von Frauen in unserem Jahrhundert ziehen vor dem inneren Auge des Lesers vorbei, während er das Vermächtnis einer alten Frau für ihre Enkelin list: Ein Brief-Tagebuch voller Güte, Weisheit und Liebe, mit dem Susanna Tamaro das Herz der Leser erobert.“ Heißt es auf dem Klappentext des Buches, und das trifft es eigentlich auch sehr gut. (Wäre es auch sonst der Klappentext?!)

Wir erfahren nicht, ob die Enkelin die Briefe ihrer Großmutter überhaupt liest, nicht einmal, ob die Großmutter sie überhaupt abschickt, wir erfahren nicht, wie die Enkelin reagiert und auch nicht, welche Auswirkungen die Geschichten ihrer Großmutter auf das heutige Leben ihrer Enkelin haben mögen, und trotzdem kann sich der Leser am Ende des Buches ein komplettes Bild des Lebens dieser drei Frauen, ihre Probleme miteinander und ihrer Beziehungen zueinander machen.

Und am Ende des Romans steht die Erkenntnis:
Und wenn sich dann viele verschiedene Wege vor dir auftun werden, und du nicht weißt, welchen du einschlagen sollst, dann überlasse es nicht dem Zufall, sonder setz dich und warte. Atme so tief und vertrauensvoll, wie du an dem Tag geatmet hast, als du auf die Welt kamst, laß dich von nichts ablenken, warte, warte noch. Lausche still und schweigend auf dein Herz. Wenn es dann zu dir spricht, steht auf und geh, wohin es dich trägt.

Das ist sicher keine neue Erkenntnis, aber sie ist wahr und schön!

Mich hat dieses Buch so sehr inspiriert, daß ich meine eigene große und unerfüllte Liebesgeschichte in ähnlichen Briefen, die ich nicht abschicken werde aufgeschrieben habe. Bevor ich sie veröffentlichen würde, müßte es dann aber doch erst zu einem happy ending kommen...
 
 

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Tschingis Aitmatow - Dshamilija
Mein schönstes Liebes-Geschichtenbuch – Teil 2

Kennt dieses Buch einer von Euch noch aus der Schule? Zumindest in Hamburg war es in den 80er-Jahren Teil der empfohlenen Lektüre für Oberstufenschüler, und wohl eines der wenigen Schulbücher, die ich wirklich gerne gelesen habe.

Ich darf mal wieder den Klappentext zitieren?

„Hier in diesem hochmütigen Paris, das alles gesehen, alles gelesen, alles erlebt hat, merke ich plötzlich, daß mir Werther, Bérénice, Antonius und Kleopatra, Manon Lescaut, die Education sentimentale oder Dominique nichts bedueten, weil ich Dshamilja gelesen habe“, schrieb Aragon in seinem Vorwort.
Im zentralasiatischen nordöstlichen Kirgisien, irgendwo im Tal des Kukureuflusses, im Sommer des dritten Kriegsjahres, 1943, hat sie sich abgespielt. Said, der damals Fünfzehnjährige, der nicht wußte, wie Liebe sich zuträgt, erzählt sie mit großem Erstaunen.“

Mit Erstaunen und mit Schönheit. Die Liebe zwischen Said und Dshamilja ist so schön, wie die Landschaft, in der sie spielt. Und so fremd wie die Landschaft. Und so bitter.

Es mag für einen fünfzehnjährigen die erste große Liebe sein, aber nachdem man die Geschichte der beiden zu Ende verfolgt hat – oder ist sie am Ende des Buches vielleicht nicht zu Ende? – fragt man sich, ob nach dieser ersten Liebe überhaupt noch eine zweite folgen kann?

Und: Warum auch...
 
 

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Cesare Pavese – Der schöne Sommer
Mein schönstes Liebes-Geschichtenbuch – Teil 3
 

„Pavese behandelt ein Thema, das ihm besonders am Herzen liegt: den vergeblichen Versuch der jungen Ginia, aus der Einsamkeit ihres Ichs zu entfliehen und in der Hingabe an die Umwelt die Erfüllung ihrer Sehnsucht nach Selbstverwirklichung zu finden. Unter ihresgleichen, den Arbeitermädchen mit ihrem Sinn für das Praktische und ihren billigen Vergnügungen, wird sich Ginia ihrer Verlassenheit nur noch mehr bewußt. So fällt es Amelia, dem etwas älteren Malermodell, nicht schwer, die Suchende in einen freigeistigen Kreis von Malern und Nichtstuern einzuführen. Ginia verliebt sich in den Maler Guido, doch ihr kurzes Glück dauert nur einen Sommer lang. Es zerbricht an der gutmütigen Gleichgültigkeit des Malers und an Ginias Unfähigkeit, sich von den moralischen Wertbegriffen, in denen sie erzogen ist, zu lösen. Sie macht einen mutigen Versuch, ihre Skrupel zu überwinden, und entschließt sich, wie Amelia, dem Maler Modell zu stehen. Doch der Versuch endet in einer traurigen Farce, und das Bild der nackten und zitternden Ginia wird zum Symbol des in seine Einsamkeit und Ungeborgenheit zurückgestoßenen Menschen.“
Aus: Kindlers Literatur Lexikon

Dem möchte ich eigentlich nur noch hinzufügen, daß sich dieses Buch so schön liest, wie ein Sommertag.

Nicht mehr und nicht weniger.
 
 

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William Kotzwinkle – Fan Man

Oh man, William Kotzwinkle hat nicht nur den beklopptesten Namen, den ich jemals gehört habe, sondern hat den allergrößten Schaden, den ich jemals bei einem Menschen entdeckt habe.
Und sein Buch Fan Man ist der ultimative Beweis dafür!!!
Wer mal so richtig abdrehen will, der ist hier richtig!

„Das gibt es wirklich ganz selten: einen lustigen Avantgarde-Roman. Er handelt von einem Beatnik namens Horse Badorties, der überall, wo er wohnt, sofort eine riesige Sammlung von Zivilisationsmüll aufbaut: der ständig mit einer riesigen, unergründlichen, alles enthaltenden Tasche in New York unterwegs ist; der einen Chor fünfzehnjähriger Teenies auf irrwitzige Weise zu Gesangsengeln ausbildet; der tausend große Dinge plant, aber beim Eintreffen der geplanten Ereignisse immer irgendwo anders ist, vielleicht schon bei neuen Planungen; der so voller absurder Phantasien steckt und so unverbraucht erlebnisfähig ist, wie man es von einem literarischen Helden kaum zu hoffen wagt.“ (Kieler Nachrichten)

„Mann, Kotzwinkles Fan Man ist das verrückteste, heiligste, liebste, geilste und witzigste Buch, das ich seit einiger Zeit gelesen hab... Wird auch du Fan Man-Fan, Mann. Heute noch!“
(Jörg Gülden in Sounds)

„Stimmt!“
(Corinna auf www.fury.de)

Dieses Buch enthält auf der Seite 125 zweihundertzweiundfünfzig mal das Wort Dorkie!
 
 

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Fynn – Hallo Mister Gott, hier spricht Anna
Fynn – Anna schreibt an Mister Gott
Fynn – Anna, Mister Gott und der ungläubige Thomas

Fynn – Mister God, this is Anna
Fynn – Anna’s Book
Fynn – Anna and the Black Knight

Wirklich meine aller-Lieblingsbücher!

Na, das erste dieser drei Bücher Hallo, Mister Gott, hier spricht Anna, bzw. Mister God, this is Anna kennt vermutlich jeder. Aber wer weiß schon, daß es von dem gleichen Autor und zu dem gleichen ‚Thema’ zwei weiter Bücher gibt, die genau so wunder-wunder-schön sind, wie der erste Teil?

Im zweiten Teil – Anna schreibt an Mister Gott, bzw. Anna’s Book taucht Fynn in die schriftlichen und zeichnerischen Hinterlassenschaften der inzwischen verstorbene Anna – ihren Notizien – und fördert dort einen ganzen Berg kindlicher Weisheiten und weiser Kindlichkeiten zu Tage.

Im dritten Teil – Anna und der ungläubige Thomas, bzw. Anna and the Black Knight schließlich erzählt Fynn die in sich abgeschlossene Geschichte der Begegnungen zwischen Anna und dem ungläubigen Thomas, die er uns im ersten Buch unterschlagen hatte. Eine wunderschöne Geschichte, die Fynn uns bisher aus einem ganz banalen Grund verschwiegen hatte: Er war eifersüchtig auf diesen ungläubigen Thomas, seinen Nebenbuhler um Annas Herz.

Leider habe ich erst, als ich die englische Version dieser Bücher in die Hände bekommen habe, festgestellt, wie lausige die deutsche Übersetzung im Vergleich zum englischen Original ist.
Was im Original ein durchaus ernstes, und für Erwachsene geschriebenes Buch ist, das eigentlich nur zufällig die Geschichte eines Kindes und eines Teenagers erzählt, ist in der deutschen Übersetzung zu einem Kinderbuch verkommen.
Die englische Version des Buches ist fast doppelt so lang wie der deutsche Übersetzungsversuch und
Last but not least haben die englischen Cover die Feinheit und Sensibilität, die die deutschen Cover leider komplett vermissen lassen.

„Mit lauter Grips kommst nicht weit rein in das Herz von ein Mensch.“

Übrigens: Weil ich ziemlich bekloppt bin, habe ich mich eines winters mal eben einen Monat lang vor meinen Computer gesetzt, und habe das erste Buch noch mal neu übersetzt. Für den Versuch einer Veröffentlichung hatte ich dann keine Lust mehr. Aber wer Interesse an einer (noch voll Rechtschreibfehler steckenden) Word-Version hat, kann mir ja ein Mail schicken: egal@crina.info
 
 

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Hanswilhelm Haefs:
Das Handbuch des nutzlosen Wissens
Das zweite Handbuch des nutzlosen Wissens

Auf diese Bücher hat die Menschheit gewartet – ich zumindest!!!

Hunderte von Seiten voll von Zeug, das kein Mensch wußte, kein Mensch weiß, aber auch kein Mensch wirklich wissen will!!!

- Von 1534 bis 1626 verbreitete allein der Druckort Wittenberge ca. 200.000 Bibeldrucke.
- Elefanten sind die einzigen Tiere, die nicht springen können.
- Kiepling erhielt den Rufnamen Rudyard, weil seine Eltern sich am Rudyard-See in Staffordshire verlobt hatten.
- Giraudoux – Irre von Chaillot – liest jeden Morgen dieselbe Nummer des ‚Gaulois’, um sich den Tag nicht durch Neuigkeiten verderben zu lassen.
- Franzosen verbrauchen pro Kopf und Jahr zwei Stück Seife
- Nach allen Erkenntnissen der Aergonomik sind Hummeln fluguntauglich!

Das perfekte Buch fürs Klo – und um den Mitmenschen mit nutzlosem Wissen auf den Keks zu gehen!
 
 

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Nick Hornby – High Fidelity

Seit ein paar Jahren habe ich die Angewohnheit, mir in jedes Buch, das ich lese, einen Zettel zu legen, auf dem ich alle Stellen notiere, die ich merkenswert finde. Das können besonders lustige Passgen sein, Passagen, die mich um eine neue Erkenntnis bereichern, Zitate, die einem irgendwann einmal nützlich werden können, oder auch einfach nur Worte, die ich später mal in einem Lexicon nachschlagen, und lernen will. Man mag von dieser zugegeben etwas kleinkarierten Macke halten, was man will, aber wenn man Jahre später ein Buch wieder zur Hand nimmt, sei es, um es jemandem zu empfehlen und zu leihen, oder sei es um – wie hier – eine Kritik darüber zu schreiben, dann... dann sind diese Zettel Gold wert! Echt!
Als ich Nick Hornbys High Fidelity las, hatte ich diese Angewohnheit offensichtlich noch nicht sehr weit ausgebaut, denn in diesem Buch kann ich heute nur einen ganz kleinen Zettel mit zwei kurzen Zitaten aus dem Buch finden.
Eins davon finde ich heute überhaupt nicht mehr wichtig, und das andere ist so kurz, daß es nun wirklich nicht viel über den Inhalt des Buches, oder die Gründe, die es so lesenswert macht, aussagen mag:

She finds England more open than the US [...] which means, presumably, that we’re cheerfully indifferent rather than actively hostile.

So kann ich jetzt nur erzählen, daß Nick Hornby in diesem Buch die Geschichte eines Londoner Second Hand-Plattenhändlers in Londons Notthing Hill Gate erzählt, der nicht nur die wahre Liebe, sondern auch einen vernünftigen Assistenten der ausnahmsweise mal nicht ausschließlich auf Nirvana und Spinal Tap steht, sucht.
Beide Suchen gestaltet sich als äußerst schwierig und begleiten unseren Helden durch fast sein gesamtes Leben – bis er endlich seine wahre Berufung findet und Party-DJ wird!
Das mag jetzt nicht besonders spannend klingen, aber allein die Erinnerung an die unzähligen spontanen Lachanfälle, die ich beim Lesen dieses Buches hatte, und die mich wurmende Erkenntnis, daß ich mich eben nicht mehr an jedes Detail dieses Romans erinnern kann, bringen mich dazu, es gleich noch einmal in das Regal mit den schnellstmöglich zu lesenden Büchern zu stellen.

Und wenn ich das getan habe, schreibe ich eine neue Kritik – watch this space!

Further highly recommended reading by the same author:
Fever Pitch – Nick Hornbys zweite große und unerschütterliche Liebe: Der Fußball-Club Arsenal London dem er über Jahre hinweg durch jeden Ab- und wieder Aufstieg hindurch die Treue hält
About A Boy – diesmal weniger autobiographisch, aber nicht minder lesenswert: Die Geschichte eines Jungen, der versucht, seiner Mutter zu neuem Liebesglück zu verhelfen – auf seine Art!
 
 

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R. K. Overton – Letters To Rollins

Frei nach dem Motto, anderen Bands geht es auch nicht besser, hier das schönste Beispiel aus einem Buch, das die gesammelten Werke an Fanpost, die Henry Rollins (mal heftigst rockender Frontman der Rollins Band, mal als Spoken Word-Tour-Dauerquassler unterwegs, mal offensichtlich auch als Kindermusikkomponist mehr oder weniger erfolgreich) im Laufe der letzten Jahre gesammelt hat:
 
 

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Giles Smith – Lost in Music

In the spring of 1989, shortly after my twenty-seventh birthday, as I stood in the sleet at a bus-stop in Colchester, it dawned on me that I had probably, all things considered, failed in my mission to become Sting.

Ein Buch, das mit dieser ernüchternden Erkentnis beginnt, kann gar nicht schlecht sein! Ist es auch nicht! Giles Smith erzählt in diesem autobiographischen Buch die Geschichte seines jungen und von der Popmusik der 80er-Jahre schwer geprägten Lebens.
Es ist die Geschichte seiner ganz persönlichen Begegnungen mit den mächtigen Helden der Popmusik. Als in England lebender Journalist erarbeitet er sich nach und nach die Chance immer mehr seiner Helden mehr oder weniger persönlich kennen zu lernen – sich von ihnen belehren, beeindrucken, berichtigen oder auch desillusionieren zu lassen.
Gleichzeitig ist es die Geschichte seiner eigenen Band, der Cleaners vom Venus, die er mit größten Ambitionen und Plänen für sein eigenes zukünftiges Popstar-Dasein gründet, um dann mühsam die steile Leiter des Erfolges zu erklimmen. Steil im Sinne vom kommt man schwer hoch, nicht im Sinne von geht rasend schnell voran wohlgemerkt! Ausgerechnet in Deutschland genossen die Cleaners vom Venus einige verblüffende Mißerfolge (kann das jemand bestätigen?) bevor sie nach zwei glorreichen Alben (Going to England und Town & Country) vom Boss ihrer Plattenfirma (die, für die ich zufällig auch selbst arbeite...) die magischen Worte „You’re fired!“ entgegegerufen bekamen.
Aber auch das kann unseren jungen Freund nicht entmutigen, und so fährt er fort, uns die höchst amüsante, und einen immer wieder auf den harten Boden der Tatsachen zurück brigende Geschichte seiner unendlichen Liebe zur Popmusik zu erzählen!
Sein Leben – Nein, seine Geschichte! – endet an einem denkwürdigen Weihnachtsabend 1992, dort, wo sie begonnen hat: In seiner kleinen Heimatstadt Colchester im Süd-Osten England. [Die älteste Stadt Englands – für die, die’s interessiert!]:

Back in Colchester for Christmas Eve in 1992, I went to a very civilized, early-evening drinks party at the house of a close friend’s family and was startled to find myself in the same room as Damon Albarn of Blur and his parents, Mr and Mrs Albarn. Incredible: your spend the best part of your childhood looking out for pop stars in Colchester and then, when it no longer matters quite so much, they start wandering into your friends’ parents’ homes. […]
Later, when carols were sung around the piano, Albarn (all credit to him) joined in unashamedly and I found myself looking on at a unique Christmas tableau – an impromptu choir featuring the parents of some of my oldest school-friends, my mother and the lead singer of Blur.
Utterly predictable, of course, that when someone from my family finally got to duet with a chart-topping pop hero, it was my mother.

Dieses Buch ist auch für nicht-Engländer sehr geeignet!
 
 

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Tom Sharpe – Puppenmord (u. a.)

Eigentlich sollte ich diese Seite vielleicht lieber nicht einem einzigen Buch widmen, sondern mehr oder weniger allem das Tom Sharpe geschrieben hat.

Ausnahmslos alle Bücher, die ich von Tom Sharpe gelesen habe, handeln vom Sex. Vom skrupellosen, schmutzigen und meist höchst skurrilen Sex, in allen seinen Schattierungen und durch alle Klassen der englischen Gesellschaft.

Wie schön und umkompliziert könnte das Leben sein, gäbe es nicht dieses eine menschliche Gelüste, dem die meisten Menschen zu den unpassendsten Gelegenheiten, an den unpassendsten Orten und in den unpassendsten Varianten nachgehen müßten. Denn was soll man machen, wenn man zu seiner Pensionierung eine aufreizende und aufblasbare Dame geschenkt bekommt, mit dieser in flagranti erwischt wird, und sie anschließend – so unauffällig wie irgend möglich – entsorgen muß? Das kann doch nur ein böses Ende nehmen!

Auch die Frage, wie man sich in einem in der guten alten Zeit in einem englischen Elite-Internat eine ganze Krankenhauspackung Kondome entledigen kann, ist nicht so einfach zu beantworten, und kann unerwartete (Druck-)Wellen schlagen. So geschehen in meinem zweit-Lieblingsbuch von Tom Sharpe: Porterhouse Blue

Wegen des Lesens von Tom Sharpes Puppenmord wäre ich in Dublin fast mal aus der Jugendherberge geflogen. In Dublin! Das will wirklich was heißen – hier fliegt keiner so schnell überhaupt irgendwo raus. Aber wenn man Nacht für Nacht einen Lachkrampf bekommt, und nicht nur seinen eigenen Zimmergenossen, sondern auch den in den beiden angrenzenden Schlafsäälen den wohlverdienten Schlaf raubt, dann ist selbst das möglich!

Die entspannende Alternative zu Steven King, wenn man mal wieder einen dieser verlockenden mehr-als-vier-Stunden-Flüge vor sich hat!
 
 

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Ryszard Kapuscinski – The Soccer War

Ich habe meinen ewigen Helden (und – ich gebe es zu – geistigen Mentor) Bob Geldof einmal dabei beobachtet, wie er dieses Buch schier verschlugen hat. „Was der kann, kann ich schon lange,“ dachte ich mir, besorgte merkte mir Autor und Titel des Buches, hatte einige Schwierigkeiten, aber schließlich Erfolg bei der Beschaffung, und versucht – Buch vor der Nase – es ihm gleich zu tun.

Klappte.

1964 wurde Ryszard Kapuscinski von der polnischen Presseagentur zu einem Auslandskorrespondenten ernannt. Oder, genauer gesagt, zu dem Auslandskorrespondenten und in den nächsten zehn Jahre war er für nicht weniger als fünfzig Länder „verantwortlich“.

Er war der einzige Auslandskorrespondent in Honduras, als nach einem Qualifikationsspiel gegen El Salvador der ‚Fußballkrieg’ ausgerufen wurde. In Afrika stationiert kam er in Zanzibar an, als die Revolution ausbrach; auf seiner Flucht in das damalige Tanzania landete er mitten in einem Coup d’Etat. In Burundi wurde er FIRING_SQAD von einer zum Tode verurteilt; in Nigeria überlebte er, indem er mitten durch ein Kreuzfeuer von Maschinengewehren und einer ganzen Reihe brennender Straßensperren fuhr. In Bolivien freundete er sich mit Che Guevara an, in Chile mit Allende und im Kongo mit Lumumba. Als Kapuscinski 1980 nach Polen zurück kehrte, war er Augenzeuge von 27 Revolutionen und Staatsstreichen geworden.

The Soccer War ist Kapuscinskis Geschichte, sein Augenzeugenbericht der EMERGENCE der dritten Welt. Dieses Buch ist so ungewöhnlich, wie die Erlebnisse, die es erzählt – ein Buch, das als eine Reportage bezeichnet werden könnte, oder als eine Autobiographie oder als Historie, und – nicht zuletzt – als ein außergewöhnliches Leseerlebnis!

Vermutlich nicht das erste Buch, über das man in einer gutsortierten Buchhandlung stolpern würde, aber eine kleine Suche lohnt sich!!!