Beim Aufwachen sind dann allerdings schon wieder jede Menge Bienen da. So viele, daß Heike nicht aufstehen mag, sondern sicherheitshalber unter dem Moskitonetz bleibt. Bettina bleibe aus Solidarität auch mit unter dem Moskitonetz, während Ansgar und ich trotz der Beinen, so gut es geht, das Auto einpacken. Dabei werde ich allerdings doch von einer Biene ins Bein gestochen, aber ich bin ja zum Glück nicht – wie Heike – allergisch gegen die Stiche, so daß es nur weh tut, aber nicht wirklich schlimm ist. Wir packen vorsichtig weiter und fahren dann so schnell wie möglich – ohne gefrühstückt zu haben – los. Einige Kilometer weiter halten wir, weil Heike und Ansgar doch noch mal auf einen kleinen Berg steigen wollen. Bettina und ich bleiben am Auto, ich schreibe eine Runde und bin etwas genervt davon, daß mir die Bienen immer ausgerechnet in die Sandalen krabbeln wollen!
Wir fahren weiter, halten aber einige Kilometer weiter schon wieder an – diesmal um zu frühstücken und damit Heike einen Infiltrationstest machen kann. Bei diesem Stock entdeckt Bettina zwei riesig lange Kudu-Hörner, die offensichtlich von einem verendeten Tier stammen. Leider haben sich die Maden schon an den Hörnern zu schaffen gemacht, sonst hätte man echt in Erwägung ziehen können, die mitzunehmen – so beeindruckend schön sind sie. Ein paar Meter weiter finden wir dann auch noch mal eine Stelle, an der der Busch vor so kurzer Zeit gebrannt hat, daß es jetzt noch glimmt und qualmt. Der Gedanke, so Nah bei einem Feuer übernachtet zu haben, will mir einfach nicht sympathisch werden!
Um kurz vor 8:00 Uhr sitzen wir das dritte Mal im Auto.
Wir fahren weiter an der Grenze zu Botswana entlang, bis wir auf die in ost-westlicher Richtung verlaufende Tsumkwe-Road treffen.
Wir fahren in Richtung Tsumkwe und dann sehen wir in einiger Entfernung neben der Straße nicht nur unseren zwölften und 13. Elefanten, sondern sogar noch eine ganze Herde Straußen! Das ist fein, jetzt habe ich wirklich so ziemlich alle Tiere, die ich zu sehen gehofft hatte, gesehen – außer einem Stachelschwein.
Gehofft hatte ich auf die Tiere übrigens schon, damit gerechnet sie wirklich zu sehen, allerdings nicht. Heike hatte auf ihren zwei oder drei vorherigen Namibia-Expeditionen nicht annähernd so viele Tiere gesehen, und hatte mich auch für diese Reise vorgewarnt, daß ich mir bloß nicht zu große Hoffnungen machen sollte. „Wenn man sicher Tiere sehen will, muß man doch am besten in den Etosha Nationalpark fahren,“ hatte sie gemeint. In sofern bin ich ohne große Erwartungen in Sachen Tiere mitgekommen, und jetzt um so überraschter und erfreuter über die vielen Tiere, die wir vor allem in den letzten beiden Tagen gesehen haben!
Nördlich der Straße suchen wir kurz einen zu einer Quelle gehörenden Aufschluß, finden ihn aber nicht, sondern nur das Buschmanndorf Nenim, wo wir zwar auch ein paar Buschmänner treffen, ihnen aber nicht wirklich klar machen können, wonach wir suchen. Also fahren wir zurück und biegen ein bißchen weiter erneut von der Tsumkwe-Road ab – diesmal in nach Süden Richtung Makuir, wo etwas ab der Pad der größte Baobabbaum Namibias steht, unter dem wir eine kleine Pause machen wollen. Der Baum ist schnell gefunden, allerdings sind wir uns alle einig, daß der Baum, den wir im Nyae-Nyae-Conservatory gesehen haben, vielleicht ein klein wenig kleiner, aber auf jeden Fall wesentlich schöner und beeindruckender war. Trotzdem ist die Pause willkommen.
Danach geht es weiter bis wir auf die große Straße kommen, die Tsumkwe – sozusagen die Hauptstadt des Buschmannlandes – mit Gam – sozusagen der Hauptstadt des Hererolandes – verbindet.
Zwischendurch halten wir immer wieder, um
einige Aufschlüsse anzugucken. In dieser Gegend ist Heike viel weniger
an den Wasserproben interessiert, als mehr an den Aufschlüssen, die
es zu sehen gibt. Wir fahren an, bzw. unter einem weiteren riesigen und
weit über die Straße hängenden Baobabbaum vorbei. Ihm gegenüber
auf der anderen Straßenseite steht ein wunderschönes Achtung-Elefanten-Straßenschild,
das unbedingt fotografiert werden muß!
Dann passieren wir schon bald wieder den Veterinär-Kontrollzaun. Der Mann, der uns ohne Probleme passieren läßt, fragt, ob wir Medizin dabei hätten. Wir verstehen nicht, wofür, bzw. was für welche er braucht. Daraufhin ruft er einen ca. sieben-jährigen Jungen zu uns ans Auto, der auf dem Kopf mehrerer nicht gerade hübsch aussehende Wunden hat. Wir wissen leider alle weder, was es ist, noch, was man dagegen tun kann. Wir rätseln eine Weile hin und her und lassen ihm schließlich eine antibakterielle Salbe und einen Verband da. Mehr können wir leider nicht tun.
Kurz nach dem Zaun versucht eine Gruppe von sicher zwanzig Herero, uns anzuhalten. Sie wollen alle mitgenommen werden, aber so viel Platz haben wir irgendwie nicht! Trampen ist hier in dieser Gegend – wie überhaupt in ganz Namibia – ein weit verbreitetes und beliebtes Fortbewegungsmittel. Das Problem (für uns) ist, daß oft nicht einzelne Personen, sondern ganze Familie mit bis zu mehr als zehn Personen an der Straße stehen, und mitgenommen werden. Eine Chance auf einen Lift haben wir dann, wenn ein Farmer mit einem Pickup vorbeikommt, die auf ihrer Ladefläche schon mal fünf bis zehn Menschen transportieren. Im Buschmannland waren wir auch schon einmal von einer trampenden Buschmannfamilie (ca. acht Personen) angehalten worden. Als wir dann aber das Auto stoppten, und die Familienälteste einen Blick in unser übervolles Auto warf, hielt sie sich die Hand vor den Mund und fing – vermutlich über unseren unbeschreiblichen Materialismus – an zu kichern. So viel noch mal zu dem sympathischen und offenen Wesen der Buschmänner!
Die Herero-Anhalter ein paar Kilometer weiter haben bei uns heute mehr Glück, hier stehen zwar auch vier oder fünf Herero an der Straße, mit will aber nur eine sehr elegant gekleidete Frau, die wir dann auch mitnehmen.
Für sie rücken wir hinten etwas zusammen. Sie spricht ungewöhnlich gutes Englisch und erzählt uns, daß sie in Gam ältere Menschen in Lesen und Schreiben unterrichtet. Jeden Freitag versucht sie, in ihr ca. 25 km entfernt liegendes Heimatdorf zu trampen. Das klappt nicht immer, und so muß sie manche Wochenenden in Gam verbringen. Oder reiten. Aber das geht nur in Begleitung, „wegen der Tiger,“ sagt sie. „Tiger?“ frage ich nach. „Ja, Tiger.“ – „Ich dachte, Tiger gibt es nur in Indien,“ muß ich dazu einfach sagen. „Naja, oder Leoparden oder so.“ Später erzählt Heike mir, daß Namibier schrecklich gerne übertreiben. Wenn Tiger besser klingt, als Leopard, dann sag doch einfach Tiger!
Wir bringen die gut riechende Frau bis nach Gam, wo sie uns dann auch gleich die Wasserstelle zeigen kann, an der wir einen unserer Kanister wieder auffüllen können. Das ist allerdings kein wirklicher Spaß, denn sobald Ansgar und ich ausgestiegen sind, um den Kanister aus dem Canopee zu holen – wozu wir erst einiges auspacken müssen, weil der Kanister weiter hinten eingebaut ist – sind wir sofort von einer ganzen Schar Hererokinder umringt. Und im Gegensatz zu den Buschmänner, die ja nur kamen und freundlich staunten, fangen die Herero sofort an zu betteln. Und das auch noch auf eine ziemlich fordernde Art. Schade, so werden sie einem gleich viel unsympathischer.
Auch äußerlich sind die Herero
sagen wir mal weniger ansprechend als die Buschmänner. Sie sind sehr
groß, kräftig und ihre Haut ist fast schwarz. Sie haben keine
so lieben und freundlichen Augen, wie die Buschmänner und auch ihre
Sprache klingt nicht so freundlich: Ihr fehlen die vergnügten Klacklaute
der Buschmann-Sprache.
Vor dem einzigen Laden im Ort ist ordentlich was los, und man kann sich gut vorstellen, daß Alkohol hier ein Hauptnahrungsmittel ist.
Erfreut und erstaunt bin ich, daß wirklich
viele der Hererofrauen ihre traditionelle Tracht, mit den langen, weiten,
farbenfrohen und oft aus bis zu sieben Schichten bestehenden Röcken
und den ausladenden Kopfschmucktüchern tragen. Das gibt dem Stadtbild
einen etwas fröhlicheren Charakter.
Wir wollen den Ort – nachdem wir uns in
dem einzigen Laden drei eiskalte Fantas gegönnt haben – schnell wieder
in Richtung Eiseb-Omuramba – einem weiteren ephemeren Fluß, dessen
Tag wir entlang fahren wollen – verlassen. Wir haben ein paar Schwierigkeiten,
die richtige Pad aus dem Dorf heraus zu finden und schaffen es erst, nachdem
wir am Laden noch mal gefragt haben, und jemand ein Stück weit vor
uns hergefahren ist. Diese Pad hätten wir von alleine kaum gefunden.
Jetzt führt ein sehr (weiß-) sandiger
Weg zwischen hohen grünen Büschen, die darauf hindeuten, daß
es hier in der letzten Zeit noch mehr Regen gegeben hat, als in den meisten
anderen Gebieten, durch die wir bis jetzt gefahren sind, entlang. Wieder
einmal erinnern mich die Landschaft hier an Amrum und die Nordsee. Die
grünen, kleinblättrigen Büsche, die zwar keine Hagebutten
und Buschwindröschen sind, von weitem aber ein wenig ähnlich
aussehen, der sandige Weg und das trockene Gras, das, wenn man nicht so
genau hinguckt, auch Dünengras sein könnte. Absurd, wie der Vergleich
klingen mag, vom Boden her haben die Pflanzen in beiden Gegenden vermutlich
mit ähnlichen Problemen zu kämpfen.
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Allerdings regnet es auf Amrum ein wenig mehr. Und es ist nicht so heiß! Heute haben wir nämlich nicht nur um und bei 40° C, sondern auch noch eine erdrückende Luftfeuchtigkeit, die uns immer wieder daran erinnert, daß die Regenzeit nicht mehr lange auf sich warten lassen wird. Tatsächlich fangen die ersten Tropfen bald an zu fallen, da fahren wir also durch die Kalahari-Wüste und benutzen den Scheibenwischer! Erstaunlich, daß die Autos hier überhaupt Scheibenwischer haben!
Aber der Regen hält nicht lange an.
35 km fahren wir durch den tiefen Sand, dann haben wir die Eiseb-Omuramba erreicht.
Heike und Ansgar wollen zuerst auf einen
kleinen Hügel steigen, einen weiteren Aufschluß angucken. Ich
bleibe unten und schreibe ein wenig. Dann ist es auch schon bald Zeit,
nach einem geeigneten Campingplatz Ausschau zu halten. Wir finden ihn,
bauen heute beide Zelte auf – vielleicht regnet es ja doch in der Nach
noch stärker – und kochen uns ein lecker Abendessen: rote Linsen mit
lecker Zwiebeln und Tomatenmark gekocht, dazu ganz fein geschnittenen Weißkohlsalat
mit Zwiebeln und einer Vinaigrette von Öl, Salz, Pfeffer und Zitronensaft.
Äußerst schmackhaft.
Wir klönen noch eine Runde am Feuer
und gehen für unsere Verhältnisse relativ spät – meint,
erst so gegen 22:00 Uhr! – schlafen!
Montag, 27.11.2000
Es muß in der Nacht weiter geregnet
haben, denn das Zelt ist ein wenig naß. Gemerkt haben wir davon nichts.
Wir bauen schnell alles ab und packen ein, denn in der Ferne grummelt es
schon wieder heftig. Regnen tut es dann aber doch nicht. Um 7:15 Uhr fahren
wir los.
Wir hatten gestern überlegt, ob wir
von unserem Übernachtungsplatz aus direkt zu der schon wieder im Farmland
liegenden Jagd- & Gästefarm Ombeiamaiata, die Heike schon von
früheren Besuchen kennt, durchfahren sollen – „Dann wären wir
so gegen 14:00 Uhr da.“ – oder ob wir unterwegs noch den einen oder anderen
Aufschluß angucken wollen – „Dann wären wir vielleicht so gegen
18:00 Uhr da.“ – meint Heike. Ich kann mir nicht ganz vorstellen, daß
wir – selbst wenn wir durchfahren, wofür wir uns mehr oder weniger
entscheiden, die 260 km Flußbett (zum Großteil Pads) plus ca.
100 km durchs Farmland (Schotterstraße) in 6 ½ Stunden schaffen
werden. Auch wenn man nicht jeden Aufschluß analysiert, anhalten
tut man trotzdem ab und an, und sei es nur zum Wasser nachfüllen,
pinkeln, fotografieren oder um ein Farmtor zu öffnen. Und auf einer
Pad kann man eh kaum schneller als 20 – max. 50 km/h fahren.
Wie dem auch sei, wir fahren erst mal los.
Um 9:15 Uhr – zwei Stunden, nachdem wir aufgebrochen sind – sind wir erst 24 km weit gekommen, haben dafür aber schon drei Aufschlüsse gesehen...
In dem Tempo würden wir heute nie mehr nach Ombeiamaiata kommen. Also lassen wir die Aufschlüsse für eine Weile Aufschlüsse sein, und geben ein wenig Gas. Das ist auch nicht weiter schlimm, denn Heike und Ansgar werden den Eiseb eh noch mal komplett wieder hochfahren, und da können sie sich alles noch mal ganz in Ruhe angucken.
Wir halten jetzt also nur noch alle paar
Minuten: Um einem Pillendrehkäfer bei der emsigen Arbeit zuzugucken.
Um eine Eland-Antilope zu fotografieren, die sich zu einer kleinen Herde
Kühe gesellt hat, und offensichtlich zahm geworden ist. Um zu pinkeln!
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Wir fahren weiter und weiter und die Zivilisation kommt uns immer mehr entgegen: Die Straßen werden breiter und geschotterter, die Hütten, bzw. Häuser zahlreicher und größer, es gibt wieder Farmtore und irgendwann stehen neben der Straße sogar wieder Telefon- und Stromleitungs-Masten.
Irgendwann sind wir dann in Ojinene. Hier fahren wir allerdings durch, denn tanken wollen wir erst in Summerdown, wo es neben der Tankstelle einen kleinen Laden gibt, in dem man vielleicht sogar Eis, auf jeden Fall aber gekühlte Getränke kaufen kann. Eis gibt’s in Summerdown dann leider doch nicht, dafür aber lecker Grape-Sizzler und eine Telefonzelle, von der aus ich Alexander mal schnell auf den Anrufbeantworter spreche.
Dann geht die Fahrt noch ca. ½ Stunde weiter, bis wir Ombeiamaiata erreichen.
Ombeiamaiata ist eine von deutsch(stämmig)en
bewirtschaftete Jagd- & Gästefarm, die nebst Zimmern und einem
mit deutscher Gründlichkeit eingerichtetem Campingplatz diverse Tiere
beherbergt: mehrer Hunde, 2 Straußen, Schildkröten, Gänse,
Hühner und Rinder sowieso aber auch zwei Geparden (!), die zahm genug
sind, um sie zu streicheln!
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Allerdings sind die Besitzer der Farm nicht da, was zwar nicht schlimm ist, denn einer der farbigen Farmarbeiter zeigt uns den Weg zum Campingplatz, wo wir gerne übernachten können, aber leider sind die Geparden eingesperrt, und wir können sie nicht streicheln.
Abgesehen davon finden wir hier unsere erste Dusche seit dem Omatako Bushman Camp vor genau einer Woche.
Wir richten uns gemütlich in einer Ecke
des Campingplatzes ein, Heike und Bettina duschen, Heike schnippelt sich
was undefinierbares aus dem Fuß und ich schreibe eine Runde. Dann
gibt’s Abendessen: Reis mit Erbsen, Mais Shakalaka (fruchtig-scharf), Tomatensoße,
Zwiebeln, Weißhkohl – sehr lecker.
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Wir gehen schon wieder ungewöhnlich
spät ins Bett!
Dienstag, 28.11.2000
Die Nacht ist tierisch stürmisch. Ich
habe Glück, weil ich auf der windabgewandten Seite von Bettinas und
meinem Moskitonetz schlafe, und mir das Netz nicht alle Nase lang ins Gesicht
fliegt, sondern nur ab und an. Reicht auch. Trotzdem schlafe ich, vor allem
im Gegensatz zu Bettina, die hier eh mehr Schlafschwierigkeiten hat, tierisch
gut.
Wir stehen relativ spät auf, frühstücken sehr gemütlich, packen langsam – heute sind wir mal nicht in Eile – und machen dann einen kleinen Trail über die Farm Ombeiamaiata. (Man kann zwischen „kleiner Trail“, „großer Trail“ und „ganz großer Trail“ wählen!) Gegen 9:30 Uhr bezahlen wir 4 x NB$ 20.00 (= ca. DM 25,-) für unsere Übernachtungen, was für den farbigen Farmarbeiter mal wieder ein fast unlösbare Rechenaufgabe darstellt, und fahren los.
Über den Ort Hochfeld fahren wir direkt
nach Okahandja, wo wir ein bißchen shoppen. Die Verkäufer auf
dem Holzschnitzermarkt sind ziemlich aufdringlich du ich bin froh, daß
ich schon bei den Buschmännern zwei so nett geschnitzte Tiere erstanden
habe.
Dann geht’s weiter Richtung Windhoek. Wir kommen dort genau in der Mittagszeit (13:00 – 15:00 Uhr) an, in der man Heike nicht stören darf, weil sie mit ihren Kindern Mittagsschlaf macht. Also setzen Heike und Ansgar Bettina und mich direkt bei Steiners ab. Auch die schlafen, aber Charlotte, ihre farbige Haushaltshilfe, läßt uns rein. Heike und Ansgar fahren runter zu Heike und Christian, schleichen sich, mit Hilfe ihres eigenen Schlüssels, ins Haus, und legen sich dort auch erst mal eine Runde schlafen.
Bettina und ich wühlen uns ein wenig durch unser Gepäck, legen, in der Hoffnung, morgen eine Waschmaschine aufzutreiben, einen Haufen Schmutzwäsche zusammen, und machen dann einen kurzen Spaziergang hoch zur Heinitzburg, einem eleganten Hotel mit traumhaftem Blick hoch über der Stadt, wo wir einen Namibia Sundowner trinken und den herrlichen Blick genießen.
Auf dem Weg zurück zu Steiners wird uns das herrliche sprachliche Durcheinander dieses Landes sehr schön für Augen geführt: Die drei Straßen, die wir auf dem kurzen Weg von der Heinitzburg zu Steiners entlanggehen müssen, heißen Schloßstrasse, Castel Street und Kasteelstraat!
Danach gehen auch wir zu runter zu Heike und Christian. Hier bekommen wir gleich einen leckeren Rooibuschtee gekocht, bevor die beiden Heikes Bettina und mich mit Heikes Kindern (Kaja und Erik) eine Weile alleine lassen, weil sie noch schnell in die Stadt wollen. In unterhalte die Kinder, während Bettina mit verschiedenen Autovermietungen telefoniert, um uns für morgen einen Wagen für den zweiten Teile unserer Reise – ohne Heike und Ansgar – zu organisieren.
Zum Abendessen, zu dem Heike und Christian in Ermangelung eines Babysitters leider nicht mitkommen können, gehen wir in das nahegelegene Homestead Restaurant, wo es gutes Wild gibt. Ich esse Straußenmedaillons, die wir Rind schmecken und probiere von Heike Zebra und Antilope.
Anschließend gucken wir noch auf ein fröhliches Bierchen bei Heike und Christian vorbei, bekommen Heikes Goldschmiedewerkstatt gezeigt, und lernen die nette Nachbarin Anja kennen.
Mitten in der Nacht – nach 23:00 Uhr!!! –
gehen Bettina und ich erst wieder rüber zu den Steiners.
Mittwoch, 29.11.2000
Dank unseres gewohnten Rhythmus sind wir
relativ früh wach und müssen eine Runde Geduld haben, bis es
um 8:00 Uhr endlich frühstück gibt. Ich lese und wasche meine
Haare. Frau Steiner ist etwas grummelig, weil sie Diät macht! Um unsere
Schmutzwäsche wird sich netterweise Charlotte kümmern.
Um 8:45 Uhr stehen wir bei Heike vor dem Tor, um mit ihr und Heike zusammen zur Band zu fahren. Aber das Tor ist zu, alle Autos sind weg. Da sind die wohl doch schon ohne uns aufgebrochen, und das, obwohl wir sogar noch vor der verabredeten Zeit von 9:00 Uhr hier sind. Schade. Später erfahren wir allerdings, daß sie doch noch gar nicht weg waren, daß Heike nur kurz die Kaja in den Kindergarten gebracht hatte, und das Auto deswegen nicht da war. Daß Heike und Christian zur Zeit keine Klingel haben, hilft einem nicht wirklich, wenn man vor dem Tor steht, und sich bemerkbar machen will...
Also tüddeln Bettina und ich alleine
zur Bank, Geld zum Automieten abheben. Dann zur Apotheke, wo ich mir auch
noch ein Schlangenbißset kaufe, denn jetzt werden wir ja nicht mehr
mit Heike und Ansgar zusammen reisen, haben also keins mehr zur Verfügung.
Dann kaufe ich noch neue Fotofilme, weil ich meine fast komplett verknipst
habe, einen bunten Sonnenhut, weil er einfach hübsch ist und für
alle möglichen Leute jede Menge Souvenirs auf dem Holzschnitzermarkt
mitten in der Stadt. Schließlich gehen wir noch am Ministerium für
Land & Leute (Ministry for Tourism, Resettlement & Environment)
vorbei, wo ich mir eine detaillierte Karte der Region Tsumkwe – in der
wir uns ja die meiste Zeit aufgehalten haben – kaufe.
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Schlossstrasse |
Chateau Street |
Kasteelstraat |
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Gegen 12:15 Uhr stehen wir wieder bei Heike und Christian vor dem Tor. Wir trinken und essen einen Happen, dann geht’s gleich weiter zu Pick & Pay, dem großen Supermarkt, wo wir unsere Vorräte für die nächsten Tage einkaufen wollen. Bettina hat beschlossen, daß wir auf unserer kleinen Reise nicht kochen wollen, also kaufen wir nur Rohkost – von mir aus...
Alles eingekauft setzen uns Heike und Ansgar wieder bei den Steiners ab, wo wir ein bißchen Freizeit haben: Essen packen, lesen, schreiben.
Dann, gegen 16:30 Uhr werden wir von einem Angestellten der Camping Car Hire abgeholt und ins Büro in der Stadt gefahren, wo wir unseren Leihwagen für die nächsten vier Tage in Empfang nehmen können. Es ist ein äußerst charakterloser weißer Madza Midge. Langweiliges Auto, aber so lange er fährt, soll mir das egal sein. Die Formalitäten sind schnell erledigt, stören tut mich an der Sache nur die verdammt hohe Selbstbeteiligung im Schadensfall von DM 2.000,-, aber das ist hier so üblich. Wir entscheiden, nur mich als Fahrer für den Wagen einzutragen, weil Bettina eh nicht unbedingt Lust auf Fahren hat.
Die Rückfahrt zu den Steiners geht auch ganz sutsche, wenn man mal davon absieht, daß bei Namibischen Autos Blinker und Scheibenwischer vertauscht sind. Das ist etwas kompliziert zu handhaben...
Dann haben wir noch mal ein Stündchen
Freizeit, bevor Heike und Ansgar und abholen, und zu Heike und Christian
fahren, die wir heute Abend bekochen wollen, denn so können sie trotz
ohne Babysitter mitessen.
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Ich bin für die Vorspeise zuständig und versuche, Avocados mit Zitronensoße zu machen. Leider haben die Avocados den Höhepunkt ihrer Reife schon hinter sich, sind aber gerade noch OK.
Heike kocht zum Hauptgang Reis mit Paprika, Fleisch und Zwiebeln. Dazu gibt’s Salat und Bier, hinterher Kitkat und Mamis Schokolinsen.
Dann zeigt Heike uns noch ihre Schmucksteine,
die sie alle eines Tages noch mal verarbeiten möchte, und es ist ziemlich
spät, als Bettina und ich in den Steinerschen Betten liegen.
Donnerstag, 30.11.2000
Ich wache gegen frühen morgen auf,
muß aufs Klo und habe ordentlich Durchfall. Schlecht ist mir auch.
Na wunderbar! Ich wälze mich eine halbe Stunde oder so im Bett rum,
dann ist mir so schlecht, daß ich ganz schnell ins Bad muß.
Super! Bis 7:00 Uhr wälze ich mich weiter im Bett rum, besser wird
mir nicht.
Dann wacht Bettina auf. Ich fühle mich
auch um 8:00 Uhr, als es oben bei den Steiners Frühstück geben
soll, noch nicht in der Lage, aufzustehen und Bettina geht alleine hoch,
während ich noch mal eine Ladung Essen loswerde.
Eigentlich hätte wir um 8:30 Uhr in Richtung Sossus Vlei starten wollen, aber daraus wird nichts – mir geht es zu schlecht...
Ich wälze mich auf dem Bett rum und lasse mir von Bettina Tee kochen. Gegen 9:00 Uhr wird mir langsam etwas besser. Das Blöde ist ja auch, daß auf unseren Leihwagen nur ich als Fahrer eingetragen bin. Ich muß also fit genug sein, um mindestens bis zur Verleihfirma zu fahren, wo wir dann auch Bettina noch als Fahrer eintragen lassen könnten.
Als wir dann aber gegen 9:30 Uhr endlich im Auto sitzen, losgefahren sind, und das Steinersche Tor sich hinter und geschlossen hat, fällt Bettina ein, daß ihr Führerschein im Steinerschen Tresor liegt. Steiners sind schon weg, da wird nichts mehr zu machen sein. Hm.
Also reiße ich mich zusammen und wir
fahren los. Zuerst geht’s auf der C 26 in Richtung Walfish Bay. Das fahren
geht so geht so. Nach einer guten Stunde Fahrt bin ich dann doch ziemlich
kaputt, und wir suchen uns einen schattenspendenden Baum, unter dem ich
mich 20 Minuten land auf der Isomatte ausstrecke. Mir ist immer noch eine
Runde schlecht, ich habe Magen- und vor allem Rückenschmerzen und
insgesamt fühle ich mich einfach total zermatscht. Aber die Pause
hilft, danach kann ich wieder eine gute Stunde fahren. Dann brauche ich
wieder eine Pause. Mühsam ernährt sich das Eichhörnchen.
Oben angekommen hat man einen wirklich wundervollen
Blick über die Naukluft, den südlichen Teil der Namib. Leider
bin ich schon wieder pausenreif und muß erst mal eine Stunde dösend
im Schatten liegen, ohne den Blick zu genießen, weil es mir entschieden
besser geht, wenn ich liegen und die Augen zu habe.
Gegen 15:00 Uhr kommen drei Deutsche mit
ihrem Geländewagen mit knapper Not den Paß hochgekeucht und
halten neben uns. Sie erzählen uns, daß sie erst vor ca. zwei
Stunden am Sossus Vlei aufgebrochen sind. Das nehmen wir als Signal zum
Abflug, genießen noch einige Minuten den herrlichen Blick und fahren
dann die teilweise wirklich sehr steile Schotterstraße hinunter ins
Tal des Namib-Baukluft Nationalparks.
Unten ist die Straße herrlich breit und ordentlich geschottert und gestattet Tempi von 80 km/h und sogar etwas mehr.
Wir geben ganz gut Stoff, halten nur ab und
an für ein Foto. Die ganze Fahrt über warten wir auf das Auftauchen
der berühmten roten Sanddünen, die uns am Sussos Vlei auf jeden
Fall erwarten werden.
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Müßte der Sand nicht auch hier
schon rot sein, oder zumindest langsam von gelblichem Weiß ins Rote
übergehen? Immer wieder glauben wir, in der Ferne die ersten roten
Dünen erkennen zu können, müssen beim Näherkommen aber
feststellen, daß auch sie die gleiche gelblich weiße Farbe,
wie alle bisherigen Dünen haben, und daß wir nur einmal mehr
von der erstaunlichen dunstigen Luft getäuscht worden sind.
Kurz vor 17:00 Uhr sind wir tatsächlich
in Sesriem an dem Camp, von dem aus es zum Sussos Vlei geht. Jetzt noch
zu den Dünen zu fahren, um sie im Sonnenuntergang zu sehen, klingt
zwar verlockend, wird aber nicht mehr möglich sein, denn von hier
aus bis zu den roten Dünen sind es noch gut 65 km. Für die Strecke
braucht man auf einer Schotterstraße eine knappe Stunde, also zwei
Stunden für den Weg hin und zurück – ohne jeglichen Aufenthalt
bei den Dünen – und um ca. 19.20 Uhr geht die Sonne unter, und danach
sollte man sich, ob der vielen Tiere, unbedingt nicht mehr auf Namibischen
Straßen aufhalten.
Außerdem wissen wir schon, daß die letzten 5 km vor den Dünen so sandig sind, daß sie nur von einem fo-by-fo-Fahrzeug befahren werden können. Wenn man kein solches Auto hat, muß man sich entweder mitnehmen lassen, den Pendelbus nehmen, oder laufen. Für alles ist es in jedem Fall zu spät.
Abgesehen davon bin ich für weitere 130 km – denn zurück müßten wir ja auch noch kommen – auch einfach nicht mehr fit genug. Wir sind heute mehrere hundert Kilometer fast ausschließlich auf Schotterstraßen gefahren, und daß, obwohl es mir heute morgen, und auch einen guten Teil des Tages noch hundsmiserabel bin.
Bettina ist etwas enttäuscht, daß sie heute die Dünen nicht mehr sehen wird, aber da kann man jetzt nichts machen. Außerdem hatten wir ursprünglich damit gerechnet, daß wie für die Fahrt bis hierher sowieso länger brauchen würden und hatten erwartet, erst morgen hier anzukommen. Last but not least stellen wir auch noch fest, daß das Tor, daß man am Eingang zu dem Tal an dessen Ende der Sussos Vlei liegt, durchfahren muß, um 17:00 Uhr ohnehin schon geschlossen ist.
Keine Chance also.
Statt dessen checken wir auf dem gut teuren Campingplatz (NB$ 150.00 = ca. DM 50,- für zwei Personen und ein Auto!) ein, und beschließen, morgen noch vor Sonnenaufgang aufzustehen, und – wenn das Tor um 5:00 Uhr wieder geöffnet wird – mit den ersten zu den Dünen zu fahren, und sie im Sonnenaufgang anzugucken. Das wird auch schön werden.
Ich verspreche Bettina, daß ich mit ihr zusammen aufstehen werde, allerdings nur unter der Bedingung, daß es mir dann wieder richtig gut geht.
Bettina ißt ein wenig zu Abend, ich kann noch immer keinen Bissen herunterbringen, trinke nur ein wenig und schreibe eine Runde.
Schon bevor die Sonne untergegangen ist verkrieche ich mich in unser Zelt – ich kann einfach nicht mehr. Ich versuche, noch eine Runde zu lesen, merke aber schnell, daß auch meine Augen nicht mehr mögen. Als ich dann, trotz sicher immer noch an die 40°C, auch noch anfangen zu frieren, ist klar, daß ich jetzt auch noch Fieber habe. Na denn gute Nacht! Hoffen wir mal, daß das morgen alles wieder weg ist, denn mit solchen Dingen ist in diesem Klima ja nicht unbedingt zu scherzen.
Ich wickele mich also fest in meinen Daunenschlafsack ein, klappere noch ein wenig vor mich hin, kann dann aber zum Glück trotz allem sehr schnell einschlafen.
Was bin ich immer wieder froh, daß ich so ein guter Einschläfer bin!
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