Die beiden warten schon auf uns. Der moderne
Christian in Jeans, T-Shirt und Sandalen (ziemlich kaputten allerdings)
und sein Freund der sich, genau wie Christian, zur besseren Verständigung
einen englischen Namen gegeben hat, jetzt William heißt, sonst aber
kein Englisch spricht oder versteht, hat seine traditionelle Buschmann-Kleidung
angezogen: Sie besteht nur aus einem mit ein paar bunten Glas-, und aus
Straußeneierschalen geschnitzte Perlen bestickten, ledernen Lendenschurz.
Über der Schulter trägt er einen kleinen Bogen und ein winzigen
Köcher, in dem an den spitzen vergiftete Pfeile stecken. In der Hand
trägt er eine kleine Axt und einen vorne angespitzten Stock.
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Alle Werkzeuge, bzw. Waffen sind, wie der Buschmann selbst winzig.
Die meisten Buschmänner sind kaum größer als 1m50. Ihre Hautfarbe ist nicht, wie man mitten in Afrika vermuten würde, schwarz, sondern ein lehmiges Braun, die Haare der Buschmänner werden nie länger als ein paar Zentimeter und wachsen in kleinen Knödelchen.
Wie schon mehrfach auf dieser Reise bin ich
an den Film „Beautiful People – Die lustige Welt der Tiere“ erinnert. In
der kurzen Zeit, die ich jetzt erst hier bin, habe ich schon so viele Bilder
aus dem Film wiedererkannt. Ich bin wirklich erstaunt, wie gut recherchiert
und authentisch der Film also sein muß!
Wir wandern los, ca. 1 km die Straße
in Richtung Grootfontein entland, dann biegen wir nach links ab in den
Busch und sofort beginnt die Führung: Wir bekommen eß- &
trinkbare Wurzeln gezeigt, ausgebuddelt und zum Probieren gereicht. Eine
zum Essen schmeckt wie Mangetout, die zum Trinken ist total bitter. Ein
Busch an dem wir entlang wandern ist so giftig, daß die Buschmänner
daraus das Gift für ihre Pfeilspitzen gewinnen, wir sollen aufpassen,
daß wir uns an den Dornen nicht verletzen! Mehrere andere Büsche
tragen zum Ende der Regenzeit, im Dezember und Januar, Früchte und
Beeren, die die Frauen der Buschmänner sammeln und verarbeiten, kochen
oder trocknen und für den Winter aufbewahren. Unter einem großen
Baum machen wir eine kurze Pause und Christian und William teilen sich
eine aus wenig Tabak und viel Zeitungspapier gedrehte Zigarette.
Dann geht’s weiter ins Dorf der Buschmänner, das auf der anderen Seite des Omatako liegt. Hier wollen die beiden uns zeigen, wie man nur mit Holz Feuer macht, was aber leider überhaupt nicht klappen will – der Wind ist heute zu stark und bläst jeden aufkeimenden Funken sofort wieder aus.
Aber zum Glück gibt’s ja auch hier schon Feuerzeuge!
Wir bekommen noch eine gekochte Nuß geschält, die wie Amarettokeks schmeckt und machen jede Menge Fotos von den kleinen Jungs, die uns fasziniert beobachten und sich gerne fotografieren lassen.
Dann geht’s zurück zum Campground. Wir werden noch in die Souvenirhütte geführt, wo ich auch prompt zwei geschnitzte Tiere kaufe. Das bezahlen der Übernachtung und der beiden Tiere dauert ewig, die zu addierenden Zahlen – im Fall der beiden Tiere 35 + 35 – sind zu kompliziert.
Gegen 11:00 Uhr brechen wir im Camp auf.
Direkt auf der anderen Seite der Hauptstraße
von Grootfontein nach Tsumkwe, an der das Camp liegt, will Heike auf einer
kleinen Pad einige Kilometer das Flußtal entlang fahren. Sie hofft,
dort den sogenannten Kanuvlei zu finden, eine flache Flußverbreiterung,
in der nach einer wasserreichen Regenzeit das Wasser besonders lange steht.
Es ist aber auch hier - dank der Ergiebigkeit der letzten Regenzeit
– so grün und be-buscht, daß wir am eigentlichen Vlei zuerst
vorbei fahren. Etwas weiter finden wir aber eine ähnliche Stelle,
an der der fast schwarze Boden darauf hindeutet, daß auch hier besonders
lange Wasser gestanden hat. Die schwarze Farbe des Bodens kommt von organischen
Stoffen, die sich in der langen Standzeit des Wassers bilden konnten, und
die mit dem langsamen Versickern des Wassers nach und nach abgestorben
sind, und jetzt sozusagen als Kompost auf dem Boden liegen.
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Hier möchte Heike gerne zwei Infiltrationstest
machen. An zwei unterschiedlichen Stellen gießt sie kontrolliert
Wasser durch eine an beiden Seiten offene Dose, die sie in den Boden geschlagen
hat. Sie mißt die Zeit, die das Wasser braucht, um zu versickern:
50 ml nach 4 sec., 100 ml nach 11 sec., 150 ml nach 38 sec., u. s. w. und
bekommt so eine Kurve über die Wasser(un)durchlässigkeit des
Bodens.
Nach einer knappen Stunde auf dem dunklen
Boden in einer windstillen Bodensenke sind wir fix und fertig und gebraten
und müssen erst mal ein Stündchen unter einem Baum pausieren.
Wir entdecken eine Großkatzenspur, leider (oder zum Glück?)
aber nicht die dazu passende Großkatze – vermutlich einen Leoparden.
Danach fahren wir weiter Richtung Tsumkwe.
Unterwegs sehen wir – vom Tag unserer Ankunft mal abgesehen – die ersten kleinen Schäfchenwolken am Horizont, die die ersten Boten für den baldigen Beginn der Regenzeit sind.
Von der Hauptstraße biegen wir ab auf
eine kleine Nebenstraße Richtung Norden. Wir sind auf dem Weg zur
Nohma-Omuramba, einem weiteren ephemeren Fluß. Diese Flußtäler
sind für Heike hauptsächlich deswegen interessant, weil man an
ihren Ufern oft sogenannte Aufschlüsse finden kann. Ein Aufschluß
ist eine Stelle, an der das Grundgestein, aus dem der Boden besteht, an
die Oberfläche tritt, und nicht von Erde, Sand, Gras oder sonstigem
überdeckt wird. Hier kann man – ohne vorher lange Grabungen vornehmen
zu müssen – erkennen aus was für Gestein der Untergrund besteht.
Diese Aufschlüsse sind nicht nur für Heike und ihre Doktorarbeit
interessant. Auch Ansgar, der seine eigene Doktorarbeit am Tag vor unserer
Reise abgegeben hat, ist an diesen Aufschlüssen interessiert. Thema
seiner Doktorarbeit war die Geologie (also die Bodenbeschaffenheit) Nord-West
Namibias (an der Atlantikküste). Das ist jetzt ja abgeschlossen, aber
er würde auch in Zukunft gerne wissenschaftlich arbeiten, und will
diese Reise nutzen, um nach möglichen Themen für einen weiterführenden
Forschungsauftrag Ausschau zu halten. Die Geologie dieser Gegend wäre
ein möglicher Kandidat.
Aber der Aufschluß, an dem wir jetzt
stoppen, erweist sich als Vermeindlicher: Es ist eine Grube, die ausgehoben
wurde, um Steine zum Schottern der Straße zu bekommen. Statt Gestein
kommt also nur eine ganze Schar Buschmannkinder zu uns ans Auto, von denen
sich ein ca. 14-jähriger als Richard, the Tourist Manager vorstellt.
„We could dance for you,“ lockt er in ziemlich gutem Englisch. Ob er denn
viele Touristen hier hätte, wollen wir wissen. „No, you’re the first!“
So ist’s richtig!
Wir wollen die Buschmann-Kinder nicht für uns tanzen lassen.
Ich habe das Gefühl, daß es bei den Buschmännern so ist, daß aus jedem Dorf ein Junge zur Schule nach Tsumkwe geschickt wird, dort verblüffend gut Englisch lernt, und auch gleich noch mit auf den Weg bekommt, wie man möglicherweise aus Touristen ein wenig Gewinn bekommen kann.
Die Buschmänner sind dabei übrigens überhaupt nicht aufdringlich. Sie kommen zwar sofort, wenn man mit einem Auto vorfährt, neugierig näher und gucken und staunen, tun das aber auf eine überhaupt nicht aufdringliche Art. Sie betteln nicht, wollen nichts geschenkt bekommen, sondern einfach nur gucken. Sie freuen sich, wenn sie fotografiert werden und lächeln in die Kamera.
Wir fahren weiter. Ein zweiter an der Straße liegender Kalahari-Aufschluß erweist sich als Dosenfriedhof.
Wir sind jetzt auf der Suche nach einem geeigneten
Übernachtungsplatz, weil es bald schon wieder dunkel werden wird.
Wir finden ihn abseits der Straße an einer Stelle, wo vor kurzem
erst das Gras niedergebrannt ist, bzw. wurde. Dadurch ist eine etwas freiere
Fläche entstanden, was mir behaglicher ist, von wegen Schlangen und
so. Wir parken das Auto und bauen die Stretcher und Moskitonetze auf.
Heike macht sich an die Essensvorbereitungen,
als ich vier oder fünf Bienen sehe, die interessiert an der Kühltasche
und den beiden daneben stehenden Wasserflaschen schnüffeln.
„Ach herrje,“ meint Ansgar, „wenn das jetzt die Bienen sind, die ich aus anderen Teilen Namibias kenne, dann ist das nicht so lustig...“
Er soll Recht behalten. Binnen weniger Minuten sind aus den paar Bienen entschieden mehr geworden. Bettina kommt, ob der Bienen, unverrichteter Dinge vom Pinkeln zurück. Es werden immer mehr Bienen. Wir versuchen, alle Essensreste vom Auto weg zu tragen – weit weg! – und die Bienen so in die Walachei zu locken. Nützt nix, sie bleiben!
Es werden immer mehr Bienen. Langsam wird es ungemütlich. Heike ist die erste, die frustriert die Flucht ergreift. Sie Springt ins Auto. Leider hinten, wo schon mein Rucksack auf dem Sitz liegt. Das Zur-Seite-Schieben dauert zu lange, zusammen mit Heike fliegen drei oder vier Bienen ins Auto, von denen eine Heike prompt in den Arm sticht. Heike ruft nach Ansgar und dem Schlangenbißset. Der springt sofort zu ihr ins Auto. Gemeinsam setzen sie das Schlangenbißset auf Heikes Stich an, und schlagen die mit ins Auto geflogenen Bienen tot.
Die Bienen sind jetzt überall. Es sind
hunderte. Bettina und ich haben jetzt keine Chance mehr, ins Auto zu kommen,
wenn wir nicht gleichzeitig mit uns eine ganze Schar Bienen ins Auto holen
wollen.
Wir stehen etwas doof vor dem Auto rum.
Wir müssen hier weg!
Not knowing what else to do, gehen Bettina und ich in Richtung Straße. Wir werden von den Bienen verfolgt. Zwar nicht von einem ganzen Schwarm, aber einige Bienen sind hinter jeder von uns her. Wir gehen weiter in Richtung Straße.
„Wenn es dunkel wird, fliegen die Bienen sicher nach Hause,“ hatte Ansgar gemeint. Na toll. Wir haben nicht mal eine Taschenlampe dabei, ich habe nur ein Trägerhemd an, Schweiß lockt die Bienen an; zum Auto zurück können wir nicht.
Unschlüssig gehen Bettina und ich auf der Straße hin und her. Vorsichtshalber markieren wir die Stelle, an der wir von der Straße kommend zu unserem Auto finden können, denn wer weiß, wie viel Licht wir noch haben werden, wenn wir uns auf den Rückweg machen können. Denn noch können wir auf keinen Fall zurück zum Auto. Auch hier auf der Straße werden wir immer noch von Bienen verfolgt. Wir bleibenständig in Bewegung und hoffen so, die Bienen langsam los zu werden. Es klappt so mittelprächtig, ein oder zwei Bienen sind permanent hinter jedem von uns her.
Wir überlegen, wie es weitergehen kann. Wenn die Bienen bei Dunkelheit nicht weg sind, was machen wir dann? Das Auto bewegen können Heike und Ansgar nicht, denn auf dem Dach steht ein Großteil unserer Ausrüstung. Ob wir, wenn’s hart auf hart kommt, bis ins nächste Dorf laufen könnten? Und ob wir das ohne Taschenlampe und in der Dunkelheit überhaupt finden würden? Wer weiß?
Jetzt dauert es jedenfalls erst mal noch
eine gute Stunde, bis die Sonne untergeht. Bettina und ich wandern eine
gute halbe Stunde auf der Straße hin und her, dann – als die Sonne
schon nut noch ganz knapp über dem Horizont steht – beschließen
wir, einen vorsichtigen Versuch in Richtung Auto zu wagen.
Wir sind inzwischen bienenlos aber schon
weit vor dem Auto kommen die ersten Bienen uns wieder entgegen. Wir wollen
trotzdem bis ans Auto ran gehen, um uns zumindest eine Taschenlampe und
ein langärmeliges T-Shirt aus dem Fenster werden zu lassen. Wir schleichen
vorsichtig näher. Die Bienen scheinen durstig zu sein und interessieren
sich hauptsächlich für alles, was Feuchtigkeit enthält:
Die Bierdosen, die zum Kühlen mit feuchtem Klopapier umwickelt auf
dem Autodach stehen und die aufgeschnittenen Kürbisse auf der Ladeklappe
des Canopees sind die größten Bienen-Attraktionen. Für
Bettina und mich interessieren sie sich weniger.
So gelingt es uns dann auch, bis ganz an
das Auto heran zu schleichen. „Am besten,“ meinen Heike und Ansgar, „ihr
setzt Euch zu uns ins Auto.“ Wir probieren es und nach einigen abgebrochenen
Versuchen gelingt es uns wirklich, uns ohne Bienen-Begleitung zu den beiden
ins Auto zu setzen.
Wir grillen Süßkartoffeln und zwei Sorten Kürbisse, trinken Bier und gehen – einigermaßen erschöpft – schon gegen 21:00 Uhr schlafen.
Die untergehende Sonne spiegelt
sich auf der Motorhaube unseres Autos!
Mittwoch, 22.11.2000
Um einer erneuten Bienenattacke zu entgehen,
legen wir einen absoluten Frühstart hin. Um 5:30 Uhr sind alle außer
mir schon wach und um 7:00 Uhr sitzen wir im Auto und fahren weiter Richtung
Norden.
Unser Ziel heißt zunächst einmal
Nhoma, ein kleines Buschmanndorf. Wir finden den einen Teil des Dorfes
etwas abseits der Hauptstraße. Hier nimmt Heike eine Wasserprobe
[Probe (16)] und wir füllen unsere Wasserflaschen und einen unserer
Kanister, von dem wir nicht ganz sicher sind, wie gut die Wasserqualität
noch ist, neu auf.
Nhoma, bzw. der neue Dorfteil von Nhoma ist das schönste und aus meiner Sicht authentischte Buschmanndorf, das wir zu sehen bekommen. Auf der Kuppe eines kleinen mit Bäumen bewachsenen Hügels stehen acht bis zehn Hütten in einem Halbkreis. Die Hütten, die eine Grundfläche von kaum mehr als vier Quadratmetern haben können, sind rund und gänzlich aus Stroh gebaut. Sie haben spitze Strohdächer und sehen richtig gemütlich aus. Auf dem Weg hinauf zum Dorf waren wir schon an einigen Buschmann-Frauen vorbei gefahren, die gerade dabei waren, geschnittenes Gras, bzw. Stroh zu ordentlichen Bündeln zusammen zu binden. Die anderen Frauen des Dorfes, alle Kinder und vermutlich ob der frühen Tageszeit auch noch erstaunlich viele Männer sitzen vor und neben den Hütten. Einige der Frauen kochen in einem im offenen Feuer stehenden Pojkie ein Frühstück. Die Kinder spielen um sie herum.
Dann geht’s weiter in den alten Teil des Dorfes Nhoma. Auch von hier hätte Heike gerne eine Wasserprobe, denn all diese Orte liegen entlang der zweiten Wasserscheide, die sie in dieser Gegend bestimmen will. [Probe (17)]
Wieder gehen Heike und Ansgar zu Pumpe, während Bettina und ich am Auto bleiben. Diesmal werden wir von den Buschmännern komplett umrundet. Männer, Frauen und Kinder sind gleichermaßen interessiert und kommen neugierig ans Auto heran. Gerne lassen sie sich von uns fotografieren. Ich habe wirklich den Eindruck, daß es ihnen genau so viel Spaß bringt, sich von uns angucken zu lassen, wie sie selbst daran Spaß haben, uns zu bestaunen. Das ist schön, denn es gibt einem nicht das Gefühl, wir die tollen Europäer sind gekommen, um uns – wie in einem Zoo – die Buschmänner anzugucken.
Schade ist nur, daß wir leider überhaupt nicht miteinander reden können. Der einzige Nhoma-Buschmann, der ein wenig Englisch spricht, ist mit Heike und Ansgar zur Pumpe gegangen, von den hier gebliebenen spricht keiner auch nur ein Wort Englisch.
Und noch etwas ist schade: Wir haben keinen (Kau-)Tabak mit. Eine alte Buschmannfrau fragt uns mit Hilfe von Handzeichen, ob wir welchen dabei hätten. Leider nicht. Schade, ich hätte ihnen gerne etwas geschenkt, denn ich bin sicher, daß auch ein Geschenk hier nicht als ein Almosen der tollen Europäer mißverstanden worden wäre, sondern sicher eher als Dankeschön dafür, daß sie uns so bereitwillig zu ihrer Pumpe führen, diese für uns anschmeißen, und uns eine Wasserprobe nehmen lassen.
Eine der um uns herum stehenden Buschmannfrauen fällt mir auf. Sie ist anders gekleidet, als die anderen, die meist nur einen alten Rock und ein zerrissenes T-Shirt tragen. Ihre Kleidung sieht edler und sauberer aus. Sie ist die einzige, die ein Kopftuch trägt. Ein kleines buntes Perlenamulett hängt ihr in die Stirn und auf dem Rücken trägt sie ein kleines Baby, das ungewöhnlich viele und lange Haare hat. Bei den Buschmännern wachsen die Haare ja in der Regel nicht länger als wenige Millimeter, die Haare des kleinen Kindes sind jetzt schon mehrere Zentimeter lang. Ich bin am überlegen, ob ihr Mann, der Vater des Kindes vielleicht kein Buschmann ist? Ich darf ein Foto von ihr machen, und es gelingt mir, ihr mit Gesten klar zu machen, daß ich ihr Amulett sehr schön finde. Darüber freut sie sich!
Tatsächlich kommt etwas später ein Mann zu uns, der eindeutig kein Buschmann, sondern vermutlich ein Herero ist. Im Gegensatz zu den Buschmännern, die nicht richtig schwarz sind, sondern mehr eine ockerfarbene Haut haben, ist er sehr dunkel. Auch ist er mehr als einen Kopf größer und wesentlich kräftiger, als die Buschmänner. Er spricht einige Worte Englisch, und ist offensichtlich einer der wichtigen Männer des Dorfes. Ob er vielleicht der Vater des Kindes ist?
Als Heike und Ansgar mit ihrer Probe zurück kommen, bedanken wir uns bei diesen freundlichen Menschen und fahren weiter.
Wir fahren auf der uns beschriebenen Pad
Richtung Simagaigai. Zuerst sind wir nicht sicher, ob wir die richtige
Pad erwischt haben, denn der Weg ist sehr schlecht, und teilweise kaum
als Pad zu erkennen, aber mit Hilfe von Ansgars Satellitenpeilgerät
(GPS) können wir unsere Position bis auf wenige Meter genau bestimmen,
und stellen schnell fest, daß der Weg zwar nicht so verläuft,
wie wir vermutet hatte, daß er früher oder später wohl
aber doch nach Simagaigai führen wird.
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Zuerst führt er eine Weile eine Weile nach Nordosten. Dann trifft er auf den ehemaligen Grenzstreifen zwischen dem Buschmann- und dem Kavangoland, denn Simagaigai ist schon ein Kavangodorf. Der Weg ist die ganze Zeit so sandig, daß hier ohne Fobyfo kein Vorankommen wäre.
Unterwegs halten wir einmal an, um zwei Infiltrationstest zu machen.
Kurz vor mittag erreichen wir Simagaigai. Die Kavango sind wiederum ein komplett andere Rasse, als die Buschmänner. Ähnlich wie die Herero sind sie viel größer und dunkelhäutiger als die Buschmänner, und auch weniger zugänglich und freundlich. Sie sind nicht direkt unfreundlich, aber die offene Neugierde und Warmherzigkeit der Buschmänner fehlt ihnen.
Übrigens sind die Buschmänner die ursprünglichen Bewohner dieser Gegend. Sowohl die Herero, als auch die Kavango und die weiter im Westen lebenden Ovambo und die im Süden des Landes lebenden Nama (alles Buntu-Stämme) sind in dieser Gegend – meist aus dem Norden kommend – eingewandert, und haben dabei oft die Buschmänner aus ihrem angestammten Gebiet vertrieben.
Heike und Ansgar probieren, eine Wasserprobe
zu nehmen, aber die Pumpe funktioniert nicht. Wir sollen nachher noch mal
wiederkommen, wenn der Vater da ist, der die Pumpe vielleicht in Gang setzen
kann. Während die beiden probieren, ihre Probe zu bekommen, warten
Bettina und ich wieder am Auto und sehen, wie schon wieder viel zu viele
Bienen oder Wespen, aus einer ganzen Kolonie von Nestern in dem Kameldornbaum
über uns ausschwärmen. Zum Glück interessieren sie sich
nicht weiter für uns, und der ganze Schwarm fliegt davon. Es sind
so viele, daß die Luft über uns vibriert und fast schwarz wird!
Bis der Vater zurück gekehrt ist, wollen
wir versuchen, eine ca. 3 km entfernte Handpumpe zu finden. Vergeblich.
Wir finden die Pumpe nicht, machen statt dessen eine kurze Mittagspause,
werden auch hier von einigen Bienen belästigt, deren Hauptinteresse
darin zu bestehen scheint, mir in die Sandalen zu kriechen (tolle Idee!)
und fahren dann zurück nach Simagaigai.
Dort gibt es – trotz Vater – immer noch einige Probleme, die Pumpe anzuschmeißen, aber mit ein wenig Geduld und viel vereinter Kraft knattert der Motor endlich los und Heike kann ihre Wasserprobe nehmen. Wir schenken dem kräftigen Mann als Dank noch eine Apfelsine und etwas antiseptische Crème für seine entzündete Wunde, dann geht’s weiter.
Ca. 25 km off-road-Pad und einige Kilometer Schotterstraße bringen uns wieder zurück nach Alt-Nhoma, wo wir noch einmal nach dem Weg fragen. Jetzt wollen wir in Richtung Nhoma-Post fahren, können die Abzweigung aber nicht finden. Die Erklärungen der Buschmänner helfen uns auch nicht viel weiter und schließlich setzen sich Ansgar und Bettina mit einem der Buschmänner ins Auto, damit er ihnen zeigen kann, wo genau die Pad von der Straße abbiegt. Heike und ich bleiben bei den Buschmännern. Nach wenigen Minuten sind sie wieder da, es kann also nicht weit sein. Der Buschmann steigt aus, Heike und ich ein, wir winken diesen mir liebsten Buschmännern noch einmal zu und los geht’s.
Nach wenigen hundert Metern auf der Schotterstraße biegen wir ab. An dieser Stelle hatten wir die Pad zwar vermutet, aber nicht sehen können. Er ist auch jetzt kaum als solcher zu erkennen. Zwei ganz schwach zu erkennende Reifenspuren führen durch teilweise mannshohes Gestrüpp. Der Weg kann in den letzten Jahren kaum von einem Auto befahren worden sein. Das macht das Vorwärtskommen einerseits einfacher, weil der Weg nicht so ausgefahren und versandet ist. Andererseits versperren uns alle paar Meter Gestrüpp und mannshohe Büsche den Weg, die wir teilweise umfahren müssen, teilweise einfach unter dem Auto platt machen.
Und dann finden wir auf einmal eine riesige
Ladung Elefantendung! Wow! Bis jetzt haben wir – von ein paar Antilopen
und dem einen Warzenschwein, das ich nicht fotografieren durfte – noch
nicht so viele Tiere gesehen; hier haben wir zumindest schon mal ein Anzeichen,
daß Tiere in der Nähe sind! Von den Dickhäutern selbst
fehlt allerdings jede Spur, und so machen wir nur ein paar Fotos und fahren
weiter.
Eine ganze Ecke weiter finden wir, weswegen
Heike und Ansgar hier sind: Einen Kalahari-Aufschluß. Dieser präsentiert
sich uns in Form von einigen Steinen, die einfach mitten aus der Pad rausragen.
Ich bin etwas enttäuscht – „Das da ist ein Aufschluß?!“ – aber
was soll’s, Heike und Ansgar sind über ihren Fund begeistert, und
immerhin finde ich Steine ja auch recht spannend, und so habe ich nichts
dagegen, mir diese hier ein wenig anzugucken, und dem verblüffenden
Fachjargon von Heike und Ansgar – Konglomerat, Einschluß, Aufschluß,
verkieselt, verquarzt, semi-rounded und rounded – zuzuhören!
Dann geht’s weiter. Ein Stück weiter
landen wir dann im eigentlichen Flußbett der Nhoma-Omuramba, an der
wir schon die ganze Zeit entlang gefahren sind. Hier gibt es noch mehr
Aufschlüsse anzugucken, für die es heute aber schon ein wenig
zu spät wird. Heike und Ansgar würden hier also gerne übernachten.
Direkt im Flußbett unser Lager aufzuschlagen
finde ich nicht so gut, hier hat es – wie an so vielen Stellen, an denen
wir in den letzten zwei Tagen vorbei gekommen sind – vor relativ kurzem
ein Buschfeuer gewütet. Es gibt keinen Schatten und keine Bäume
zum Anbringen der Moskitonetze mehr, außerdem ist es in diesem engen
windlosen Tal (auch wenn die Uferböschungen nur wenige Meter hoch
sind) unerträglich heiß.
Zum Glück kommt Heike ein ähnlicher Gedanke, und wir suchen uns einen höher gelegenen Platz. Auch gut, bzw. besser, denn falls es aus den Wolken, die seit heute mittag über uns hinweg ziehen doch regnen sollte, laufen wir außerhalb des Flußbettes auch keine Gefahr mehr, nasse Füße zu bekommen, oder gar in einer Flutwelle abzusaufen. OK, zugegeben, daß wäre äußerst unwahrscheinlich, aber ich finde immer, daß es oft wenig mehr Aufwand macht, ein ganzes Stück vorsichtiger zu sein. Und dann sollte man das auch tun, bzw. sein.
Wir fangen an, uns häuslich einzurichten.
Mir ist reichlich flau im Magen, ich habe den Tag über zu wenig gegessen
und bin noch nicht daran gewöhnt, daß hier die Hauptmahlzeit
in die Abendstunden fällt. Kaum haben wir angefangen, das Essen vorzubereiten,
sind wir allerdings schon wieder von Bienen umzingelt. Verflixt. Das ist
irgendwie echt anstrengend. Die Bienen sind zum Glück zwar nicht richtig
angriffslustig, aber man muß sich halt vorsichtig bewegen, weil man
nie sicher sein kann, ob einem nicht vielleicht gerade eine Biene unter
dem Arm oder in der Kniekehle sitzt.
Heike und Bettina flüchten unter eines
der Moskitonetze, ich beschließe, die Bienen so gut es geht zu ignorieren,
und wasche mich erst mal. Das ist tierisch nötig, so dreckig wie heute
war ich wohl noch nie! Das liegt vor an dem ganzen abgebrannten Gras und
Buschwerk um uns herum. Der feine Russ ist überall.
Dann bin ich auch noch mit kochen dran,
denn Heike und Bettina trauen sich noch nicht aus ihren Netzen raus. Es
gibt Nudeln mit Tomatensoße und Kohl und ich koche nach Anweisung,
denn mit dem Pojkie bin ich mir noch nicht so ganz sicher, wie alles funktioniert.
Die Bienen sind bis Sonnenuntergang bei uns, nerven aber nur mäßig. Sobald Sonne und Bienen weg sind, gibt’s lecker Essen. Heike macht danach sofort schlapp, ihr tut der Arm vom gestrigen Bienenstich weg, außerdem ist sie sicher k.o., weil sie den ganzen Tag gefahren ist. Ansgar geht bald auch schlafen. Bettina guckt noch eine Weile in den Sternenhimmel, während ich eine Runde Tagebuch schreibe.
. Dann gehen auch wir schlafen.
Wir sind dabei allerdings etwas unruhig, denn südlich von uns haben wir schon den ganzen Abend über Buschfeuer beobachten können. Die meisten dieser Feuer sind klein und relativ weit weg, eines aber ist bedeutend größer, als die anderen und auch um einiges dichter. Hier können wir erkennen, daß richtige Bäume und Büsche mit abbrennen – bei den meisten anderen Feuer scheint es nur das Gras in unmittelbarer Bodennähe zu sein.
Wenn der Wind die Richtung beibehält, und weiterhin auch nur so schwach weht, werden wir sicher sein. Was aber ist, wenn der Wind dreht und auffrischt? Sicherheitshalber haben wir das Auto fahrbereit gepackt. Man weiß ja nie...
Trotzdem legen wir uns schlafen. Kurze Zeit später sitze ich allerdings wieder senkrecht auf meinem Stretcher, denn in unserem Moskitonetz ist ein gewaltiger Nachtfalter mit einer Flügelspannweite von sicher 12 cm! Der kann nicht hier drin bleiben!!! Bettina ist zu faul, aufzustehen, als kann ich alleine dafür sorgen, daß der Falter den Weg ins Freie findet...
Dann ist es heute nacht auch noch extrem
heiß, und so dauert es ziemlich lange, bis ich endlich eingeschlafen
bin.
Donnerstag, 23.11.2000
Gegen 5:00 Uhr werde ich sehr unsanft von
einer kreischenden Bettina aus dem Schlaf gerissen. Auf der Innenseite
unseres Moskitonetzes krabbelt eine handtellergroße gelblich-weiße
Riesenspinne. Na toll. Sie sieht nicht besonders gefährlich aus, aber
Bettina ekelt sich vor ihr. Sie beschließt auf der Stelle, den Rest
der Nacht im Auto zu verbringen, rafft ihren Schlafsack zusammen und läßt
mich mit der Spinne alleine. Na super! Abgesehen davon, daß ich ihr
verhalten nicht besonders sozial finde, ist es alleine überhaupt nicht
einfach, eine Spinne aus einem Moskitonetz zu schütteln. Vier Hände
wären hier extrem hilfreich, aber Bettinas Hände sind ja jetzt
im Auto...
Also mühe ich mich eine ganze Weile alleine mit der Spinne ab. Schließlich fällt sie auf den Boden. Ich bin mir nicht sicher, ob sie noch immer innerhalb des Netzes ist, oder außerhalb, aber irgendwann ist mir das auch egal. Ich habe keine Lust, die ganze Nacht mit einer Taschenlampe – es ist ja immerhin noch stockdunkel – hinter einer doofen Spinne herzujagen. Also lasse ich die Spinne Spinne sein, und lege mich wieder schlafen.
Irgendwie ist das nicht meine Nacht...
Aber die ist dann eh gleich vorbei, denn
die Sonne geht schon wieder auf, und unser Tag beginnt.
Wir stehen auf, frühstücken, spülen,
packen und fahren in das vor uns liegende ausgebrannte Flußtal, in
dem Heike und Ansgar sich ihre Aufschlüsse angucken wollen. Während
die beiden sofort die Steine unter den Hammer und die Lupe nehmen, entdecke
ich etwas erschreckt einen noch glühenden Baumstamm!!! Jetzt wird
mir erst richtig bewußt, vor wie kurzer Zeit es hier gebrannt hat,
und wie dicht wir dem Feuer offensichtlich doch waren. OK, der Baumstamm
muß nicht unbedingt letzte Nacht abgebrannt sein, daß kann
auch schon mehr als 24 Stunden her sein, aber wir sind hier keine 400 m
von dem Platz, an dem wir übernachten haben, entfernt.
Mir ist etwas mulmig.
Während Heike und Ansgar auf Steinen
herumklopfen und Bettina in der Gegend herumtigert, schreibe ich ein wenig
Tagebuch. Wir erleben hier einfach zu viel, als daß man es unaufgeschrieben
lassen könnte.
Heike und Ansgar suchen ziemlich lange in
den Steinen rum. Sie haben einen Aufsatz eines Geologen, der schon mal
ansatzweise etwas über die Kalahari-Aufschlüsse in dieser Gegend
geschrieben hat, mit, und versuchen jetzt, einzelne Passagen dieses Aufsatzes
in der Natur wiederzufinden, bzw. nachzuvollziehen. Eine zeitlang beschäftige
ich mich damit, vor allem Ansgar interessant aussehende Steine anzuschleppen,
dann wird mir eine Runde heiß und langweilig.
So gegen 9:30 Uhr sind die beiden fertig und wir brechen auf.
Zuerst planen wir, der Nhomo-Omuramba im Flußbett zu folgen, scheitern aber schnell, denn hier sind vor einiger Zeit Elefanten auf der Suche nach den letzten Wasserresten so tief im Matsch eingesunken, daß der Boden nur noch aus 50 x 50 x 50 cm großen Schlaglöchern zu bestehen scheint. Ein Weiterfahren wäre hier sehr mühsam.
Also wollen wir lieber versuchen, unsere Pad von gestern wieder zu finden, und ihm weiter zu folgen. Wir folgen unserer Spur aus dem Flußbett hinaus, finden die Pad aber nicht wirklich wieder. Unsere eigene Spur zu verfolgen ist zwar kein Problem, wir können aber die Stelle nicht entdecken, an der wir gestern die Pad verlassen haben, und an der wir jetzt weiter geradeaus fahren müßten.
Wir drehen, fahren noch einmal wieder zurück und wieder vor, aber außer einer Schlange von der wir nicht sicher sind, ob sie tot ist oder sich nur tot stellt, finden wir nichts. Die Pad schon gar nicht.
Ziemlich lange fahren wir kreuz und quer in der Gegend rum, ohne wirklich von der Stelle zu kommen. In die Richtung, in die wir wollen kommen wir einfach nicht: Das Gestrüpp wird immer dichter und dorniger. Das Auto kratzt rechts und links durch die Dornen und wir haben langsam keine Ahnung mehr, wie wir hier wieder heraus finden sollen. Daß es an vielen Stellen noch qualmt und die Luft schon wieder heißer und heißer wird – was den Ausbruch neuer Buschbrände bedeuten kann – ermutigt nicht gerade.
Ansgar fährt tapfer einen Dornenbusch nach dem anderen platt, aber statt voran kommen wir scheints immer weiter von unserem eigentlichen Weg, bzw. unserer eigentlichen Richtung ab. Auch das GPS sagt, daß wir eigentlich in die falsche Richtung fahren.
Irgendwann, als wir langsam wirklich nicht
mehr so genau wissen, wie und wohin, und es sogar fast unmöglich wird,
das Auto zwischen den hohen Dornenbüschen zu wenden, um es aus einer
nicht weiterführenden Sackgasse wieder heraus zu fahren, um es in
einer anderen Richtung zu probieren, steige ich, als wir kurz halten, einfach
mal aufs Autodach. Von hier aus sieht man zwar auch noch nicht die Pad,
die wir ja immer noch suchen, aber immerhin bin ich höher als die
meisten Büsche um uns herum, und so kann ich erkennen, wo, bzw. in
welcher Richtung der Busch immerhin etwas weniger dicht und undurchdringlich
aussieht. Ich steige wieder ein und schlage Heike und Ansgar die Richtung,
in der wir meiner Meinung nach fahren sollten, vor. Sie sind einverstanden,
es zumindest einmal zu versuchen, irgendwie müssen wir hier ja wieder
rauskommen. Noch ca. 200 m – und das ist mitten im Busch eine ganz schön
weite Strecke – müssen wir uns durch hohes, dorniges und verbranntes
Buschwerk quälen, dann wird es ein ganz klein wenig besser. Von gut
durchkommen kann keine Rede sein, aber zumindest sind hier einige Büsche
schon wieder so klein, daß wir über sie hinweg fahren können.
Die Pad können wir einfach nicht finden...
Ich bin froh!
Heike würde an dem Bohrturm gerne eine Wasserprobe entnehmen, aber direkt am Turm gibt es keine Möglichkeit, Wasser anzuzapfen. Wir folgen der Richtung, die der ableitende Schlauch einschlägt und kommen an eine Tiertränke. Hier sind jede Menge frische Elefantenspuren und Kot, aber keine Tiere. Eine Wasserprobe kann Heike leider auch nicht nehmen, es ist an den Schlauch kein direktes Herankommen möglich.
Ansgar nutzt die Zeit, um sich mal unter das Auto zu legen und zu gucken, ob wir bei all dem Buschfällen vielleicht Schaden angerichtet haben. Aber bis jetzt sieht alles noch ganz OK aus.
Weiter geht die Fahrt, jetzt auf einer recht ordentlichen Pad Richtung Tsumkwe. Wir stoppen einmal und Heike und Ansgar gucken sich in sengender Hitze einen weiteren Kalahari-Aufschluß an, während ich mit Murmis Fernglas nach Tieren ausschaue, leider aber keine entdecke.
Eigentlich hatte Heike vorgehabt, von hier aus noch weiter der Nhoma-Omuramba in Richtung Norden bis auf das Gebiet der Kavango zu folgen. Allerdings merkt sie jetzt, daß Bettina und ich von diesem Vorhaben nicht sehr angetan sind. Wenn wir ehrlich sind, haben wir gerade unser Limit an Buschabenteuer hinter uns gebracht, und würden lieber wieder in einer etwas zivilisierteren Gegend unterwegs sein. Die Buschbrände machen die Sache nicht gerade verlockender. Für Heike sind die Aufschlüsse, die sie in der weiteren Nhoma-Omuramba zu hoffen findet, nicht lebenswichtig, außerdem werden sie und Ansgar, nachdem sie Bettina und mich in einigen Tagen in Windhoek abgesetzt haben, noch einmal in die Nähe dieser Gegend kommen, so daß es dann vielleicht auch noch eine Gelegenheit gäbe, die Aufschlüsse anzugucken. In sofern ist Heike jetzt gerne bereit, ihren ursprünglichen Plan mit Rücksicht auf Bettina und mich ein wenig zu ändern. Statt nach Norden biegen wir also jetzt in Richtung Süden, bis wir an einer Stelle kommen, wo in Richtung Osten eine Pad abgeht. Er führt zur großen und zur kleinen Dobe-Pan, die wir uns beide angucken wollen.
Nach den Anstrengungen von heute morgen ist das Fahren auf dieser sandigen Pads jetzt ein Kinderspiel. Wir erreichen die erste, die kleine Dobe-Pan: Ein fast rundes Feld, wo sicher lange nach der letzten Regenzeit noch Wasser stand. Wo der Boden nicht mit Schilf bedeckt ist, ist er fast schwarz, knochentrocken und aufgesprungen. Auch hier ist wieder zu erkennen, daß die oberste Schicht des Bodens aus abgestorbenem organischem Material besteht.
Wir laufen auf die Trockenfläche. Es
ist unerträglich heiß, aber wir werden belohnt, denn im trockenen
Boden entdecken wir nicht nur jede Menge Giraffenspuren (eine von ihnen
muß in dem feuchten Matsch mächtig ausgerutscht sein!) und in
weiter Ferne einen ganzen Baum voll Geier, sondern sogar frischen, fast
noch warmen (!!!) Löwenkot! Wow, damit hatten wir nun wirklich nicht
gerechnet, denn wir sind ja immerhin in keinem Nationalpark, sondern wirklich
in freier Wildbahn!!! Und eigentlich gibt es hier so gut wie keine Löwen
mehr. Es kann höchstens mal sein, daß sich ein paar Löwen
aus dem weiter nördlich gelegenen und nicht umzäunten Khaudum-Nationalpark
kommend, hier in die Gegend verirrt haben. Ich finde das alles sehr spannend!!!
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Dann geht es weiter zur großen Dobe-Pan. Auf dem Weg dahin finden wir weitere Löwenspuren und Kot! Die zweite Pan ist ein Stück größer, sieht aber im Prinzip gleich aus. Hier steigen wir nicht aus, sondern umrunden die Pan per Auto, sehen dabei weitere Elefanten- und Giraffenspuren, sonst aber nichts außergewöhnliches.
An der Stelle, an der wir in die Pan hineingefahren sind, ist auf Heikes Karte eine Quelle eingezeichnet, die wir uns angucken. Wir finden auch hier sie, aber auch hier gibt es zu dieser Jahreszeit kein Wasser mehr. Immerhin ist hier alles grün, was darauf hindeutet, daß die Quelle noch nicht vor all zu langer Zeit versieht sein kann.
Nun ist das Tagwerk getan, und wir fahren zurück zur Straße nach Tsumkwe, an der wir uns einen Campingplatz – also keinen Campingplatz, sondern einen Platz zum Campen – suchen. Wir wollen heute Nacht doch mal lieber ein Zelt aufbauen, einerseits, weil es am Horizont immer wieder blitzt, und die Luft auch nach Regen riecht, andererseits haben wir ja in nur ca. 8 km Entfernung den Löwenkot gesehen, da ist die Wahrscheinlichkeit, daß hier auch ein Löwe ist, relativ groß. Und Löwen haben, so sagt man zumindest, vor Zelten Respekt.
Also schlafen Bettina und ich in meinem Zelt.
Heike und Ansgar auf der Stretchern, allerdings ganz nah am Auto. Außerdem
legen wir um unser komplettes Lager herum eine Benzinspur, denn auch der
Geruch von Benzin soll auf Löwen abschreckend wirken.
Wir essen Nudeln mit Mais und Thunfisch, werden wieder ein wenig von (harmlosen) Bienen belagert und gehen ganz früh schlafen. | . . |
Gegen 12:30 Uhr nachts fängt es dann plötzlich ziemlich an zu wunden und es riecht noch mehr nach Regen. Bettina und ich stehen auf und bauen das Überzelt, das wir noch nicht mit aufgebaut hatten, auf. Es klappt ziemlich schnell und gut und wir legen uns wieder hin und hören und sehen den Blitze und dem Donner zu und warten, ob es nun Regen gibt, oder nicht. Irgendwann tröpfelt es ein wenig, aber nicht genug, als daß Heike und Ansgar zu uns ins Zelt flüchten würden.
Ansonsten bleibt es trocken.
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