25 Jahre:
DIE DREI ???
"SUPER-PAPAGEI 2004"
Samstag, 2. Oktober 2004 – ColorLineArena - Hamburg

„Schreib für unsere Internetseite mal was über den 2. Oktober!“ sagt Dirk zu mir.
Ja, wenn das denn so einfach wäre...

Der magische 2. Oktober liegt jetzt schon fast 72 Stunden zurück und noch immer kriege ich die ganzen Dinge, Emotionen und Eindrücke, die an dem Tag über mich hereingebrochen sind, in meinem Kopp noch nicht klar sortiert.
 
Bevor es losgeht hier aber erst mal einige Bilder von den Proben, die in der Woche vor dem 2. Oktober auf Kampnagel in Hamburg statt gefunden hatten!

Die Proben beginnen. Zuerst nur für die Drei ???
Holger Mahlich übernimmt die Regie.
Christian "El Conde" Käufl ist der Mann für den guten Ton.
Andreas Fröhlich
alias
Bob Andrews
Oliver Rohrbeck
alias
Justus Jonas
Jens Wawrczeck
Alias
Peter Shaw
Elmar "Elli" Eckert wird die Aufführung ins rechte Licht setzen.
Brigitte Böttrich - Ben Hecker - Detlef Bierstedt - Anreas von der Meden
Detlef Bierstedt in action als "gefesselter und geknebelter" Mr. Fentriss
Geduldiges Warten auf den Einsatz
Holger Mahlich macht seinen Job gut!
Der Pauschentisch - immer gut bestückt!
Peter hat 5 (fünf!) Koffer voll Geräusche mitgebracht!
Ob er die wirklich alle brauchen wird?
Die wichtigsten Geräusche stehen schon parat.
Detlef macht eine Pause und findet das SEHR komisch!
Condes Mischpult und im Hintergrund unser improvisierter Interview-Pavillon
Studio Hamburg will wissen, was am 2. Oktober auf das Team zukommt
Anouk Schollähn führt ein Interview mit allen Darstsellern und Mitwirkenden
gut vorbereitet
Anouk stelt die Fragen - Darius filmt
Andreas antwrotet
Jens antwortet
Oliver antwortet
Oliver im Monitor
Interview mit Peter Klinkenberg
Interview mit Thomas Fritsch
Die Band probt
Pressekonferenz im Nebenraum
ein schönes, alter Foto...

So lange wie der Tag für mich und die meisten anderen Beteiligten gedauert hat, so schnell ist er gleichzeitig auch vorbei gegangen. Habe ich wirklich fast 20 Stunden in dieser Halle verbracht, ohne sie auch nur ein einziges Mal zu verlassen? Habe ich wirklich an einem einzigen Tag einen kompletten (neuen) Handy-Akku platt telefoniert? Waren wirklich 12.500 Menschen in der Halle, von denen ich mindestens 500 kannte?!

Ein eindeutiger Beweis dafür, daß ich an dem Tag längst nicht alles, was um mich herum passiert ist, mitbekommen habe, ist ein Mail von Nele von A.S.S., das ich gestern bekam: Sie fragte mich, ob sie unbewußt in irgendeinen bösen Fettnapf getreten wäre, oder woran es sonst gelegen hätte, daß ich sie komplett ignoriert hätte? Die ehrliche Antwort lautet, daß ich mich nicht mal daran erinnern kann, Nele überhaupt gesehne zu haben. Laut ihrer Aussage muss sie direkt neben Sabine (auch von A.S.S.) gestanden haben und darauf gewartet haben, daß ich mein Gespräch mit Sabine unterbreche um ihr zumindest mal „Hallo!“ zu sagen. Und ich? Ich weiß von nix und kann mich an nix erinnern!

So viel zu dem Thema, was wohl alles an mir vorbei gegangen sein mag.
Und das schlimme ist, daß man nicht mal weiß, was man alles nicht mitbekommen hat, eben weil man es nicht mitbekommen hat!!

Aber zum Glück gibt es ja auch noch eine Menge Dinge, die ich sehr wohl mitbekommen habe, Momente auf die ich mich konzentriert habe, Gespräche, Worte und vor allem auch Bilder, die mir in Erinnerung geblieben sind.

Und von einigen dieser Bilder, Worte und Gefühlen kann ich hier vielleicht ein wenig erzählen.

Da war zuerst einmal das Aufwachen am Samstag morgen. Hätte man mich vor ein paar Wochen gefragt, wie ich mich wohl am Morgen des 2. Oktober fühlen würde, hätte ich unter Garantie geantwortet, daß ich davon ausgehen würde, in der ganzen Nacht kein Auge zu tun zu können und daß ich mich am Morgen ganz fürchterlich fühlen würde.
Nix da! Ich wache am Samstag morgen einfach so auf und denke: „OK. Heute dann ColorLineArena!“ Verblüffend? Ich glaube nicht. Denn in den letzten Tagen vor der Show hatte sich nicht nur bei mir, sondern auch bei den meisten anderen Beteiligten ein sehr gutes Gefühl eingestellt.
 

Das ist sie:
Die ColorLineArena - Hamburg
Kapazität (bestuhlt): 12.500!
Noch ist alles ganz leer und ganz still...
Und hier stehen ca. 3.000 Stühle, die noch im Innenraum aufgebaut werden müssen.

Ich weiß noch, wie ich am Donnerstag zu Martin ins Büro kam. „Ich bin fertig!“ begrüßte er mich. „Wie? Mit den Nerven?“ – „Nein. Mit allem! Ich glaube wirklich, sagen zu können, daß ich alles erledigt habe und jetzt schlimmstenfalls noch Dinge passieren können, die man nicht vorher planen und organisieren kann.“
Ich dachte ein wenig über das Gesagte nach und stellte dann fest, daß es mir eigentlich genau so ging.

Punktgenau waren von den 8.532 Dingen, die es im Vorfeld des 2. Oktobers zu organisieren und zu bedenken galt, nur noch zwei oder drei Kleinigkeiten übrig geblieben.

Das ist also das Gefühl, mit dem ich den 2. Oktober beginnen kann. Schon mal nicht schlecht. Dann also los!

Ich rufe das Taxiunternehmen meines Vertrauens an, sammele meine diversen Kisten und Taschen zusammen und lasse mich zur ColorLineArena chauffieren.
Rund um die Halle ist alles noch still und friedlich, ich würde ja gerne schreiben der Frühnebel lichtete sich, die Zugvögel sammelten sich zu ihrem formschönen Flug in den Süden und die ersten goldenen Strahlen der immer noch wärmenden Herbstsonne fielen auf den jungen Oktobermorgen, aber das stimmt ja nicht. Das Wetter ist einfach nur da – weder gut noch schlecht.
„Immerhin regnet es nicht,“ denke ich mit einem Blick in den gräulichen Himmel, denn prasselnder Dauerregen auf dem Hallendach würden dem Kalifornischen Sonnenschein von Rocky Beach ein ganz merkwürdiges akustisches Licht geben. „Hört man den Regen auf dem Dach der Arena?“ hatte ich bei einem unserer Ortstermine in der Arena gefragt. „Nee. Damit hatten wir noch nie Probleme,“ hatte die Antwort gelautet. „Aber ihr habt hier auch noch nicht viele Hörspiele veranstaltet, oder?“ – „Nö!“ – „Dann laß uns doch mal kurz alle ganz still sein und hören, was wir hören?“ Und schon hörten wir eine Boing im Landeanflug auf Hamburg-Fuhlsbüttel und einen Polizeihubschrauber, der sich den obligatorischen A7-Elbtunnel-Stau mal aus der Luft angucken wollte.
„Flexibel sein!“ hieß also die Devise. Zur Not würden die Drei ??? eben einen spontanen Wolkenbruch mit in den Super-Papagei einbauen müssen.

Aber dieser Morgen verspricht zumindest keinen prasselnden Dauerregen!

Als ich die Halle betrete ist von der draußen herrschenden Ruhe nichts mehr zu merken. Obwohl es erst 8:00 Uhr morgens ist, herrscht hier ein gewaltiges Treiben:
 

Die Traversen, die quer durch die Halle laufen, sind herunter gelassen, damit das Licht aufgehängt werden kann.
Ein großer Kran hebt eine ca. 7,5 m x 10 m große Leinwand auf die "richtige" Höhe.
Inzwischen sind die Stühle aufgebaut und werden - einzeln! - abgestaubt.

Die über der ganzen Länge und Breite des Innenraums hängenden Traversen (das sind die Stahlkonstruktionen, an denen Scheinwerfer und Lautsprecher aufgehängt werden können) sind allesamt auf 1,20 herunter gefahren worden und überall sind Techniker damit beschäftigt Boxen und Scheinwerfer anzuhängen.
Gleichzeitig sind zwei oder drei Putzfrauen damit beschäftigt sämtliche 3.000-irgendwas im Innenraum aufgebauten Stühle noch einmal mit einem feuchten Tuch von ihrer Staubschicht zu befreien. So oft werden die Stühle in dieser Halle nämlich nicht gebraucht.

Im Gegenteil: Wenn man sich umguckt, mag man es kaum glauben: Weniger als 24 Stunden vor dem Auftritt der Drei ??? flitzten noch die Haudegen der Hamburg Freezers auf ihren Eishockey-Kufen über den Innenraum! Jawoll-ja, unser Hörspielabend sozusagen auf Eis gelegt ist!
Direkt nach Ende des Freitag-Spiels (die Hamburger Freezers mußten sich den Mannheimer Adlern mit 3:5 geschlagen geben) war in Windeseile damit begonnen worden, die Glasbanden abzubauen, das Eis abzudecken, die Stühle aufzustellen (penibelst genau mit Maßband und Zollstock!) und – nicht zuletzt – die Bühne hochzuziehen.

Als ich ankomme ist von dem Eis also schon lange nichts mehr zu sehen und den einzigen Hinweis auf den etwas unterdurchschnittlich kühlen Boden bekomme ich von Ton-Chef Christian „El Conde“ Käufl, der seine Kabel nicht so legen kann, wie er möchte: „Die sind ganz steif vor Kälte!“

Im Backstagebereich hinter der Bühne ist es dann wieder um einiges stiller, denn die Künstler sind noch nicht da. A.S.S.’s Produktionsleiter Holger Brandes und Künstlerbetreuer Mika Bode sind gerade dabei sich ihr Produktionsbüro einzurichten, Peter Neufeldt von Karsten Jahnke macht es sich auf der anderen Seite des Ganges gemütlich und Kai Picht und seine Catering-Crew bereiten in der eisigen Küche das zweite Frühstück vor.

Richtig spannend wird es ungefähr eine Stunde später, als der für die Drei ???-Band benötigte Flügel angeliefert und mit Hilfe eines Gabelstaplers auf die Bühne gehievt wird! So ein Flügel wiegt zwar „nur“ 375 kg (für einen Gabelstapler sicher nicht mehr als ein Fliegenschiß!) aber wenn irgendwo Steinway drauf steht kriege ich gleich gehörigen Respekt. Mit Video- und Fotokamera bewaffnet postiere ich mich also in so sicherer Entfernung, daß mir keiner irgendwelche Schuld geben kann, wenn es plötzlich knack macht und das gute Stück in zwei Teile zerbricht...
 

Der Flügel wird angeliefert und professionell auf die Bühne gehoben.
Der Klavierstimmer muß sich trotz Musik und Gehämmer um ihn herum auf seine Töne konzentrieren.
Hinter der Bühne ist jede Menge Platz.
z. B. zum Verlaufen!

Aber Firma Karl Eggers weiß offensichtlich genau, was sie tut und wenig später steht das teure Stück auf der Bühne.
Den dann zu Werke gehenden Klavierstimmer bewundere ich nicht weniger: Während in der Halle über die PA (Public Address = die Lautsprecheranlage) die erste Testmusik – zum Hörspielabend passend ist das Suzanne Vegas à capella-Hymne Tom’s Diner – läuft und die Stagehands (helfende Hände) überall klopfen, schieben und poltern ist es sein Job, die 88 (?) Tasten des Klaviers in die richtige Stimmung zu versetzen! Als ich das letzte Mal bei mir zu Hause einen Klavierstimmer hatte, lehnte er den angebotenen Kaffee mit den Worten, „macht zuviel Krach“ ab! ;)

Ab 10:00 Uhr wird es dann um einiges voller und hektischer:
Die Crew von Studio Hamburg fährt ihren Ü-Wagen auf den Parkplatz hinter der Halle und beginnt, die Kameras in die Arena zu schleppen und zu überlegen, ob die auf dem Papier eingezeichneten Positionen auch in der Praxis Bestand haben können.
Mein Kollege Martin rückt an um das heute Nacht palettenweise angelieferte Merchandise in Empfang zu nehmen und an den Merchandiser zu übergeben und unsere Praktikantin Judith kommt, um zu gucken, wie weit das Team der Firma Deko-Idee mit der Dekoration der „on stage“-Bar – wo am Abend die After Show Party statt finden wird – schon gekommen ist. Die Quickborner Jungs sind nämlich schon seit 4:00 Uhr damit beschäftigt blaue, weiße und rote Folien zurecht zu schneiden, Holz- und Plastik-? an Decken und in Lampen zu hängen und überhaupt den ganzen Raum umzugestalten.
 
Zwischen Kaffee und Orangensaft (Essen mag ich heute nicht), telefonieren und organisieren, hin und her rennen und noch mehr hin und her rennen macht sich bei mir in der Magengrube ein ganz merkwürdiges Gefühl breit:
Licht- und...
 
... Ton-Technik

Es ist ziemlich genau ein Jahr her, daß Martin und ich (ich weiß noch genau wann und wo!) die Idee hatten, zum 25-jährigen Jubiläum der Drei ??? ein einziges großes Event zu veranstalten. Wo? Dort wo wir uns am meisten zu Hause fühlen und dort wo nicht nur EUROPA, sondern eben auch die Drei ??? vor einem Viertel Jahrhundert ihren Anfang genommen haben – in Hamburg. Dann also in der ColorLineArena.
Seit diesem 18. Oktober 2003 ist so unendlich viel telefoniert, geplant, beraten, wieder verworfen, organisiert und umorganisiert, diskutiert und debattiert worden... Und jetzt? Jetzt wird mir plötzlich vor Augen geführt, daß wir tatsächlich an dem Punkt angekommen sind, an dem alle, alle, alle Fäden, die im Laufe des Jahres gesponnen worden sind, an diesem einen Tag zusammen laufen. Heute!
Plötzlich laufen Hunderte von Menschen durch diese Arena und setzen das, was wir am Telefon oder am Konferenztisch besprochen haben, in die Tat um.
Das ist schon ein ganz merkwürdiges Gefühl.

Gleichzeitig ist das aber auch eine gewisse Angst dabei:
Haben wir wirklich an alles gedacht? Kann das wirklich alles so funktionieren, wie wir es uns überlegt haben? Haben alle die Informationen, die sie benötigen? Sind wir auf mögliche Probleme und Pannen ausreichend vorbereitet?
Wer kann das schon sagen.

Das Problem mit dem Problemen ist ja, daß sie erst dann zu Problemen werden, wenn sie schon Probleme sind!
Verstanden?
Was ich damit sagen will ist, daß man manche Dinge eben noch so gut planen und überlegen kann, daß man aber erst merkt, was man nicht bedacht hat, oder wo man vielleicht falsch gedacht hat, wenn es möglicherweise schon zu spät ist.
Die Videoleinwand ist zum Beispiel so eine Sache:

Ich erinnere mich noch genau wie wir in großer Runde in der Halle standen und die Idee hatten, statt zwei Leinwänden rechts und links der Bühne eine einzige, größere Leinwand über die Bühne zu hängen. Was dafür sprach? Ganz pragmatisch, anatomische Gründe! Der Praxistest zeigte, daß es viel angenehmer ist hoch-runter-hoch-runter zu gucken als rechts-mitte-links-mitte-rechte-mitte-links. So einfach war das.
In der Theorie.
 

Einleuchten
Techniker-Besprechung
Holger Mahlich überwacht alles.

In der Praxis stellte sich die Situation leider doch etwas anders da. Zwar war (und ist) es nach wie vor angenehmer, den Kopf nur hoch und runter bewegen zu müssen, aber als die Leinwand dann über der Bühne hing und die Traversen hochgefahren worden waren, mußten wir feststellen, daß eben diese Traversen von einigen Plätzen aus den freien Blick auf die Leinwand einschränkten. Mist!
„Kann man da jetzt noch etwas ändern?“ fragten wir uns? In großer Runde wurde hin und her diskutiert, doch da half alles nichts: Wir hätten die Sache mit der Leinwand nur noch ver-schlimm-bessern können: Hätten wir sie weiter runter gefahren wäre sie einerseits ganz fürchterlich störend hinter den Akteuren im Bild gewesen (Bild im Bild im Bild sozusagen), andererseits wäre sie für die Plätze ganz hinten ganz oben nach wie vor von Traversen verdeckt gewesen.
Die Leinwand weiter nach vorne hängen? Funktioniert nicht. Da müßten sämtliche Traversen noch mal runter gefahren und alles umgebaut werden – da würde Zeit kosten, die wir schlicht und ergreifend nicht mehr haben.
Und den fest in Arena hängenden Video-Cube kurzfristig noch mit einsetzen? Geht leider auch nicht, denn die für den Video-Cube benötigten Signale würden die empfindliche, extra auf Hörspiel-tauglichkeit ausgelegte Soundanlage stören.
Was bleibt uns also übrig, als in diesem Punkt in den sauren Apfel zu beißen und die Leinwand dort zu lassen, wo sie jetzt hängt? Nicht viel...
Wir können uns nur merken, daß wir eine einzige große Videoleinwand für alle Zukunft unter der Rubrik „Gute Idee – machen wir nicht!“ abbuchen werden.

Zum Glück ist die Videoleinwand aber zunächst das einzige größere Problem, dem wir gegenüber stehen. Alles andere klappt wie am Schnürchen:
 


Tische basteln
Im Backstagebereich sind die Künstler-Garderoben mit Möbeln, Pflanzen (OK, Plastikpflanzen!) und Getränke bestückt, der Flügel ist in Stimmung gebracht, das Testbild des Ü-Wagens flimmert über die Leinwand, die Merchandise-Stände im Foyer sehen schon nicht mehr wie das Warenlager eine Restpostenmarktes aus, im Catering wird das warme Mittagessen auf das Buffet gestellt, Holger Brandes hat die Hintertür zum Internet gefunden und alles läuft seinen zwar teilweise hektischen aber insgesamt trotzdem ruhigen Gang.

Das Testbild
des Ü-Wagens
Das Merchandise wird angeliefert...
... ins Foyer geschleppt und aufgebaut...
... und später verkauft!

Inzwischen ist die Sonne (welche Sonne?) schon fast auf ihren höchsten Stand geklettert und die Halle füllt sich weiter: Die Künstler sind da!
Und so viele sind es!
 

Nur im Foyer ist
es noch ganz
still und leer...

Plötzlich sind alle Räumen, die seit Stunden auf ihre vorübergehenden Bewohner warten voll: Oliver, Jens und Andreas teilen sich eine Garderobe, alle weiteren Akteure – Andreas von der Meden (als Skinny Norris und Morton), Detlef Bierstedt (als Mr. Fentriss, Onkel Ramos und Opa), Stefan Brönneke (als Carlos), Ben Hecker (als Mr. Claudius) sowie Erzähler Thomas Fritsch und Geräuschemacher Peter Klinkenberg – sind in der geräumigen Garderobe nebenan, die Musiker Henrik Albrecht (Komponist und Bandoneon), Christoph Hillmann (Schlagzeug), Daniel Speer (Kontrabass), Christian Winninghoff (Trompete) und Florian Weber (Piano) auf der anderen Seite des Ganges untergebracht und nur Brigitte Böttrich (als Mrs. Waggoner, Mrs. Claudius und Senora) hat eine Garderobe ganz für sich alleine – sie ist halt mal wieder die einzige Frau des großen Ensembles!

Und mit den ganzen Akteuren geht dann auch das große Gewühle los: Jetzt hat jeder noch einen oder mehrere kleine Wünsche, die er gerne erfüllt- und seine kleinen Sorgen, um die er sich gerne gekümmert haben würde: Andreas ist auf der Suche nach einem weißen T-Shirt, Peter braucht dringend noch eine Videokassette für seine Kamera und ist auf der Suche nach einem möglichst bühnennahen Parkplatz von wo aus er sein Geräusche-„Gerämpel“ auf die Bühne bringen kann, Stefan stellt fest, daß er beim Essen vorsichtig sein muss, weil er in der Aufregung vergessen hat, sich Ersatz-Hemd oder –Hose einzupacken, ich suche mein Kickboard, das zuletzt unter den Füßen von Holger gesehen wurde, Studio Hamburg braucht noch ein Manuskript und dann noch eins und dann noch eins, unsere neue Praktikantin Christina ist auf der Suche nach unsrem Firmenwagen, den sie irgendwo in Altona geparkt hat und nicht wiederfinden kann, EUROPAs Oberindianer Ulli Feldhahn übt den Weg von der Loge bis hinter die Bühne, damit er die Preise nicht im Foyer überreichen muss, unser Presse-Ninchen ist auf der Suche nach dem Eingang, an dem sie ihre Gästeliste postieren muß, die Visagistin sucht den Raum, in dem sie ihr mobiles Kosmetik-Studio einrichten kann und die meistgestellt Frage des Tages lautet eindeutig: „Wo muss ich jetzt lang gehen, wenn ich da-und-da hin will.“
So’ne runde Halle hat schon ihre Tücken!
 

Ulli F. hatte mich letzte Woche auch gefragt, ob der Gästelisteeingang auf der rechten oder der linken Seite der Halle zu suchen wäre. „Ulli, die Halle ist rund – da gibt’s kein rechts oder links.“ Und jetzt haben wir den Schlammassel... rum, rum, rum und durch! ;)
Heute nur mit dem Kickboard unterwegs
 
Die Kameras "lauern" vor der Bühne

Am schönsten aber ist das Zitat von Martin, daß ich irgendwann mit halben Ohr aufschnappe: „Eingang E2 – E4 – Bühne – Backstage... Mist!“
So geht’s uns allen!

In der Halle laufen währenddessen die letzten Vorbereitungen für den Soundcheck:

Die Mikrophone und Notenständer müssen an ihre Plätze gestellt werden und dürfen dann auch nicht mehr verrückt werden, denn die Kameras sind genau auf diese Positionen ausgerichtet.
Die Position der mitten im Publikum stehenden Kamera macht uns ein wenig Sorgen: Wird sie für einige Plätze eine Sichtbehinderung mit sich bringen? Was machen wir, wenn dem so ist? Können oder müssen wir möglicherweise einige Leute umsetzen? Und darf die Kamera überhaupt in einem der Gänge stehen oder gibt es da von Seiten der Feuerwehr her Bedenken?
 

Schminke für Jens
Wo sind die Klappstühle, auf denen die Akteure in ihren Sprechpausen sitzen können? Ah! Die liegen unter der Bühne! Wer ist denn auf die schlaue Idee gekommen, die so gekonnt zu verstecken? Egal – wir haben sie ja gefunden. Und wer baut die Dinger jetzt auf? Freiwillig vor, die Dinger beißen nämlich! Und wie funktioniert eigentlich so eine Nebelmaschine?

Schmink für
Thomas Fritsch

Ihr merkt also: Es gibt unendlich viel zu tun!

Kurz vor der für 14:00 Uhr angesetzten kompletten Durchlauf-Probe – die auch schon von den Kameras mit aufgezeichnet werden soll – gibt es dann noch ein gehöriges Problem mit dem Sound.
Ich verstehe von solchen Dingen ja nicht viel, merke nur, daß der immer so ruhige und ausgeglichene Conde, der sonst stets mit allen noch so verzwickten Problemen zurecht kommt, plötzlich überhaupt nicht mehr ruhig ist.
Ein Teil des Problems liegt Zweifels ohne an den unterschiedlichen Parteien, die mit ihren unterschiedlichen Forderungen an ihn heran treten: Obwohl der über die PA laufende Sound für ein Publikum von 12.500 noch zu leise ist, ist das auf dem Ü-Wagen ankommende Signal schon jetzt zu laut. Wo ist da der goldene Mittelweg? Gibt es überhaupt einen goldenen Mittelweg? Je nachdem, mit wem man darüber spricht, fällt die Antwort sehr unterschiedlich aus.
Dazu kommt noch, daß der Sound in einer komplett leeren Halle sowieso noch einmal ganz anders ist, als wenn die Halle nachher mit 12.500 Menschen gefüllt sein wird.
Aber Conde ist eben doch ein absoluter Meister seines Fachs, macht das Unmögliche möglich und vermeldet irgendwann, „OK, wir können anfangen!“

Von dem nun beginnenden kompletten Durchlauf der Show bekomme ich leider nicht annähernd so viel mit, wie ich gerne würde. Immer wieder muss ich zwischendurch durch die Katakomben der Halle flitzen und dieses und jenes erledigen.
Was ich mitbekomme, stimmt mich allerdings schon sehr positiv:
Holger Mahlich in es in seiner Funktion als Regisseur gelungen, ein gar nicht wirklich bühnentaugliches Stück zu einer sehr schönen Inszenierung zu machen.
Für einen Theater-Laien (wie auch ich selbst es bin) ist es vermutlich schwer, nachzuvollziehen, warum Master of Chess so viel bühnentauglicher war, als der Super-Papagei, aber vielleicht helfen da ein paar kleine Beispiele:

Master of Chess spielte in einem Schloß mit vielen unterschiedlichen Räumen, die man auch akustisch transportieren und verdeutlichen konnte: Da war eine große hallige Eingangshalle, ein trocken klingendes Schlafgemacht, eine geflieste Küche und ein erdiger unterirdischer Gang – alles Räume, die sich vom Klang her vollkommen voneinander unterscheiden. Der Super-Papagei hingegen ist ein Stück, das zu Großteilen unter freiem Himmel und im kalifornischen Sonnenschein spielt. Die Möglichkeit mit Regen, Wind oder einem Hall akustische Akzente zu setzen, und damit das Publikum in gewisser Weise mit in das Stück einzubeziehen, fiel also von vornherein fast komplett weg.

Auch von der Dramaturgie her war Master of Chess von vornherein auf eine live- und Bühnen-Aufführung angelegt. Rollen und Texte wurden hier absichtlich so geschrieben und konzipiert, daß sie sich extrem gut live spielen und vortragen lassen.
Der Super-Papagei hingegen ist nicht für eine Bühne geschrieben worden (eigentlich ja noch nicht mal für ein Hörspiel), sondern als Buch. Und bestimmte Dinge, die in einem gelesenen Text gut funktionieren, bereiten in einer Live-Umsetzung schon ganz gehörige Schwierigkeiten.
 
Auch ein kleines
Meisterwerk!
Ich finde aber, daß Holger Mahlich hier ein wahres Meisterwerk gelungen ist. Oft sind es nur ganz kleine Ideen und Akzente, die eben genau diese Bühnentauglichkeit ausmachen und Holger hat es geschafft, diese in das Stück einzubauen oder herauszuarbeiten. Als Beispiel seien hier nur die bedröppelten Gesichter der beiden „Papageien“, die von Mr. Claudius als „trübe Tassen“ betitelt werden, erwähnt.
Ein gleichermaßen großes Lob & Dankeschön geht also an dieser Stelle an Holger Mahlich!

Und während auf der Bühne der Super-Papagei seinen Lauf nimmt, laufen wir vom Orga-Team weiter im Laufschritt durch die Halle.
Ich bin ja beileibe nicht die einzige, die heute wie ein Weltmeister auf den Beinen ist:
Marketing-Martin, After Show Party-Judith und Presse-Ninchen geht es nicht anders.
Und auch „jenseits von EUROPA“ ist man mit 7-Meilen-Stiefeln unterwegs: A.S.S. haben nicht nur ihre beiden Tourleiter Holger und Mika ins Rennen geschickt, sondern vor allem auch Steffen und Sabine, die in den letzten Monaten genauso viel gemailt, telefoniert, geplant und organisiert haben wie wir EUROPAer.
 
Inzwischen bildet sich vor der Halle eine immer länger werdende Schlange.
Dadurch, daß wir numerierte Platzkarten haben ist der Andrang noch nicht so groß wie z. B. bei einem Konzert, bei dem es Unmengen von Fans gibt, die auf einen Platz in einer der ersten Reihen aus sind und dafür auch eine längere Wartezeit vor der Halle in Kauf nehmen.
Trotzdem ist die Länger der Schlange vor der Halle jetzt schon beeindruckend.

Die Uhr tickt, es geht an die letzten Vorbereitungen...
 

Deko für die Party
Das „on stage“ ist fertig dekoriert, Martin hat die Catering-Firma Eurest davon überzeugen können, daß es bei der BMG absolut unmöglich ist für eine Rechnung Vorkasse zu leisten, daß sie ihr Geld aber auf jeden Fall bekommen werden, Ninchen hat sich mit der Pressegästeliste am Eingang E4 postiert und wartet auf die ersten Jounalisten, Christina hat sowohl die T-Shirts, und die Videokassetten als auch ihr Auto (wieder-)gefunden, sämtliche Handies klingeln weiterhin im Minutentakt und ich denke die ganze Zeit über Essen nach, habe aber trotzdem keinen Hunger... Statt dessen lieber noch einen Liter O-Saft reinkippen.

Ninchen und Ilka
stellen sich am
Gästelisten-Eingang
in Position
Der Einlaß beginnt und ich höre die ersten Töne der R.E.M.-CD Automatic For The People durch die Halle schallen. Warum R.E.M.? Warum nicht R.E.M.!?!
 

< Meine Wahl der Einlass-Musik

In letzter Minute war uns noch eingefallen, daß es ja schon etwas langweilig wäre, wenn wir das eintreffende Publikum zwei Stunden lang ganz ohne musikalischer Untermalung in der leeren Hallen sitzen lassen würden. „Bring doch einfach eine nette CD mit,“ hatte mir irgendwer gesagt.
Als ich am Abend dann vor meinem CD-Regal stand, war das ein ganz komisches Gefühl: Welche CD(s) soll ich jetzt einpacken? Soll ich Fischer Z, die Boomtown Rats oder Marc Burgess einpacken und 12.500 Leute mit meinem eigenen Geschmack quälen? Lieber nicht. Versuche ich Musik von 1979 zu finden? Auch nicht; erstens kapiert das vermutlich keiner und zweitens war 1979 sowieso nicht das Highlight-Jahr der deutschen oder internationalen Musikgeschichte. Also etwas massenkompatibles. Aber was? Beatles? Housemartins? Franz Ferdinand?
Schließlich fiel meine Wahl auf R.E.M.
Ob das jetzt die richtige Wahl war? – Vermutlich werde ich das nie erfahren...
 

Es ist 19:15 Uhr, das Licht in der ColorLineArena geht aus, und auf der Leinwand beginnt der Film, den wir extra zu diesem Anlaß haben drehen lassen. In einem bunt und schnell zusammengeschnittenen Potpourie haben wir Prominente (Lotto King Karl, Wir sind Helden, Olli Schulz, Sportfreunde Stiller, Daniel Brühl, Fabian Harloff und Sascha Draeger und Maira Ketikidou und Till Demtröder vom Großstadtrevier) und Fans nach ihren Erfahrungen und Erlebnissen mit den Drei ??? befragt.

„Lauter!“ gellen diverse Rufe durch die Halle. Richtig, der Ton ist noch nicht wirklich berauschend. Ich kriege ein wenig Angst: Werden wir es doch nicht hinbekommen, die Halle mit einem wirklich guten Klang zu füllen? Ist die Halle zu groß, die Anlage zu klein? Hängen die Boxen an den falschen Stellen?
Zum Glück haben sie die Soundprobleme innerhalb weniger Minuten erledigt.
Als ich später noch einmal darüber nachdenke, wird mir klar, daß das ein ganz normaler alltäglicher Vorgang war. Auch bei Konzerten sind die ersten zehn Minuten die Zeit, in der der Tontechniker noch einmal alle Hände voll zu tun hat und in Windeseile an allen 50.000 Knöpfen seines Mischpults dreht und schiebt. Da kann man vorher einen noch so langen, gründlichen und ausführlichen Soundcheck gemacht haben, es ist nun einmal eine unabwendbare Tatsache, daß eine leere Halle anders klingt, als wenn sie mit 12.500 Stoff tragenden Menschen gefüllt ist.
Der einzige Unterschied ist, daß das bei Konzerten oft nicht so auffällt. Die meisten Bands wissen um diese Problem und beginnen ihr Set entweder mit einem Hit – der gleich alle von den Stühlen reißt und zum Mitsingen und –klatschen animiert – oder mit einem Song, der ganz leise und ruhig und nur mit halber Instrumentierung anfängt; eben genau um dem Tontechniker die Chance auf einige Justierungen zu geben.
Wie so oft in den vergangenen Monaten ist es bei unserer Veranstaltung eigentlich genau wie bei einem Rockkonzert nur eben doch ganz anders: Bei einem Hörspiel (oder in diesem Fall bei einem relativ ruhigen Film) fallen die anfänglich Unlänglichkeiten des Sounds sofort ins Auge... pardon... ins Ohr.

Überhaupt hat uns dieses genau wie und eben doch ganz anders im Laufe der Vorbereitung immer wieder Anlaß zur Verzweifelung aber auch Grund zu herzlichem Gelächter geliefert.
So gab es zum Beispiel die Frage von der ColorLineArena, mit wie vielen Trucks wir denn kommen würden. „Ein Ü-Wagen und ein kleiner Transporter und dann vielleicht noch ein oder zwei Kombis,“ hatte unsere Antwort gelautet. „Wie? Und wann kommen die anderen LKWs?!“ – „Welche anderen LKWs?! Andere LKWs wird es nicht geben!“ – „Aber...“ – „Nichts aber!“ – „... Das ist alles? Britney Spears ist hier mit 18 LKWs vorgefahren. Und die Show war noch nicht mal ausverkauft!“ – „Ja. Bei uns ist das eben anders!“

Nachdem der Film nach ca. 10 Minuten zu Ende ist, ist der große Moment endlich gekommen: Die Drei ??? betreten die Bühne und alle 12.500 Anwesenden springen von ihren Stühlen auf, um Justus, Peter und Bob – oder Oliver, Jens und Andreas – mit Standing Ovations zu begrüßen.
Mir schießen die Tränen in die Augen.
Dies ist der Moment, an dem mir plötzlich ganz klar und deutlich vor Augen geführt wird, wofür wir alle die letzten Monate gearbeitet haben!
Plötzlich ist der eine Moment gekommen, an dem alle Fäden zusammen laufen und an dem alles einen Sinn ergibt.

Einer meiner ganz großen Helden und Vorbilder ist Bob Geldof. In dem ersten Kapitel seiner 1987 erschienenen Biographie (Is that it?) beschreibt er das Gefühle, das er hatte, als er bei dem von ihm organisierten Live Aid-Konzert auf der Bühne stand und sich am Ziel (s)eines langen Weges sah. Er benutzt dazu Worte aus Samuel Becketts Warten auf Godot:
Let us not waste our time in idle discourse! Let us do something, while we have the chance! It is not every day that we are needed. Not indeed that we personally are needed. Others would meet the case equally well, if not better. To all mankind they were addressed, those cries for help still ringing in our ears! But at this place, at this moment in time, all mankind is us, whether we like it or not. Let us make the most of it, before it is too late! […] But that is not the question. What we are doing here, that is the question. And we are blessed in this, that we happen to know the answer. Yes, in this immense confusion, one thing alone is clear. We are waiting for Godot to come.
Übersetzung: Wir wollen unsere Zeit nicht bei unnützen Reden verlieren. Wir wollen etwas tun, solange sich die Gelegenheit bietet! Uns braucht man nicht alle Tage. Es ist offen gesagt nicht so, als brauchte man gerade uns. Andere würden die Sache ebensogut, wenn nicht besser machen. Die Hilferufe, die uns noch in den Ohren klingen, richteten sich an die gesamte Menschheit. Aber hier, an diesem Platz und in diesem Moment, sind wir die gesamte Menschheit – ob uns das nun gefällt, oder nicht. Laß uns das beste daraus machen, bevor es zu spät ist. [...] Was tun wir hier, das muß man sich fragen. Wir haben das Glück, es zu wissen. Ja, in dieser ungeheuren Verwirrtheit ist eines klar: Wir warten darauf, daß Godot kommt.
Und auch auf die Gefahr hin, daß ich hier jetzt etwas theatralisch und over the top klingen mag, irgendwie fühle auch ich mich in diesem Moment genau so.
Neben mir sitzen Martin und Judith und als ich zu ihnen rüber gucke, sehe ich, daß es auch ihnen genau so geht wie mir: Auch sie haben Tränen in den Augen...

Und da stehen sie jetzt also auf der Bühne: Die drei befrackten Fragezeichen. „Warum Frack?“ haben einige von Euch sich gefragt. So genau weiß ich das, ehrlich gesagt, auch nicht. Es war die Entscheidung der drei selbst. Ich habe das mehr oder weniger nur am Rande mitgekriegt und: Ich bin auch nicht wirklich die richtige Ansprechpartnerin, wenn es um Kleidungs- oder Modefragen geht... Aber schick sehen sie schon aus.
 

Anderas Fröhlich
alias
"Bob Andrews"
Oliver Rohrbeck
alias
"Justus Jonas"
Jens Wawrczeck
alias
"Peter Shaw"

Sehr gut gefällt mir, daß die drei beschlossen haben, ihre Mitstreiter nicht erst am Ende der Show, sondern gleich am Anfang vorzustellen. Genau wie bei einem Film finde ich es sehr schön, wenn man von vornherein weiß, mit wem man es zu tun hat.
Vielleicht war das der Moment, an dem einige von Euch enttäuscht waren, nicht alle noch lebenden Sprecher der Originalbesetzung des Super-Papageis von 1979 auf der Bühne zu sehen. Aber manchmal gibt es eben Gründe, die dazu führen, daß man nicht alles, was man sich wünscht, erreichen und in die Tat umsetzen kann.
 

Das Leben ist einfach nicht immer ein Wunschkonzert.

Ich finde aber, daß wir in Brigitte Böttrich, Detlef Bierstedt, Ben Hecker und vor allem auch Thomas Fritsch durchaus mehr als würdigen Ersatz (wenn man dieses Wort überhaupt in den Mund nehmen darf) gefunden haben.
 

Brigitte Böttrich
alias
Mrs. Waggoner &
Mrs. Claudius
Detlef Bierstedt
alias
Onkel Ramos & Hugenay
Stefan Brönneke
alias
Carlos
Ben Hecker
alias
Mr. Claudius
Detlef Bierstedt alias Mr. Fentriss & "Opa"

Ganz besonders gut gefallen mir die dezenten Schauspiel-Einlagen, die Holger Mahlich in die Lesung hinein-inszeniert hat: Detlef Bierstedt, der sich als gefesselter und geknebelter Mr. Fentriss einen Papiertaschentuch in den Mund steckt, Jens, der als Peter seine 100 Schritte auf dem Friedhof immer größer und größer werden läßt, Andreas, der als zum Brunnen rennender Bob fast einen rückwärts-Moonwalk auf die Bühne legt, die Papageien, die reihum von den verschiedenen Schauspielern gesprochen werden, es schaffen, sich für diese Momente nicht nur akustisch, sondern irgendwie auch optisch in bunte Vögel zu verwandeln und viele andere Kleinigkeiten, die den sonst so engen Raum eines Hörspiels (oder einer Lesung) diesem Anlaß gemäß eben doch ein weniger weiter stecken.

Ganz besonders möchte ich an dieser Stelle Stefan Brönneke als Carlos hervorheben. Ich weiß nicht, ob es wirklich stimmt, aber irgendwie war mir im Laufe des Tages zu Ohren gekommen, daß Stefan eigentlich noch überhaupt nie auf irgendeiner Bühne gestanden haben. Wenn das jetzt nicht stimmt – sorry, dann war’s eine Fehlinformation. Aber wenn dem so ist, finde ich seine Leistung um so verblüffender: Er spielt den Carlos mit einer so herrlichen Mischung aus der Ernsthaftigkeit eines kleines mexikanischen Jungen und eine gehörigen Portion Selbstironie gespielt – einfach wunderbar!
 

Thomas Fritsch
als
Erzähler
Ben Hecker



 

Andreas von der Meden
alias
Morton & 
Skinny Norris

Auch inhaltliche gibt es an dem Stück einige kleine, aber sehr fein gesetzte und herausgearbeitete Veränderungen: Das plötzliche Einschreiten von Erzähler Alfred Hitchcock, der versucht, dem 25 Jahre alte Rätsel der verdrehten Autonummer auf den Grund zu kommen oder die – sozusagen als running gag – immer wieder kehrenden Frage nach der Identität von Mr. Claudius („Wer?“ – „Der dicke Mann!“); auch das eine Anspielung auf einen Fehler im ursprünglichen Drehbuch, denn, wenn man einmal davon ausgeht, daß Justus Jonas zwar erstklassig kombinieren, deswegen aber noch lange nicht hellsehen kann, können die Drei ???, als sie Mr. Claudius das erste Mal gegenüber stehen, eigentlich noch gar nicht wissen, mit wem sie es zu tun haben.
 

Geräusche-Peter und Henrik Albrecht und seine Drei ???-Band tragen kräftig dazu bei, das Hörspiel perfekt zum Leben zu erwecken und abzurunden.
 
 

Geräusche: Peter Klinkenberg

Dadurch, daß in dieser Inszenierung 15 Leute auf der Bühne stehen, passieren manchmal so viele Dinge gleichzeitig, daß ich es teilweise richtig schwierig finde, alles zu sehen, zu hören und mitzubekommen.
Ist Euch zum Beispiel aufgefallen, daß das Geräusch des anfahrenden Rolls Royce-Motors weder aus Peters Geräusche-Sammlung noch als Einspielung vom Mischpult, sondern aus Christians Trompete kam?!
 

Ben und Detlef
oder
Mr. Claudius & Mr. Fentriss
Stefan und Andreas
oder
Carlos & Morton
Brigitte und Ben
oder
Mr. & Mrs. Claudius
Ben, Brigitte, Andreas
Und so vergehen die 1 ½ Stunden, die der Super-Papagei dauert wie im Fluge und eigentlich viel zu schnell. Wie sicher viele von Euch hätte auch ich das Stück gerne mehr als ein Mal gesehen, denn es gibt unter Garantie Hunderte von Kleinigkeiten, die mir erst beim zweiten, dritten oder vierten Mal aufgefallen wären.
Aber es war ja von vornherein klar und abgesprochen, daß dies ein einmaliges Event werden sollte. Und so soll es auch bleiben.

An dieser Stelle ist es vielleicht doch noch mal Zeit auf einen Kritikpunkt, der mir von einigen von Euch zu Ohren gekommen ist, einzugehen:
Das mangelnde Rahmenprogramm.
Richtig: Als wir Anfang des Jahres damit begannen, diesen Abend zu planen, hatten wir in der Tat die Idee, nicht nur eine 2004-er-Version des Super-Papageis auf die Bühne zu bringen, sondern diese Aufführung noch mit einem etwas größeren / bunteren Rahmenprogramm abzurunden.
Es gab eine Menge Ideen, aber je länger wir uns mit jeder einzelnen dieser Ideen beschäftigten, desto mehr mußten wir einsehen, daß wir damit weder uns noch Euch einen Gefallen tun würden. Der Abend – da waren wir uns alle einig – sollte perfekt werden und alles, was diesem Anspruch nicht genügen würde, mußte, so schwer das auch manchmal viel, wieder verworfen werden.

Was waren das für Ideen, die wir hatten?

Da war zum Beispiel die Idee, Euch einen Film über die Anfänge der Drei ??? zu zeigen. Aufnahmen aus dem Studio aus den späten 70-er-Jahren, mehr oder weniger private Bilder von den Drei ???, alte Interviews aus dieser Zeit. Als wir dann aber in allen uns zur Verfügung stehenden Archiven auf die Suche gingen, mußten wir feststellen, daß es aus dieser Zeit fast kein Material gibt! 1979 war eben noch nicht die Zeit, als jeder Hans und Frans mit einer Video- oder Digitalkamera unterwegs war und alles in Wort und Bild festgehalten wurde. Zumal: Wer hätten denn damals auch ahnen können, daß wir genau diese Bilder 25 Jahre später brauchen würden? Also: Gute Idee – machen wir nicht.

Oder die Idee sozusagen als Vorprogramm einen Comedy-Act einzuladen. „Prima Idee,“ dachten wir anfänglich... aber dann kam die Frage wer das denn sein könnte? „Ich finde Mittermeyer lustig!“ – „Den? Der ist doch furchtbar! Was ist mit Ingo Appelt?“ – „Den hab ich mal ausversehen live gesehen; da mußte ich rausrennen!“ – „Wer dann?“ – „Keine Ahnung.“ Und schon standen wir wieder auf dem Schlauch.
„Was ist, wenn wir selbst etwas schreiben?“ – „Könntest Du so etwas schreiben? Am besten noch mit einem direkten Bezug auf die Drei ???“ – „Nein. Kannst Du das?“ – „Nein.“ – „Kennen wir jemanden, der so etwas kann?“ – „Nein.“ Also: Gute Idee – machen wir nicht.

Oder die Idee eine Band auftreten zu lassen. Wieder standen wir vor der gleichen Frage: „Was gefällt?“ Ich fand es ja schon schwer genug, eine CD auszusuchen, die als Hintergrundmusik in der Halle läuft, aber wer um alles in der Welt kann sagen, welches die durchschnittliche Lieblingsband von 12.500 Drei ???-Fans ist?!?
Und welchen Bezug hätte diese Band – so es sie denn gäbe – zu den Drei ??? ?
Bei einer Band wäre erschwerend noch die Frage der Technik dazu gekommen: Für Live-Musik hätte man eine komplett andere Anlage gebraucht, als wir sie für das Hörspiel vorgesehen hatten. Also ein Strich durch den entsprechenden Punkt auf der Ideen-Liste und ein weiterer großer Seufzer: „Gute Idee – machen wir nicht.“

Last but not least die Idee, der wir am längsten treu blieben:
Eine Art Live-Interview oder eine Talkrunde mit allen / viele Beteiligten auf der Bühne. Das wäre von der Durchführung und der Technik her schon möglich gewesen, aber je länger wir (und damit meinen ich jetzt nicht nur uns von EUROPA, sondern insbesondere auch diejenigen, die in dieser „Talkrunde“ hätten sitzen soll), desto weniger konnte wir uns das in der Praxis vorstellen:
Da wären also nach dem Ende des Stücks die Mikrophone beiseite geschoben und Sofas auf die Bühne gerollt worden und irgend jemand hätte damit begonnen, den Drei ???, Heikedine Körting oder wem auch immer Fragen zu stellen?
Kann man sich das wirklich vorstellen?
Gibt es Fragen, die noch nicht in einem der vielen, vielen Interviews gestellt worden sind und somit für alle neu und spannend wären? Und kann man erwarten, daß die Antwortgeber vor so einem großen Publikum die nötige innere Ruhe, die man zum Beantworten der Fragen braucht, finden würden?
Es ist nämlich schon noch mal etwas völlig anderes, ob man als Schauspieler eine Rolle spielt oder ob man in einem Interview sich selbst präsentiert.
 

Oliver macht ???
Peter macht GROSSE Schritte!
Oliver macht ???
Peter kämpft gegen den aufkommenden Nebel

Ihr merkt also, auch hier klaffen Theorie und Praxis wieder sehr ziemlich weit auseinander.
Und so kamen wir schließlich gemeinschaftlich zu dem Schluß, daß wir – bis auf den Film und die Verleihung der Auszeichnungen – auf jegliches Rahmenprogramm verzichten würden.
Wir waren uns einig, daß wir dem grandiosen Erlebnis des Live-Hörspiels durch ein mehr oder weniger wackeliges Rahmenprogramm keinen Dämpfer aufsetzen wollten.
Und ich glaube, daß das die richtige Entscheidung war!

Und so steht am Ende des Abends dann „nur noch“ die Überreichung von großen bunten Dankeschöns an Oliver, Jens, Andreas, Heikedine Körting und André Minninger auf dem Programm.
 
Wie verabredet (und geprobt!) treffen Martin und ich uns zu Beginn der Friedhofs-Szene mit unserem Chef Ulli Feldhahn hinter der Bühne. Ulli bricht an diesem Abend definitiv den Nervositäts-Rekord! So kennen wir ihn gar nicht! Ulli ist normalerweise einer der eloquentesten und wortgewandtesten Menschen, die ich kenne und hat die teilweise fürchterlich Begabung einem zu jeder passenden und unpassenden Gelegenheit genau den richtigen Spruch um die Ohren zu hauen!

Und heute? Heute tappt er zögernd auf die Bühne und vergißt nicht nur, wie unsere derzeitige Firmierung lautet (OK, das kann man ihm nicht wirklich vorwerfen – wir haben in den letzten Jahren dermaßen oft unseren Firmennamen gewechselt, daß wir hier alle langsam den Überblick verlieren!), sondern auch, sich vorzustellen.
Für alle, die sich also immer noch fragen, wer der Mann im braunen Kordanzug war: Das war Ulli Feldhahn, der Senior Vice President der BMG Record GmbH, Family Entertainment aus Hamburg!
In seiner kurzen Rede findet er dann aber doch die richtigen, schönen und dem Anlaß entsprechenden Worte – vor allem die Aussage, daß wir hier im „größten Kinderzimmer der Welt“ stehen, tut es mir an!
 

Die Drei ??? und Ulli Feldhahn
Auszeichnung für 25 tolle Jahre "Die Drei ???"
auch für André Minninger & Heikedine Körting!

Wer hätte gedacht, daß es unsere kleine Detektiv-Serie für Kinder einmal so weit bringen würde?!?
 

Ulli sagt noch ein paar nette Worte...
... Olli beißt Heikedine in die Schulter (warum auch immer)...
... und dann ist alles vorbei!

Mit Hilfe von Martin und mir überreicht Ulli die verflixt schweren und unhandlichen Acryl-Bilder, bedankt sich bei allen mindestens 824 an diesem Abend und der ganzen Aktion Beteiligten (was übrigens kein Spruch, sondern wirklich nachgezählt ist!) und wünscht allen Anwesenden ein gutes nach Hause kommen.

Und damit ist der Abend dann für die meisten Anwesenden zu Ende. Zumindest von unserer Seite aus. Aber Hamburg an einem Samstag Abend bietet ja Zweifels ohne eine Menge Möge und Weglichkeiten für eine Fortsetzung.
 

das "on stage"
extravaganze Tänzer
Party!

Jens-Peter Grundmann

Kerstin Ott

Ninchen Kühl
Helmut Krauss
Trotzdem soll hier nicht verschwiegen werden, daß es für einige der Anwesenden auch in der Arena noch weiter ging. Es gab ja noch eine AfterShowParty. Ehrlich gesagt bin ich aber vielleicht nicht ganz die richtige, um über diese Party zu berichten. Zum einen habe ich einen nicht unerheblichen Teil der Party verpaßt, weil ich noch mit allen möglichen anderen Dingen beschäftigt war, zum anderen habe ich an dem Abend in so kurzer Zeit mit so viele verschiedenen Leuten gesprochen habe, daß ich sozusagen alles und gar nichts mitbekommen habe. Gerne hätte ich mich mit allen der ca. 150 Leute, die ich auf dieser Party kannte, länger und ausführlicher unterhalten, aber das ist halt das Los, wenn man zu viele kennt: Wie so oft auf seiner eigenen Geburtstagsparty wird man vom einem Gespräch ins nächste gereicht und muss fast jede Unterhaltung mit den Worten, „sorry, ich muss noch mal schnell...“ abbrechen. Eigentlich fürchterlich, den jeder, mit dem man sich gerade unterhält muss eigentlich zwangsläufig das Gefühl bekommen, er oder sie sei eben nicht annähernd so wichtig wie die Person, die gerade am anderen Ende des Raumes auftaucht... Und so hangelt man sich von Gespräch zu Gespräch, bleibt dabei aber fast immer auf dem Niveau der Belanglosigkeit und weiß am Ende des Abends gar nicht, wie es plötzlich so spät werden konnte und wie es sein konnte, daß man mit so vielen Menschen gar nicht – oder eben nicht genug – gesprochen hat.


Martin & Judith -           Nina & Gabi & Detlef

Ein paar Autogramme müssen dann doch noch sein!

Aber, wie gesagt: Ich habe in Bezug auf die AfterShowParty einige – definitiv nicht Alkohol-bedingte – Lücken. Vielleicht hat ja noch jemand anderes Lust, hierzu etwas zu schreiben?!
 

EUROPAer:
Hiltrud Fitzen - Ulli Feldhahn - Maike Nagel
Kollegen:
Oliver Rohrbeck - Sascha Draeger
Teenies!

 

Es muss irgendwann zwischen drei und vier Uhr sein, als ich – inzwischen unter den letzten Verbleibenden – die Party verlasse. (Zumindest behauptet meine, unter von mir verursachten Schlafstörungen, leidende Nachbarin, daß ich um diese Uhrzeit einen großen Lärm im Treppenhaus gemacht hätte. Blödsinn! Das nächste Mal wenn „ich“ einen Auftritt in der ColorLineArena habe, schenke ich ihr zur Feier des Tages ’ne Packung Lärmstop!!!)
Wider erwarten schlafe ich wie ein Stein ein.
 

Holger Mahlich & seine Frau
die kannte keiner!
Andreas Fröhlich & Thomas Fritsch
Heikedine Körtin & Prof. Andreas Beurmann

Den Sonntag verbringe ich präventiv mit Grübel-Attacken bekämpfenden kulturellen Gegenmaßnahmen (Tanz der Vampire / griechisch Essen gehen / super Konzert der Wohnraumhelden und Fred Timm angucken).
 


Was ist hier falsch?!
Erst am Montag, als Dirk mich bittet, einen möglichst ausführlichen und umfassenden Bericht für unsere Internetseite zu schreiben, fange ich wieder an über alles in den letzten Monaten und vor allem am Samstag geschehene nachzudenken.
Und auch wenn mich dieser Bericht jetzt etliche Stunden „gekostet“ hat, war das genau das richtige. Denn ich muss schon sagen: So ein Event geht nicht spurlos an einem vorbei!
Nanu?!

Nicht nur für mich, sondern vor allem auch für Oliver, Jens und Andreas, meine Kollegen Martin und Judith, und Sabine und Steffen von A.S.S. sowie für viele der anderen 824 Menschen waren die letzten Monate schon etwas ganz außergewöhnliches.
Wir alle haben unglaublich viele (neue) Erfahrungen gemacht und Dinge gelernt, uns ganz klein und dann wieder ganz groß gefühlt, gelacht und geweint, gestritten und uns wieder versöhnt, diskutiert, debattiert, telefoniert, und, und und...

Und ein Spaziergang war der Weg bis in die ColorLineArena nun wahrlich nicht!

Nun habe ich alle Emotionen, Gefühle und Gedanken in ihre entsprechenden Schubladen verstaut und kann anfangen, mich auf ein Leben zu konzentrieren, von dem ich nie erwartet hätte, daß es es geben würde: Das Leben nach dem 2. Oktober 2004!
 
 
Danke für’s treue Lesen!
;)
Corinna.
 
Ein großer Kuss für
Monika Spathris!