VON FLIEGENDEN NASHÖRNERN UND TELEVISIONSSTEINEN IN
Jena - Volkshaus am 13. Mai 2003

Kopfweh
 .  Aua, aua, mein Kopf tut weh... Sehr weh! Ich wusste doch, dass es ein Fehler war, mich gestern zum Kosten einheimischer Magenbitterschweinereien überreden zu lassen...
Jetzt sitze ich am Frühstückstisch, kann nur Hühnercurrysalat essen und wünsche mir, dass die Sonne ganz schnell wieder untergeht!
Um mich zu ärgern tut sie das aber nicht!
 . 

Auf nach Weimar
Statt dessen steht pünktlich um 10:30 Uhr der Bus abfahrtbereit vor dem Hotel. Wir werden heute Touristen spielen und uns Weimar angucken! Connie ist wieder mit von der Partie, als zweite Stadtführerin haben wir meine andere Jenaer Freundin Anna-Lena engagiert. Die beiden sind pünktlich zur Stelle und schon kann's losgehen. Über eine holprige Landstraße und durch eine wunderschöne, hüglig-bewaldete Gegend geht's in das nur ca. 30 km entfernte Weimar. Holger, Johnny, Frank, Oliver, Peter und wir drei Mädels sind die Besetzung des heutigen Tages.

Wir finden einen Platz, an dem wir den Bus mehr oder weniger legal ein paar Stunden stehen lassen können und erkunden zu Fuß die Stadt.
Weimar
Goethes Haus
Schillers 1. Haus
Schillers 2. Haus
Goethe-Schiller-Denkmal

Osten?
Daß wir hier im ehemaligen Osten sind, ist vor allem daran zu erkennen, dass inzwischen alles Tip-top und wunderschön renoviert ist. Ohne gehässig klingen zu wollen, sieht man hier, wo unser Solidaritätsbeitrag hin geflossen ist. Andererseits war Weimar vor zwei oder drei Jahren auch Europäische Kulturhauptstadt und dass sich eine Stadt für so einen Anlaß herausputzt, kann man leicht nachvollziehen.

Komische Plaketten in ganz Weimar
Wir wandern durch kleine Kopfsteinpflastergässchen und staunen, dass fast an jedem zweiten Haus eine Gedenkplakette angebracht ist. Am schönsten ist eine Plakette, die daran erinnert, dass eine gewisse Yelda bei diesem Bäcker zwischen Januar und April 2000 regelmäßig ihre Brötchen kaufte! Schöner Humor!
Stadt des Ginko...

 
...der komisachen Schilder...
... der komischen Gedenkpaketten...
... der komischen Veranstaltungen...
... und der Thüringer Bratwürste!

Olles Wetter
Leider ist das Wetter nicht gerade wundervoll. Im Gegenteil - je weiter wir uns den ehemaligen Wohnhäusern von Goethe und Schiller - die in der Tat eine Zeit lang direkte Nachbarn waren! - nähern, desto ungemütlicher wird es. "Kultur, Kultur, Kultur, Kaffee, Kaffee, Kaffee! Zack! Zack?!" schlägt Oliver deswegen vor. Das klingt nach einem guten Plan. Also haken wir den Kultur, Kultur, Kultur-Teil so schnell wir möglich an und wollen uns dann dem Kaffee, Kaffee, Kaffee-Teil des Tages widmen, als es ganz gehörig an zu gießen fängt. Ein Café ist gerade nicht zur Stelle, also flüchten wir in den nächstbesten Laden: Ein Laden, in dem Mineralien und Halbedelsteine angeboten werden, aber auch jede Menge ausgestopfter, bzw. präparierter Schmetterlinge, Falter, Käfer und Spinnen. Wir gucken ein bisschen hier und da, nehmen den einen oder anderen Stein in die Hand, staunen über die Größe einiger Käfer und Spinnen und warten eigentlich nur darauf, dass es wieder aufhört zu regnen.

Steine, Spinnen, Skorpione und Televisionssteine
Aber dann fragt Frank die bis dahin recht schweigsame und unbemühte Ladenbesitzerin, ob sie auch präparierte Kakerlaken hat. "Nee, die züchten Sie man schön bei sich zu Hause in der Küche," sagt sie mit bestimmter Stimme und im schönsten Thüringisch. Aber dieser Satz scheint irgendwie ihr Stichwort gewesen zu sein, denn plötzlich fängt sie an eine wahre Sintflut von Informationen und Geschichten über ihre Ware auf uns loszulassen! Die Frau ist unglaublich!!!

Nashornkäfer in der Küche
Sie erzählt uns von ihren selbstgezüchteten Nashornkäfern, die bis zu 10 cm lang werden können und bei ihr in der Küche frei herum fliegen dürfen. "Och, das passt schon. Die brummen halt mächtig beim Fliegen. Aber dann sitzen die auf dem Küchenschrank und das ist doch wunderbar. Nur wenn sie mir in die Haare fliegen ist das blöd, weil die sich überall so doll fest krallen - die kriegt man dann gar nicht wieder raus!"
Die "Steinothek" in Weimar:
Nicht nur bei Regen...
... ein herrlicher Zeitvertreib!
Die klasse "Steinothekarin"!

Lebendige Blätter
Sie zeigt uns perfekt ebenmäßig gewachsene Pyrite, erklärt uns die Evolution der Kalmare ("Die man heute nebenan bei Nordsee kriegt, sind ja alle nackt - früher hatten die alle Wohnungen - wie jetzt nur noch die Schnecken."), bespritzt ihr in einem Terrarium lebendes "Lebendes Blatt" mit Wasser aus dem Zerstäuber ("Dann bewegt es sich schneller!") und demonstriert uns die verblüffende Wirkung des sogenannten "Televisions-Steines" (Ulexit), der eine in ihn einfallen Struktur (z. B. Schrift) nach oben hebt ("Selbst wenn dieser Stein jetzt ein oder zwei Meter dick wäre, könnte man etwas Geschriebenes, das unter dem Stein liegt, noch lesen, weil der Stein die Schrift hochhebt. Das ist genau das gleiche Prinzip, das sich die Wissenschaftler heute für die Herstellung von Glasfaserkabeln abgeguckt haben!")
Die Frau ist wirklich faszinierend und obwohl es inzwischen längst wieder zu regnen aufgehört hat, bleiben wir wohl über eine Stunde bei ihr und ihren Geschichten hängen!

Tipp des Tages
Tipp des Tages: Die Mineralien- und Fosilienhandlung P. Gensel in Weimar. Leider kann sich keiner von uns an den Straßennamen erinnern, aber das Geschäft ist mitten in der Innenstadt, ziemlich direkt neben dem Schiller-Haus. Das perfekte Unterhaltungsprogramm für einen drümmeligen Regentag.
 .  Jetzt haben wir aber endgültig Kaffee, Kaffee, Kaffee-Durst und stürmen das nächstbeste Restaurant. Ein bisschen Kaffee trinken, ein bisschen futtern, dann geht's weiter. Wir bummeln gemütlich zurück durch die Stadt, bleiben in einem T-Shirt-Laden und einem Laden, in dem alte original Ost-Produkte angeboten werden, hängen und sind so gegen 14:30 Uhr wieder an unserem Bus.  . 
Horst Kneidel 1
 
Horst Kneidel 2

Platz für Tramper
"Wollen wir einen Tramper mitnehmen?" werden wir Sekunden nach der Abfahrt gefragt. "Klar, warum nicht? Wenn er nach Jena will!?" - "Nach Jena?" fragt Johnny, als er neben dem jungen Mann anhält. "Ja." - "Dann rein mit dir!" Jorg - so stellt der Tramper sich uns vor - ist verblüfft. "Na, von so was bin ich ja noch nie mitgenommen worden! Wer seid ihr denn und was macht ihr denn?"  . 
Tramper Jörg

Er kommt aus dem Osten, also müssen wir ein wenig weiter ausholen, denn man merkt schon immer wieder, dass dem Thema Drei ??? hier die Historie fehlt. "Aha, verstehe," nickt Jörg, "und ihr spielt jetzt heute Abend im Volkshaus?" - "Genau. Und es wäre schön, wenn Du vorbeikommen würdest. Bring am besten gleich noch ein paar Kumpel mit, wir haben noch einige freie Plätze, die wir gerne besetzen würden." - "Das werde ich mir mal überlegen. Ich wohne direkt neben dem Volkshaus, habe heute Abend auch noch nichts vor - könnte also gut sei, dass ich wirklich vorbei komme."
Ansonsten zeigen wir uns Jörg von unserer besten (und eigentlich ziemlich "normalen") Seite: Frank kalauert vor sich hin und wir anderen schütteln uns vor lachen.

Je kleiner die Stadt, desto größer der Stau
 .  Leider bleiben wir auf dem Weg zurück nach Jena ziemlich lange vor einer Ampel hängen. Das klaut uns einen Großteil der Zeit, die wir eigentlich noch im Hotel hätten haben können, bevor wir uns um 16:30 Uhr schon wieder am Bus treffen, um zum Soundcheck ins Volkshaus zu fahren.

<- Was hat Frank denn da auf seinem Hemd stehen?!?

Ironischerweise sind wir dann auch noch viel zu früh im Volkshaus. Conde und Elli sind erst vor einer Stunde angekommen und haben noch einiges aufzubauen und zu verkabeln, bevor der Soundcheck beginnen kann. Aber das ist nicht so schlimm, denn das Volkshaus liegt mitten in der Innenstadt und so bleibt uns noch Zeit für einen kleinen Bummel durch die City.
Gegenüber des Volkshauses
Der Uni-Turm

 
alt und neu

 
Noch mehr alt und neu

 
gemütliche Altstadt

 

Marimbaphone und Gongs
Während des Soundchecks entdecke ich hinter dem Vorhang auf der Bühne eine ganze Sammlung spannender Schlaginstrumente: Das größte Marimbaphon, das ich jemals gesehen habe, riesige Gongs und Pauken und ein Instrument, von dem Frank meint, dass es eine Celesta sein müsste: Von außen sieht es aus, wie ein Klavier, innen hat aber es aber ein Glockenspiel, bzwl Xylophon, dass über das Drücken der Klaviertasten angeschlagen wird. Spannend!
Das Volkshaus...
... von aussen...
... und von innen...
... und von nahem.
Das Foyer

300 Begeisterte
Heute sind wir nicht ausverkauft. Nicht mal annähernd. 700 Zuschauer würden in dem Volkshaus Platz finden - wir werden wohl nur knapp die Hälfte der Plätze füllen können. Das ist aber nicht schlimm. Es gibt einen Balkon, auf dem sicher so 150 - 200 Plätze sind. Der Balkon bleibt komplett geschlossen und so bleiben unten gar nicht mal so viele Plätze frei

Uns wird an Hand dieser Situation mal wieder bewusst, was für einen Luxus wir mit dieser Tour erleben dürfen: Wenn man das mal mit einer Band oder auch einer Theaterproduktion vergleicht... Für die meisten Produktionen, die in der letzten Zeit in Deutschland unterwegs sind, sind halbleere Hallen mit einer Kapazität von weit unter 1.000 Leuten die tägliche Realität. Für uns ist das hier die absolute Ausnahme! Unglaublich.
Und als die Show dann beginnt, stellt sich zudem noch raus, dass die 300 Leute, die heute Abend gekommen sind, auch noch wirklich das Gelbe vom Ei sind! Das Publikum ist so richtig klasse!!! Die perfekte Mischung aus Zuhören und Spaß haben. Man bekommt das Gefühl, das die meisten, die hier sind, das, was ihnen heute auf der Bühne geboten wird, so richtig genießen! Perfekt!

"Jena Mann dort!"
Olli bringt gleich zu Beginn der Show einen richtig schönen, platten Kalauer: "Siehst Du den Mann dort?" - "Wo? Welchen?" - "Na Jena dort!" und Peter hat wieder seine akustischen Frösche im Einsatz, die heute in so großer Anzahl vertreten sind, dass Andreas seinen virtuellen Spaziergang nicht wegen des virtuellen Nieselregens beenden will, sondern weil er bei jedem Schritt eine Kröte zertritt! - Wunderbar!

Rotkäppchen-Holger und noch ein Hub-Hub-Hubschraubereinsatz
 .  Nach der Show gibt's dann noch eine kleine gemütliche Autogrammstunde im Foyer, die ein schnelles Ende findet, als auf dem Dach der Transplantationsklinik nebenan ein Hubschrauber landet. Hu-Hu-Hubschraubereinsatz ist für die meisten noch spannender, als ein Autogramm von Oliver, Jens und Andreas zu bekommen. Auch wir flitzen nach draußen und gucken dem Piloten bei seinem gekonnten Landemanöver zu.

Schon wieder Hunger
Wir haben alle ziemlichen Hunger, müssen aber noch eine Weile auf Elli und Conde warten. Die haben heute ärgerlicherweise nur zwei (statt sonst vier) Abbauhelfer und es dauert eine ganze Zeit lang, bis alle zusammen gepackt und in dem Sprinter verstaut ist. Aber die beiden haben heute nicht nur noch weniger zu essen bekommen, sondern auch noch doppelt so hart mit anpacken müssen, also ist es nur fair und richtig, dass wir auf die beiden warten, bevor wir uns von dem örtlichen Veranstalter zu einem netten Restaurant führen lassen.
Hier gibt es für alle noch ein ziemlich leckeres Essen und ein paar Getränke, aber nach der "verlorenen" Nacht gestern, hören wir alle schon unsere Betten rufen.

Definitiv die falschen Schuhe
Im Hotel angekommen können wir der Verlockung eines letzten Biers an der Bar dann aber natürlich doch nicht wiederstehen... (Immer diese Gruppenzwänge!). Etwas wiederwillig aber immer freundlich bleibend macht die Bardame ihre eben abgerechnete Kasse wieder auf ("Ich muß doch morgen früh zur Vorlesung... Au weia...!") und schenkt uns ein.
 
 .  Olli trinkt am schnellsten und verschwindet nach wenigen Minuten, Peter und ich halten auch nicht viel länger durch. Nur Frank und Connie... - aber das ist eine andere Geschichte und soll ein anderes Mal erzählt werden... (Frank: "Bist Du wahnsinnig?! Überhaupt nichts werde ich erzählen!")  . 
Definitiv die falschen Schuhe
 
Connie

Guts Nächtle!
Corinna.