Thurs-Day Off:
WIE SIEHT EIGENTLICH SO’N TOURTAG AUS?
Quickborn, am 26. September 2002
 

Nothing but Sex & Drugs & Rock'n'Roll

Damit ihr auch heute a bißerl was zu lesen habt, habe ich mir gedacht, dass ich Euch ja mal ganz in Ruhe und ausführlich erzählen könnte, wie so ein Tag „on the road“ eigentlich genau aussieht.

9:00 Uhr: Aufwachen / Einschlafen
Dies ist die Zeit, zu der für einige der alte Tag endet und für andere der neue Tag beginnt.
 Mehrmals ist es mir in der vergangenen Woche so gegangen, dass ich, als ich um diese Uhrzeit aus meiner Bus-Koje rollte und runter in die „Lounge“ ging, dem einen oder anderen begegnete, der gerade auf dem Weg war, ins Bett zu gehen. Irgendwie scheint es unvermeidlich zu sein, dass auf Tour der Lebensrhythmus kräftig verrutscht!
 Für diejenigen, die jetzt „schon“ ausgeschlafen sind, gibt es um diese Zeit Frühstück. Entweder können wir schon in die Halle rein, wo dann ein Frühstücks-Catering auf uns wartet oder der Bus parkt vor einem Hotel, in dem wir sogenannte „Tageszimmer“ haben. Das sind Zimmer, die wir den Tag über zum Duschen und noch-mal-abegen nutzen können. Gibt es Tageszimmer, heißt das auch immer, dass wir uns
 
Gleich geht's los im Kölner Limelight
Showtime
Showtime
Showtime
Applaus!
morgens am Frühstücks-Buffet des Hotel gütlich tun dürfen.
 

11:00 Uhr: Die Dusch-Schlange
 Vom Frühstück gut gesättigt sieht man dann in der Regel zu, dass man sich einen möglichst vorderen Platz in der Dusch-Schlange sichert. Es ist ja nicht so, dass es für jeden Mitreisenden ein eigenes Tageszimmer gibt. Je nachdem, wie teuer das Hotel sind, sind es 1 – 3 Zimmer, die man eben nacheinander nutzen muss. Ausreichend saubere Handtücher gibt’s natürlich immer, aber wer sich nicht rechtzeitig zum Duschen anmeldet, muss eben warten, bis er dran ist. Je nachdem, wer vor einem dran ist, kann das mal ganz fix gehen, kann aber auch mal ganz gut lange dauern. Gruß an dieser Stelle an El Conde, der nach dem Duschen auch gerne mal wieder einschläft... J

13:00 Uhr: Sightseeing
 Das nette an der Tatsache, dass wir mit einem Nightliner unterwegs sind, ist, dass wir halt schon morgens in der jeweiligen Stadt angekommen sind. Anders als wenn man in Hotels übernachtet, müssen wir den Morgen nicht dazu nutzen, schnell in die nächste Stadt zu fahren. Das Fahren erledigt sich nacht sozusagen von selbst und man hat am darauf folgenden Tag richtig schön Zeit, um zu shoppen, sich die Stadt anzugucken (Frank), schnell noch mal einen Werbespot aufzunehmen (Olli), sich mit dem Laptop und der Übertragung größerer Bild-Daten-Mengen via Handy rumzuschlagen (ich), den entgangenen Schlaf der letzten Nacht nachzuholen (Helmut und Peter), sich in die Gebrauchsanweisung der neuen Video-Kamera zu vertiefen (auch Peter), eine DVD zu gucken (Andreas) oder, oder, oder.
 Eins fällt mir allerdings gerade auf: Ich kann mich nicht erinnern, irgendwann mal jemanden mit einem Buch erwischt zu haben... Überhaupt: Man glaubt überhaupt nicht, wie weg vom Fenster man auf Tour ist. Irgendwann so gegen Mittwoch viel uns allen auf, dass wir seit Samstag oder Sonntag nicht ein mal mehr Nachrichten gehört hatten. Australien hätte im Meer versinken können – wir hätten es wohl nicht mitbekommen...
 
In der wunderschönen...
... Wuppertaler Stadthalle...
... machen sich auch ??? gut!

13:00 Uhr: Load-in & Aufbau
 Zumindest an den Tagen, an denen wir zwei Show gespielt haben, steht spätestens jetzt der Aufbau des ganzen Equipments auf dem Plan. Darum kümmern sich El Conde und Elli, die aber immer noch 2 – 4 sogenannte „Stage Hands“ (den Ausdruck „Roadie“ gibt’s irgendwie nicht mehr) haben, die ihnen beim Schleppen und Schieben der schweren Kisten helfen.
 Auch wenn wir eigentlich mit einer ziemlich minimalistischen Produktion (Produktion = alles, was für die Aufführung gebraucht wird und später auf und vor der Bühne steht) unterwegs sind, leppert das sich doch!

Was haben wir alles dabei?
Oh man. Ich hatte Steffen von A.S.S. heute morgen gefragt, ob er mir mal eine Liste mit dem Equipment, das wir dabei haben, rübermailen kann. Diese Liste habe ich gerade bekommen...
Ich hatte ja selbst keine Ahnung, dass wir SO VIEL Zeug dabei haben...
Ich werde das jetzt hier nicht alles einzeln auflisten, aber auszugsweise könnt ihr ja mal eine kleine Kostprobe bekommen:

Für den Sound
- 18 Lautsprecher (davon zwei von diesen richtig fetten Subbass-Dingern) mit der dazugehörigen „Peripherie“
- 1 Mischpult (logisch!) mit allem was dazu gehört
- 3 Endstufen mit allem was dazu gehört
Für das Licht
- 11 Scheinwerfer (unterschiedlicher Art und Stärke)
- 4 Lichtstative (ausfahrbar auf 3,7 m und je 30 kg schwer!)
- 1 Dimmer
- 1 Lichtpult
und auf der Bühne und sonst noch so
- 10 Kabelmatten in div. Größen
- 10 Mikrophone mit den dazugehörigen Stativen
- 2 große schwarze Molton-Tücher (inzwischen sind’s schon 3 – hihi)
- 6 Notenpulte und 6 Notenpultbeleuchtungen
- 1 Keyboard mit allem, was dazu gehört (Keystand, Sitzbank, Kopfhörer, Pedale, etc.)
- 3 ganze Kisten voll Geräusche (...)
- und... ganz wichtig... 2 kleine Spanngurte!
Ansonsten steht auf der Liste von Steffen noch jede Menge Zeug drauf, dass ich nicht mal kennen... Bevor ich (der Technik-Legastheniker vor dem Herrn) mich hier bis auf die Knochen blamiere, spare ich mir es also lieber, das hier alles wiederzugeben...

Unterm Strich heißt das aber, dass wir komplett „autark“ sind. Wir sind in keiner Halle auf die örtliche Technik angewiesen, wo es Sinn oder Spaß macht, können wir sie allerdings natürlich trotzdem integrieren. So sind z. B. die Kölner in den Genus von besonders schönem Licht gekommen, weil wir dort – zusätzlich zu unserem eigenen Licht – noch die Lichtanlage des Limelights in unsere Show integriert haben.
 
El Conde bei der Arbeit
hier in Wuppertal

16:00 Uhr: Soundcheck
  OK, das war ja nur ein InterMezzo... Weiter geht’s:
Je nachdem, ob wir an diesem Tag eine oder zwei Shows spielen, ist irgendwann so um diese Zeit der Soundcheck angesetzt. Dazu ist es wichtig, dass alle vor Ort sind. OK, man kann auch mal mit Zwei ?? auskommen, aber die beiden Schauspieler, Erzähler Holger, Musiker Frank und Geräuschermacher Peter sollten schon da sein. Dass unsere beiden Techniker – El Conde und Elli – da sind, dürften selbstredend klar sein.

17:00 Uhr: Essen oder Spielen
Die heikelste Zeit des Tages: Hier stellt sich nämlich die Frage, ob man es schafft, irgendwo was zu essen zu finden, denn nach dem Frühstück fängt spätestens jetzt der Magen an zu knurren. Wenn man Glück hat, gibt’s nur eine Show und man ist irgendwo in der Nähe einer Pommes-Bude oder – wenn man ganz viel Glück hat, wie z. B. in Köln im Limelight – gibt’s sogar von der Halle aus etwas zu essen.
Wenn man Pech hat muss man zur 1. Show auf die Bühne und kann das mit dem Essen knicken... L

20:00 Uhr: Definitiv Showtime
Jetzt ist definitiv Showtime angesagt. Let’s rock the town!

22:00 Uhr: Ungeduscht, geduzt und ausgebuht?
  Ja – Ja – NEIN!!!

23:00 Uhr: Mix & Mingle
Es war schon ziemlich unglaublich, was uns nach der Show meistens erwartete. Die vor der Bühne, im Foyer, am Backstageausgang und sogar vor dem Bus wartenden Fanmassen hatten schon was BoyGroup-Dimension!!! Ich glaube, damit hätte in seinen kühnsten Träumen keiner von uns gerechnet...
An manchen Tagen kostete es unsere Drei Jungs daher auch schon etwas Überwindung, sich noch mal zum Autogrammeschreiben ins Foyer zu wagen. Nach zwei (teilweise sogar vier) Stunden auf-der-Bühne-stehen ist man schon ganz gut ausgepowert und hat vor allem Hunger und Durst. Und so’n Bad in der Menge ist nun wirklich auch kein Waldspaziergang. Aber die drei sind ja tapfer und haben sich fast jeden Abend von mir noch zu einer (meist sogar sehr ausführlichen) Autogrammstunde überreden lassen! Brav! J

23:30 Uhr: Essen fassen
Hoffen wir mal, dass wir nicht in einer Stadt sind, in der es etwas so gleichermaßen groteskes und veraltetes, wie eine Sperrstunde gibt (der Hamburg kriegt bei diesem Wort immer einen kleinen Lachanfall!) und dass wir noch irgendein nettes Restaurant finden, das kein Problem damit hat, seine schon geputzte und abgestellte Küche noch mal für uns in Gang zu setzen.
Aber eigentlich hat’s immer geklappt!
In einigen Hallen war’s sogar so, dass wir von der Halle auch noch mal verköstigt wurden. Oder sollte ich besser verköst-licht sagen? An dieser Stelle ein Lob an die Münchener Muffathalle und das Kölner Limelight für zwei wirklich vorzügliche Abendessen! Hmmm!

1:30 Uhr: Die Ertel-Show
Der Tag ist fast vorbei...
Jetzt gilt es nur noch schnell zu sein und alle noch im Catering befindlichen Getränke schnell in den Bus zu schleppen, damit wir die Nacht über nicht auf dem Trockenen sitzen und dann kann sie los gehen: Die all-abendliche berühmt-berüchtigte Ertel-Show.
Ihr kennt sie nicht?
Bis letzte Woche kannten wir sie auch nicht. Aber seit wir Frank kennen, kennen wir auch die Ertel-Show! Was für ein Segen, dass unsere Berliner Jungs diesen begnadeten Tonmeister endlich mal aus seinem Studio befreit und auf die Reise in die große weite Welt geschickt haben!!! Ich habe selten jemanden getroffen, mit dem man allabendlich so viel Spaß haben!
Und um hier mal den Franks meistgesprochenen Satz – „Danke, dass ihr mich mitgenommen habt!“ – zurückzugeben:
DANKE, FRANK, DASS DU MITGEKOMMEN BIST!!!
- Übrigens: Wir versuchen gerade, die Frank-Ertel-Show an eR-Te-L zu verkaufen! Haha°!

Na, das ist jetzt allen anderen gegenüber ein bisschen unfair, denn was sich da in unserem großen roten TourBus zusammengefunden hat, ist eine Ansammlung von ausnahmslos ganz wundervollen Menschen, von denen jeder seine fantastischen Geschichten zu erzählen weiß und von denen jeder zum Gelingen und Spaß-machen der Tour unendlich viel beigetragen hat!!!
DANKE, also, dass IHR ALLE mitgekommen seid!

3:30 Uhr: Rolling through the night
Ja, und so schaukelt uns der Bus dann durch die Nacht. So lange, bis das Bier und der Wein alle sind, so lange, bis alle müde in ihre Kojen gekrochen sind und so lange, bis die Autobahn zu Ende ist!
 
On the bus: El Conde
Jony, unser Busfahrer

Kiss me good-night!
;)
Corinna.