WEST COAST MEETS EAST COAST
Wuppertal - Stadthalle am 17. September 2002

So, jetzt wollen wir doch mal gucken, ob ich heute Abend ein bisschen besser schreiben kann, als heute morgen. Ich muss ja zugeben, dass ich heute morgen, als ich die Texte zur Vorpremiere in Berlin und zur Premiere in Hamburg geschrieben habe, noch ein bisschen unter den Nachwehen des vergangenen Abends
zu leiten hatte.

Nen Kater hatte ich erstaunlicherweise nicht, aber es gibt so Tage, an denen ist die Welt irgendwie einfach so’n bisschen schief – alles ist komplizierter, dauert länger, macht weniger Sinn und überhaupt greifen an solchen Tagen die Zahnräder einfach nicht richtig ineinander. Wenn man dann noch kreativ sein und was schreiben soll – au weia...

unbekannte Stars
Aber, was gestern in Hamburg passiert ist, war auch einfach ohne Worte... In jeder Hinsicht und für jeden Beteiligten. Man muss sich das schon mal klar machen: Auf der einen Seite sind da all diejenigen, die die letzten Monate und Wochen auf das Gelingen dieser Tour hingearbeitet waren und die plötzlich völlig überwältig erkennen dürfen, dass es funktioniert.
Auf der anderen Seite aber sind die „Künstler“:
Hier hat sich eine Gruppe von Menschen zusammen gefunden, die sich größtenteils nur sehr wenig oder gar überhaupt nicht kennt. Und diese Menschen stehen plötzlich das allererste Mal zusammen (vor Publikum) auf einer Bühne und machen – noch bevor die Show eigentlich begonnen hat – die Erfahrung, dass sie wie altbekannte Stars gefeiert werden! Das ist schon strange!

Hörspiel und Rock'n'Roll
Vergleicht man das mal mit einer Band – und auch wenn der Vergleich in manchen Punkten hinkt, im Grunde genommen machen wir hier gerade nix anderes, als eine richtig feine Rock’n’Roll-Tour – ist das schon krass: Die meisten Band werden im wahrsten Sinne des Wortes ein Lied von jahrelangen frucht- und  brotlosen Auftritten in staubigen Jugendzentren und verrauchten Kneipen singen können. Und die ganze Mühe nur, um dann später frustriert feststellen zu müssen, dass man seine Hoffnung trotz alledem noch zu hoch gesteckt hatte.

eingespieltes Team
Und auf diese Tour? Das komplette Gegenteil!
Eigentlich ein bisschen wie Bro’Sis oder No Angles: Über Nacht vom No-Name zum absoluten Superstar. Dann aber auch wieder das komplette Gegenteil, denn im Gegensatz zu diesen Retorten-Bands, gibt es hier einen Kern der beileibe nicht künstlich erschaffen ist, sondern – im Gegenteil – ein seit Jahrenden eingespieltes Team ist. Nur hat eben auch dieses Team bisher völlig andere Erfahrungen gemacht.

back to reality
Wenn Oliver, Jens und Andreas zusammen im Studio sitzen, wissen sie schon, dass es „da draußen“ Hunderte und Tausende von Menschen gibt, die das, was sie machen lieben. Aber diese Menschen haben keine Gesichter und keine Namen – man sieht sie nie (oder zumindest nur relativ selten) von Angesicht zu Angesicht.
Seit gestern Abend aber haben diese Menschen plötzlich Namen und Gesichter. Und das ist schon ein Schock, den es erst mal zu verarbeiten gilt!
 
Unser schicker roter Doppel-Decker-Tourbus ist noch schicker geworden: Jetzt schmücken ihn drei hübsche bunte ??? - damit wir auch JA unerkannt durch die Lande reisen!
Lustige: Von der Kabine des Hausmeisters aus kann man das Geschehen auf der Bühne und im Foyer genau verfolgen!

Lange Rede – kurzer Sinn: Wir alle waren heute noch komplett überwältig von dem, was da gestern in Hamburg passiert ist und brauchten eine ganze Weile, um uns so langsam wieder mir der Realität vertraut zu machen...

Wuppertal
Aber eigentlich wollte ich ja was zu Wuppertal schreiben, oder?
Also:
Der erste Hammer traf uns gleich heute morgen beim ersten Blick in die Stadthalle! Wenn man das Wort „Stadthalle“ hört, denkt man doch unweigerlich an so’ne olle Mehrzweckhalle mit Linoleumboden, Basketball-Markierungen und wegklappbaren Tribünen, oder?
Die Wuppertaler Stadthalle ist das komplette Gegenteil: Ein antiker Bau (shame on me for not knowing die Erbauungsperiode L), der in den letzten Jahren für Squillionen von DM und € restauriert und renoviert worden ist und jetzt in einer Pracht erstrahlt, die einfach atemberaubend ist! In so einer Halle spielen zu dürfen ist an sich schon eine Ehre.
 
Die Bühne...
... und der Zuschauersaal...
... des Wuppertaler Stadttheaters...
... sind einfach unglaublich!

der Vorhang
Allerdings ist der Sound der Halle für gesprochenes Wort dann gar nicht so wirklich geeignet. Zu viel Hall, so dass man sehr aufpassen muss, langsam zu sprechen und sich nicht gegenseitig ins Wort zu fallen, weil sonst nur noch Brei zu verstehen ist.
Anfänglich war das richtig problematisch, aber dann kam El Conde auf die geniale Idee, doch einfach den Bühnenvorhand zuzuziehen – das half.

Tour-Anfänger
Gruselig ist das in diesen großen Hallen immer mit dem Verlaufen. Meist gibt es so viele Möglichkeiten, von A nach B zu kommen, dass man an der Auswahl scheitert und garantiert falsch läuft...
Auch das mit dem Essen müssen wir alle noch ein bisschen üben: Eigentlich ist es so gedacht, dass es „morgens“ (im Rock’n’Roll-ish ein äußerst dehnbarer Begriff, der die Zeitspanne von 7:00 – 16:00 Uhr umfasst) ein umfangreiches und sättigendes Frühstück gibt und nachmittags (alles ab 16:00 Uhr) dann ein warmes Essen, das entweder in der Halle serviert wird, oder – wenn es ein sogenanntes „buy-out“ gibt – von jedem selbst gefangen werden muss. Heute war „buy-out“-Tag, was aber keiner so recht kapiert hat und was folglich dazu führte, dass um 17:00 Uhr – zur angesetzten Soundcheck-Zeit kaum jemand was anständiges im Magen hatte.
Aber wir sind ja – bis auf unseren Tourleiter Holger – alle Tour-Anfänger und werden das sicher bald begriffen haben, wie das mit dem Essen funktioniert! J

??? im Radio
So gab es nach dem Soundcheck dann auch statt Essen Radiointerviews zu bestreiten. Dabei waren wir allerdings ziemlich clever und haben alle Interviewenden in einer Art Pressekonferenz zusammengepackt, was Jens, Olli und Andreas ‚ne Menge Zeit und Worte gespart hat und trotzdem alle Journalisten glücklich gemacht hat.
Den Vogel hat dann allerdings ein Wuppertaler Privat-Radio-Sender (ich glaube nicht, dass ich hier jetzt einen konkreten Namen nennen sollte...) abgeschossen: Völlig unangemeldet stand plötzlich ein junges Mädel bei uns im Catering-Raum und wollte – kurz vor der Show – noch ein Interview machen. Verblüffenderweise hatte sie noch nie etwas von den Drei ??? gehört und folglich auch keine Ahnung, wen sie da eigentlich interviewte! Kurze Zeit später stellte sich dann aber heraus, dass sie in Polen aufgewachsen ist, so dass man ihr diese „Unkenntnis“ nicht wirklich zum Vorwurf machen kann. Aber da war das mit der Ernsthaftigkeit des Interviews eh schon in den Brunnen gefallen. Trotz allem schlug sich das Mädel – dessen Namen leider keiner behalten hat – überaus tapfer und dürfte jetzt das mit Abstand lustigste Interview im Kasten haben!
Auch das Foyer hat es in sich!
Was war zuerst da: Die bemalten Kacheln oder die gekachelte Wand?
Klassik meets Moderne - geht doch!

"Hallo Corinna!"
Zu Beginn der Show hatte ich ganz persönlich noch eine Begegnung der 3. Art: Ich gehe auf die Bühne, um den Leuten zu sagen, dass sie bitte ihre Handys ausschalten und auf keinen Fall mit Blitz fotografieren sollen, und beginne meine Ansage mit den immer wieder gern gewählten Worten: „Hallo Wuppertal!“ worauf es aus dem Publikum doch tatsächlich „Hallo Corinna!“ zurückruft!!?!! HÄ?!?!?

Hamburg vs. Wuppertal
Im Gegensatz zur Show in Hamburg, war das Publikum heute viel ruhiger und hat mehr zugehört als gelacht und gefeiert. Soll nicht heißen, dass die Stimmung nicht so gut war – war einfach nur eine komplett andere Atmosphäre!

???-Boygroup
Eine Weile nach der Show haben Oliver, Jens und Andreas sich dann in die Höhle des Löwen gejagt und haben sich im Foyer den Autogrammjägern gestellt. Meine Güte, waren das viele! Wenn man das gesehen hat, kann man fast denke, die Drei ??? wären eine Boygroup!
 
Wie bei einer Boygroup...
Oliver
... komplett von Fans um Umlagert... 
Jens
... und gefeiert wie die Stars!!!
Andreas

??? meets Point Whitmark
Und weil nach diesem „Kampf“ alle immer noch oder schon wieder Hunger hatten, sind wir dann noch ins nahegelegene Maredo gefahren. Und zwar zusammen mit den drei Jungs von Point Whitmark!!! Die Point Whitmark-ler und „unsere Jungs“ kennen sich nämlich schon seit Ewigkeiten – sind teilweise sogar zusammen zur Schule und in eine Klasse gegangen!
Das war dann noch ein sehr netter und gemütlicher Abend!
 
Olli hat seine Konkurrenz fest im Griff: links Sven Plate (alias "Jay Lawrence") und rechts Kim Hasper (alias "Tom Cole")
und der dritte Point Whitmarkler: Gerrit Schmidt-Foß (alias "Derek Ashby")
Diese beiden gehören zu "uns": Peter und Holger!

Tourvideo
Seit heute haben wir übrigens einen „Jungfilmer“ an Board: Peter (unser Geräuschemacher) hat sich eine Videokamera gekauft! Wenn ihr ganz viel Glück habt, gibt’s also vielleicht auch mal ein paar bewegte Bilder auf dieser Seite zu sehen... Allerdings nicht, bevor die Tour nicht zu Ende ist, denn glaubt man nicht, dass ich mich für Euch jetzt auch noch mit Videoschnitttechnik rumschlage! Ich habe heute morgen geschlagene 3 Stunden gebraucht, um die Bilder von gestern und vorgestern runterzuladen und nach Quickborn zu schicken – das war länger, als Spaß machte... Also vorerst nix Video.
In diesem Sinne: Bonne Nuit!
;)
Corinna.